Gemeinderat, 2. Sitzung vom 13.12.2010, Wörtliches Protokoll - Seite 115 von 126
weil okay, es mag ja sein, dass es da auch einen Unterschied gibt. Aber warum es so viele Schulversuche in Wien gibt, ist doch, weil es diese 10-Prozent-Deckelung gibt, weil es immer wieder, um etwas Neues auszuprobieren, entsprechend notwendig ist, einen Schulversuch zu machen. Das, was Sie neue Mittelschule nennen und dann sagen, es gibt einen Unterschied zur Wiener Mittelschule, da vermute ich, dass Sie die KMS gemeint haben, die natürlich dann tatsächlich nur mehr fünf Stunden mehr hatte. Das war aber nicht deshalb, weil sie ins Regelschulwesen gekommen ist, sondern weil sie ins Regelschulwesen unter schwarz-blauer Bundesregierung gekommen ist! Die Gehrer hat einfach die Mittel gekürzt, die vorher zugesagt waren. (GR Mag Wolfgang Jung: Nicht schon wieder!) Und natürlich steht da auch richtigerweise drinnen, dass bei der Evaluierung rausgekommen ist, kaum waren die Mittel gekürzt, kaum war nur mehr ein Drittel der Mehrstunden bewilligt, hat der Schulversuch nicht mehr so gut geklappt. Überraschung! Ja, stimmt, das ist ja ganz klar, aber ich meine, es uns vorzuwerfen, dass wir einen Schulversuch historisch gemacht haben, Schwarz-Blau es auf ein Drittel der zusätzlichen Mittel gekürzt hat und es dann nicht so geklappt hat, wie ursprünglich gedacht, hat ja eine gewisse, ich würde sagen, Ironie oder entbehrt nicht einer gewissen Hinterlist, „nordische List“, die hier entsprechend versucht, sich Bahn zu brechen. Dass es Mehrstufenklassen gibt, dass es hier so gut dokumentierte Schulversuche gibt, ist ja ohne Zweifel richtig. Und zur neuen Mittelschule möchte ich nur eine Sache sagen: Da nämlich, nur falls Sie das nicht wissen, ich meine, wir haben’s ja oft gesagt, aber es ist ja in dem Sinn jetzt neu, es wird überall publiziert, wo wir in Wien ja besonders stolz darauf sind, dass es keine Nur-Hauptschule ist, dass wir die AHS dazubekommen haben, dass sie auch entsprechend mitmachen. Also die Neue Mittelschule in Wien ist wieder ein Schulversuch, weil es ja anders nicht geht, wieder mit 10 Prozent gedeckelt. Wir wollen das alles aufheben. Wir haben auch fünf, sechs AHS dabei, zum Beispiel die Kandlgasse, die von Anfang an bei der Neuen Mittelschule dabei war und die entsprechend schon zwei, drei Dependancen hat, weil sie so viele Anmeldungen hat. Dort wird sehr wohl individualisiert unterrichtet. Es werden Schwächen geschwächt und Stärken gestärkt, indem die Kinder miteinander arbeiten. Es gibt auch nicht drei formalisierte Leistungsgruppen. Aber es ist so, dass es nachmittägliche Lerneinheiten gibt, wo Lehrer dabei sind, wo diejenigen, die ein bissel schwächer sind, den Stoff noch einmal durchmachen, um nachzukommen und andere, die sozusagen begabter sind, auch gefördert werden. Also es gibt hier eine spezielle Förderung für die Begabten, sogar eine Sache, die zumindest der ÖVP wichtig ist. Ich weiß ja gar nicht, ob das den Freiheitlichen noch ein Anliegen ist. Aber alles in allem muss man sagen: Dort wird individualisiert unterrichtet. Es gibt keine formalisierte Unterscheidung. Es würde aber theoretisch die Möglichkeit geben, dass du, wenn du es in der AHS am Ende nicht schaffst und sagst, nein, ich möchte lieber in der Hauptschule benotet werden, auch im Klassenverband bist und weiter aufsteigen kannst. Das ist aber eher eine Stärke dieses Schulversuches, dass eben nicht frühzeitig rausselektiert wird, sondern dass es eine Möglichkeit gibt zu sagen, ich geh in der 2. in die Kommission mit einer Hauptschulbewertung, aber in der 3., wenn ich’s wieder schaff, dann wieder in die AHS hinein. Also diese Flexibilität ist formal gegeben, solange es diese Unterscheidung noch gibt und das haben wir entsprechend gemacht, Wieso Sie dazu kommen, dass Sie sagen, da sind 90 Prozent Migranten, ist gänzlich unerklärlich und stimmt natürlich auch überhaupt nicht.
Beim Schuleingangsbereich möchte ich auch noch eine Sache sagen: Ich meine, das war in dem Sinn gar kein Schulversuch, sondern das war von den Schulgesetzen erlaubt, dass man zwei Jahre eine Schuleingangsphase hat und die haben wir immer noch dort, wo entsprechend mehrere Schüler „außerordentlich“ sind. Wir haben ein 1+1 - Modell, das allerdings jetzt evaluiert wird, wo das deshalb ein wenig zurückgefahren wird, weil es ja eigene Vorschulklassen für die Kinder gibt, die noch nicht so schulreif sind und die dann nach einem Jahr reinkommen.
Was wir probieren, ist, dass es keine Ghettoklassen werden, dass diese Klassen nicht weitergeführt werden als gemeinsame Klasse und das passiert ja auch nicht. Dementsprechend gibt es den Schuleingangsbereich weiter. Das 1+1 - Modell hat das aber ein wenig zurückgefahren.
Was Sie gegen die gemeinsame Lehrerausbildung haben und warum Sie dagegen sind, dass KindergartenpädagogInnen - gerade wenn Sie sagen, Sie wollen Förderung haben und wie kann man denn fördern, wenn man die KindergartenpädagogInnen nicht auch entsprechend ausbildet? Wir wollen eine gemeinsame Ausbildung für den gesamten Bildungsbereich, richtig erkannt. Wenn du irgendwann einmal die Trennung zwischen AHS, so genannter Hauptschule und vom Kindergarten beginnend und ich sage, sogar auch Erwachsenenbildung noch dazu nimmst, dann hast du eben eine bildungsmäßige Ausbildung, die an der Universität geleistet wird, weil die heutige Spaltung in Pädagogische Hochschule, universitäre Ausbildung und dann eine mit Matura der KindergartenpädagogInnen bringt ja diese Spaltung mit sich und führt dazu, dass du auch sehr schwer wieder wechseln kannst auch innerhalb der Altersstufen, wenn es dir in einer Schule nicht mehr so gefällt und du sagst, ich würde viel lieber mit älteren oder jüngeren Kindern arbeiten. Du bist als Lehrer dann verdammt, in dieser Schule zu bleiben. Dass gerade auf der Uni selbst eine sehr schlechte pädagogische Ausbildung besteht, wird sogar von AHS-Lehrergewerkschaftern zugegeben oder auch kritisiert. Zum Beispiel in der Josefstadt haben wir 70 bis 80 Prozent, die in die AHS gehen. Du hast ja dort eine Gesamtschule, sie sind nur in der AHS, nur, der AHS-Lehrer ist dafür nicht ausgebildet. Er kann es nicht, er steht mit dem Rücken zur Wand und er kann gar keine Gruppen bilden, weil das im Lehrplan nicht vorgesehen ist, weil er es gar nicht machen darf. Das ist sein Problem. Also hast du eine De-facto-Gesamtschule, aber unfreiwillig ohne zusätzliche pädagogische Ausbildung.
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular