Gemeinderat,
56. Sitzung vom 27.01.2010, Wörtliches Protokoll - Seite 17 von 93
beispielsweise das Erscheinungsbild wieder so zu präsentieren, wie es
sich in den 30er Jahren beim Bau gezeigt hat. Das ist für uns wichtig, dass wir
hier den historischen Charakter erhalten. Gleichzeitig wollen wir anhand dieser
beiden Objekte, die schon vom Bundesdenkmalamt und von uns, von Wiener Wohnen
und von externen Experten, betreut werden, Schlussfolgerungen für die gesamte
Anlage ziehen. An diesen Schlussfolgerungen wird es auch liegen, welcher
Kostenrahmen dann insgesamt genau festgelegt wird.
Wir gehen jetzt einmal von in etwa 7 bis 7,5 Millionen EUR
aus. Ich habe aber auch schon die Verantwortung für andere historische Objekte
in der Sanierung gehabt und weiß, dass man vor allem dann, wenn man einen
Sanierungsschritt beginnt, sehr oft bemerkt, dass durch Leitungen und vieles
andere mehr, was in der ursprünglichen Annahme nicht kalkuliert werden konnte,
oft während der Sanierung zusätzliche Kosten auftreten. Von daher wollen wir
jetzt einmal die beiden Häuser, die leer stehen, ausloten, denn da haben wir
den Vorteil, dass wir keine Mieterinnen und Mieter im unmittelbaren
Lebensumfeld beeinträchtigen müssen, und dann die weiteren Schritte und
Konsequenzen setzen.
Dass wir uns auch mit dem World Monuments Fund in Verbindung gesetzt
haben, liegt darin - auch das habe ich vorhin erwähnt -, dass ich natürlich
versuche, möglichst viele finanzielle Mittel weder aus dem Steuertopf der
Wiener noch aus dem Bereich der Mieterinnen und Mieter zu lukrieren. Das
erfordert oft ein langwieriges Verhandeln. Ich bin sehr froh und stolz darauf,
dass es uns gelungen ist, dass wir 2010 auf der Liste sind. Das war ein
mehrjähriger Verhandlungsprozess, weil Sie können sich vorstellen, dass es
international viele Ambitionen gibt, historisches Erbe zu bewahren und
finanzielle Mittel aus dem Fund anzusprechen. Dass uns das gelungen ist, ist
eine Stärke unserer Argumente, wie ich meine, und der Konsequenz im Verhandeln.
Ich gehe also davon aus, dass wir, wenn wir die technischen
Rahmenbedingungen kennen, die wir aus der Sanierung diese beiden Objekte
schöpfen, wenn wir wissen, was aus dem Bereich des World Monuments Fund an
finanziellen Mitteln kommt, schauen werden, wie stark wir die Mieterinnen und
Mieter einbeziehen können und was wir als Stadt Wien dann noch drauflegen.
Vorsitzende GRin Inge Zankl:
Die 4. Zusatzfrage wird von Herrn GR Ing Mag Dworak gestellt. - Bitte.
GR Ing Mag Bernhard Dworak (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien):
Herr Vizebürgermeister!
Ich kann mir nicht vorstellen, dass Sie froh darüber sind, dass Sie auf
der Liste von Docomomo sind, denn die Werkbundsiedlung ist in Österreich das
einzige Objekt oder Kulturdenkmal, das verfällt und auf dieser Liste ist.
Möglicherweise, dass Sie zusätzliche Mittel von dort bekommen wollen, das ist
keine Frage, aber dass Sie froh sind, auf der Liste zu sein, kann ich mir nicht
vorstellen. Das ist die erste Bemerkung.
Die zweite Bemerkung: Es stehen in der Zwischenzeit nicht nur zwei
Objekte, sondern schon mehrere Objekte leer. Drei oder vier, soviel auf Grund
der letzten Begehung. Das ist die zweite Geschichte.
Die dritte Sache ist, die Bewohner wurden bis heute nicht gefragt. Es
wurden die Schäden nicht aufgenommen. Das heißt, Ihre Schätzung von 7 bis 7,5
Millionen EUR ist eine sehr willkürliche. Ich fürchte, dieser Betrag wird
sich noch erhöhen. Aber das waren nur Eingangsvorbemerkungen.
Nochmals meine Frage zur Information aus dem Bundesdenkmalamt: Es ist
nicht abgeschlossen, welche Maßnahmen zu treffen sind. Bis heute gibt es keinen
abschließenden Bericht des Bundesdenkmalamtes. Jetzt ist die Frage, wie das
ausschaut. Wann werden Sie, wenn Sie heuer noch alle Informationen bekommen,
wirklich mit der Sanierung beginnen und wann können Sie sich vorstellen, dass
sie abgeschlossen ist?
Vorsitzende GRin Inge Zankl:
Bitte, Herr Vizebürgermeister.
VBgm Dr Michael Ludwig:
Herr Gemeinderat!
Zum einen gibt es in der Werkbundsiedlung, weil Sie gesagt haben, es
stehen mehrere Objekte leer, insgesamt 70 Objekte. Davon sind 48 in der
direkten Verwaltung von Wiener Wohnen. Was in den privaten Objekten passiert,
kann ich nicht sagen. Da weiß ich auch nicht, welche leer stehen oder nicht. In
jenen von Wiener Wohnen verwalteten Objekten sind es drei. Und zwei von diesen
drei Objekten werden gemeinsam mit dem Bundesdenkmalamt im Rahmen dieses von
mir schon angesprochenen Sanierungsschrittes begleitet und betreut. Das ist
auch der Grund, warum es noch keinen abschließenden Bericht des
Bundesdenkmalamtes geben kann, denn dort arbeiten die Experten und Historiker
des Bundesdenkmalamtes gemeinsam mit unseren Fachexperten. Also da sehe ich
nicht den Vorwurf. Ich kann nur sagen, dass sich alle sehr bemühen, das
möglichst schnell abzuwickeln.
Aber ich bin der Letzte, der das Bundesdenkmalamt drängen wird, weil es
immer wieder im Zuge der Beobachtung dieser Objekte feststellt, welche
Maßnahmen technischer Natur, aber auch architektonischer, statischer Natur
beispielsweise zu treffen sind. Ich persönlich bin dafür, dass wir diese
Prüfung abwarten. Wir können nicht auf der einen Seite kritisieren, dass es
Sanierungsmaßnahmen wie in den 80er Jahren gibt, die nicht so umfassend und
tief gehend waren und gleichzeitig sagen, wir sollen das diesmal gleich machen.
Wenn eine tiefer gehende Sanierung gefordert wird, dann würde ich auch um
Verständnis bitten, dass wir den Expertinnen und Experten auch die Zeit, die
dazu notwendig ist, einräumen.
Dass die Werkbundsiedlung auf dieser Liste ist, ist nicht das erste
Beispiel aus Österreich. Ich habe es vorhin schon angesprochen. Es war
beispielsweise auch die Brunnenanlage des Schlosses Belvedere, einer
Bundesanlage, auf dieser Liste und es war sicherlich von Vorteil, dass wir
internationale finanzielle Mittel dafür verwenden konnten. Das sehe ich nicht
als Nachteil.
Ich glaube, dass es auch Sinn macht, alle unsere
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular