Gemeinderat,
56. Sitzung vom 27.01.2010, Wörtliches Protokoll - Seite 16 von 93
Stadt Wien, allen Eigentümern, unabhängig, ob es sich um einen
kommunalen Eigentümer, um einen gemeinnützigen oder gewerblichen Bauträger oder
um einen privaten Hauseigentümer handelt, gleiche Möglichkeiten zu geben, ihre
Gebäude zu sanieren. Es ist vielleicht in diesem Kreis nicht ganz bekannt, was
wir eigentlich alles über das Instrument des Wohnfonds Wien für die Sanierung,
nicht nur der Gemeindebauten, sondern auch der privaten Wohnhäuser, machen.
Dass wir ganze Bezirks- und Stadtteile in enger Kooperation mit privaten
Hauseigentümern, zum Beispiel im gesamten Gürtelbereich, machen können, hängt
damit zusammen, dass wir als Stadt Wien, wie ich meine, eine sehr umfassende
oder großzügige Sanierungsunterstützung anbieten können. Hier gelten gleiche
Konditionen für die Gemeindebauten wie auch für die privaten Wohnhäuser. Ich
halte das durchaus für richtig, weil auch in den privaten Wohnhäusern
beispielsweise Mieterinnen und Mieter wohnen, die durch die Unterstützung bei
der Sanierung gedeckelte Mietkosten haben. Das gilt für die Bewohnerinnen und
Bewohner unabhängig vom Rechtsverhältnis der einzelnen Wohnbauten. Auch bei den
Gemeindebauten ist es so, dass wir selbstverständlich die Mieterinnen und
Mieter in die Sanierung und in die Abdeckung der Sanierungskosten einbeziehen.
Das ist deshalb manchmal auch ein Problem, überall in jenen Anlagen, wo es
geringe Mietzinsreserven gibt, eine vielleicht anstehende Sanierung
durchzuführen. Hier bemühen wir uns aber in vielen Gesprächen mit den
Mieterbeiräten und mit den Mieterinnen und Mietern, Lösungen zu finden. In
manchen Fällen wird beispielsweise mit einer § 18-Sanierung renoviert,
auch wenn in der Mietzinsreserve nicht genügend Kapital vorhanden ist, die
Mieterinnen und Mieter aber eine geringfügige Erhöhung ihrer Mieten
akzeptieren.
Das wäre in der Werkbundsiedlung in diesem Haus nicht möglich. Auch mit
einem § 18-Verfahren wäre das eine Größenordnung, die von den Mieterinnen
und Mietern nicht zu leisten ist. Von daher hat die Werkbundsiedlung zweifellos
einen anderen Charakter in der Sanierung als viele andere Gemeindebauanlagen.
Wir haben in Wien insgesamt 2 000 Gemeindebauanlagen, die zu einem
großen Teil schon saniert sind, manche auch mehrfach saniert, vor allem jene
aus der Ersten Republik, wo wir in vielen Fällen versuchen, im Rahmen der so
genannten thermisch-energetischen Sanierung den heutigen Herausforderungen, den
heutigen Ansprüchen, vor allem im Klimaschutz, gerecht zu werden. Im Bereich
der Werkbundsiedlung ist das deshalb eine besondere Herausforderung, weil wir
auf der einen Seite das architektonische Äußere erhalten, aber auf der anderen
Seite auch klimaschutzrelevante Maßnahmen treffen wollen. Das ist auch der
Grund der Sanierungsschritte, die wir gesetzt haben. Darum muss ich
zurückweisen, dass in diesem Bereich nichts geschehen ist. Wir arbeiten mit dem
Bundesdenkmalamt seit einigen Jahren sehr intensiv an einem umfassenden
Sanierungsprojekt.
Wir haben beispielsweise in zwei leer stehenden Häusern der
Werkbundsiedlung begonnen auszutesten, was alles notwendig ist, was
beispielsweise den Einsatz von Materialien betrifft, um das historische
Erscheinungsbild zu erhalten und gleichzeitig diese thermisch-energetischen
Maßnahmen durchzuführen. Hier bemüht sich das Bundesdenkmalamt sehr intensiv,
hier bemüht sich Wiener Wohnen sehr intensiv und wir wollen die Erfahrungen,
die wir anhand dieser beiden leer stehenden Objekte ziehen, auf die gesamte
Siedlung übertragen.
Wir wollen auch versuchen, unter Einbeziehung der Mieterinnen und
Mieter ein Finanzierungskonzept zu finden, das für die Bewohnerinnen und
Bewohner auch nach der Sanierung erhalten bleibt.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Die 3. Zusatzfrage wird
von Frau GRin Jerusalem gestellt.
GRin Susanne Jerusalem (Grüner Klub im Rathaus):
Herr Stadtrat!
Sie haben uns darauf hingewiesen, dass Sie bereits 2005 begonnen haben
nachzudenken und dann 2008 an dem Punkt weitergedacht haben, woher denn die
Mittel kommen. Jetzt haben wir 2010 und ich möchte nur darauf hinweisen, dass,
je länger dieser Nachdenkprozess dauert, desto höher die Kosten der Sanierung
werden. Das ist bei allen Menschen, auch bei Einzelpersonen, so, wenn sie ihr
Haus sanieren wollen und damit zu spät beginnen. Das heißt, ein wichtiger
Faktor bei dieser Sanierung wird sein, dass man einmal mit dem Denken fertig
wird und tatsächlich zum Handeln kommt, und zwar sehr rasch.
Ich möchte für die GRÜNEN festhalten, dass wir an der Werkbundsiedlung
ein sehr großes Interesse haben, das über die Jahre auch schon dokumentiert
haben und sehr darauf drängen, dass demnächst ein Finanzierungsplan, der die
Mieter nicht belastet, vorgelegt wird, und zwar ein Gesamtsanierungsplan, also
nicht wieder Kleinkram.
Weil ich nach dieser sehr lange dauernden Frage einmal Nägel mit Köpfen
machen möchte, frage ich gerade heraus: Wann wird dieser Finanzierungs- und
Gesamtsanierungsplan von Ihnen spätestens vorgelegt?
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Bitte, Herr
Vizebürgermeister.
VBgm Dr Michael Ludwig: Sehr geehrte Frau Gemeinderätin!
Ich möchte noch einmal darauf verweisen, was ich auch in der
Beantwortung des Vorredners gesagt habe, dass wir nicht nur nachgedacht haben,
wobei ich sage, bei Sanierungskonzepten schadet es nicht, wenn man ein bisschen
nachdenkt, weil wir haben andere Problembereiche, wo es manchmal besser gewesen
wäre, etwas länger nachzudenken und nicht unmittelbar zu reagieren.
Nachzudenken ist also für mich noch kein Nachteil.
Aber wir haben uns nicht nur auf das Nachdenken
beschränkt, sondern ich habe vorhin auch ausgeführt, dass wir in enger
Kooperation mit dem Bundesdenkmalamt versucht haben, anhand von zwei Objekten
auszuloten, welche Materialien verwendet worden sind, die wir auch bei der
Sanierung verwenden wollen, um
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