Gemeinderat,
56. Sitzung vom 27.01.2010, Wörtliches Protokoll - Seite 18 von 93
Möglichkeiten einzusetzen, um möglichst viele finanzielle Mittel
aufzustellen, die nicht von den Mieterinnen und Mietern und die nicht aus dem
Steuertopf der Stadt Wien kommen.
Herr Gemeinderat, ich kann Sie nur einladen, wenn Sie dazu vielleicht
einmal eine gute Idee hätten, diese mir bitte nicht zu verheimlichen. Ich bin
dafür immer sehr dankbar und gern bereit, im Interesse der Wienerinnen und
Wiener kostengünstige Sanierungsschritte zu setzen. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl:
Damit ist die Fragestunde beendet.
Wir kommen nun zur Aktuellen Stunde. Der ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt
Wien hat eine Aktuelle Stunde mit dem Thema „Die SPÖ-Volksbefragung: Suggestive
Fragen, irreführende Behauptungen, sündteure Steuergeldverschwendung!"
verlangt.
Das Verlangen wurde gemäß § 39 Abs 2 der Geschäftsordnung
ordnungsgemäß beantragt.
Ich bitte nun den Erstredner, Herrn GR Dr Tschirf, die Aktuelle Stunde
zu eröffnen, wobei ich ihn daran erinnere, dass seine Redezeit zehn Minuten
beträgt.
GR Dr Matthias Tschirf (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien):
Frau Vorsitzende! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Wenige Monate vor Ende der
absoluten Herrschaft der SPÖ in dieser Stadt stellen wir hier ein
demokratiepolitisch bedenkliches Spiel fest. Wir haben daher zu Recht diese
Fragestellung für diese Aktuelle Stunde gewählt oder die Feststellung
getroffen, dass suggestive Fragen bei dieser SPÖ-Volksbefragung gestellt
werden, irreführende Behauptungen getätigt werden und sündteure
Steuergeldverschwendung stattfindet.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, es gehört dazu, dass man mit
Wahlkampf-Gags zu tun hat und dass die SPÖ-Wien hier nicht zimperlich ist. Aber
das, was sich hier abspielt, ist tatsächlich bedenklich! Es ist, meine sehr
geehrten Damen und Herren, und jeder, der mich kennt, weiß, dass ich mit diesen
Worten sehr sorgsam umgehe, auch rechtlich bedenklich.
Kollege Stürzenbecher, Sie wissen es als Jurist viel besser, hier
handelt es sich um Suggestivfragen und was zu Suggestivfragen gesagt wird,
bitte nachzulesen in der einschlägigen verfassungsrechtlichen Literatur. Die
Fragen 2 bis 4 sind sicherlich Suggestivfragen. Außerdem ist das geheime
Wahlrecht, eine der wesentlichsten Errungenschaften unserer Demokratie, bei
dieser Volksbefragung in hohem Ausmaß gefährdet, meine sehr geehrten Damen und
Herren! (Beifall bei der ÖVP.)
Meine sehr geehrten Damen und Herren, es ist dazu noch ein wirklich
teurer Wahlkampf-Gag, wenn man sich vorstellt, 7 Millionen EUR, und
wir wissen gar nicht, wofür das alles verwendet wird. 7 Millionen EUR
an Steuergeldern der Wienerinnen und Wiener, die einfach beim Fenster
hinausgeschmissen werden, nur deshalb, weil man halt einige Monate vor dem Wahlgang
einen entsprechenden Gag setzen will! Meine sehr geehrten Damen und Herren, ein
Instrument der direkten Demokratie, wie die Volksbefragung, und dafür ist lange
Generationen gerungen worden, so fahrlässig einzusetzen, ist ein Skandal! Das
hat die SPÖ-Wien zu verantworten! (Beifall
bei der ÖVP. - GR Alfred Hoch: Schweinerei!)
Ich glaube, mehr als einen Monat, nachdem
die SPÖ hier diese Volksbefragung allein beschlossen hat, sieht man auch die
Reaktionen in der Bevölkerung. Es ist eigentlich die Meinung da, wozu man
abstimmen soll, es ist eh alles sinnlos, es geht letztlich nur darum, dass das
Stadtbild durch Plakate vom Herrn Bürgermeister geprägt wird. Übrigens bedaure
ich, dass der Herr Bürgermeister nicht da ist. Ich habe gehört, dass er derzeit
zu einem anderen Termin eingeladen hat. Meine sehr geehrten Damen und Herren,
das ist auch nicht gerade ein Zeichen demokratischer Qualität, die dieses Haus
auszeichnen sollte. Aber leider ist das ein Sittenbild der Kultur in diesem
Haus, das wir nur mit Bedauern feststellen können! (Beifall bei der ÖVP.)
Meine sehr geehrten Damen und Herren, wenn wir uns diese
Suggestivfragen hernehmen - die Fragen 2 bis 4 sind eindeutig Suggestivfragen -
und das Ganze mit der letzten Volksbefragung vor mittlerweile 19 Jahren
vergleichen, dann war die Vorgangsweise, die damals gewählt wurde, eine völlig
andere. Da gab es einen Antrag aller im Haus vertretenen Parteien. Hier ist das
nicht der Fall gewesen. Wir haben dies auch beim letzten Mal erörtert, wie hier
mit den anderen Parteien umgegangen worden ist. Das ist halt ein Zeichen der
politischen Kultur, das Sie setzen, der politischen Unkultur!
Jetzt haben wir es teilweise mit merkwürdigen Fragestellungen zu tun.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich merke aus Ihren Reaktionen, dass Sie
genau wissen, was das ist und dass Sie genau wissen, dass es nur die Situation
eines Ertrinkenden ist, in der Sie sich befinden und aus der Sie noch ein
bisschen einen Gag produzieren.
Meine Damen und Herren, wir hätten genug Fragen in dieser Stadt, die
nicht gesellt worden sind. Stattdessen werden 7 Millionen EUR an
Öffentlichkeitsarbeit beim Fenster hinausgeschmissen. Man muss sich vorstellen,
die letzte Volksbefragung hat 5,5 Millionen Schilling gekostet,
Druckwerke, Inserate, Vertrieb und so weiter. Aber damals war eben die
Fragestellung eine objektive, eine nachvollziehbare, eine, wo es ein klares Ja
oder Nein dazu gegeben hat, meine sehr geehrten Damen und Herren.
Was ist das Ziel? Das Ziel, das Sie haben ist, dass
25 Prozent hingehen. Ist das eigentlich nicht beschämend, dass man sich da
die Latte so niedrig legt, dass man nicht wirklich ein Interesse daran hat,
dass die Wienerinnen und Wiener gefragt sind, dass man wirklich ein Interesse
daran hat, dass die Mehrheit ihre Meinung sagt? Aber da geht es nur um einen
Wahlkampf-Gag und nicht um mehr, meine sehr geehrten Damen und Herren! Man muss
sich vorstellen, zur letzten Volksbefragung, zwischen 14. und
16. Mai 1991, sind immerhin 43,7 Prozent gegangen. Sie wissen schon
von vornherein, es brauchen eh nur 25 Prozent hinzugehen. Meine sehr
geehrten Damen und Herren, das ist SPÖ-Demokratieverständnis des
Jahres 2010! Das wird am
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