Gemeinderat,
55. Sitzung vom 18.12.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 121 von 123
Ich kann Ihnen versichern, es waren dort auch einige der wichtigsten
Manager von Konzerthäusern und Festivals in diesem Land anwesend, und sie haben
unser Kopfschütteln geteilt. Denn das, was wir dort zu hören bekommen haben,
war: Na ja, das ist nun einmal so, wir sind ein großes Orchester, wir brauchen
viel Geld, wir können leider nicht mehr sparen, wir müssen jetzt darauf setzen
und hoffen, dass auch 2010 die Stadt Wien unser recht üppiges Finanzloch
stopfen wird!
Das war die Ansage des Herrn Präsidenten Streicher, der das dort gesagt
hat, mehr oder weniger nach dem Motto: Wir haben schon alles getan, was wir tun
konnten, wir können jetzt nichts mehr machen, jetzt muss der Steuerzahler
zahlen!
Sehr geehrte Damen und Herren! So sollte das in dieser Stadt nicht
funktionieren, wenn Sie mich fragen. Die Symphoniker sind unbestrittenermaßen
eines der wichtigsten Orchester in dieser Stadt, sie haben einen Weltruf - an
dem man aber auch noch arbeiten könnte -, sie sind ein wesentlicher Faktor des
Wiener Musiklebens. Die hingerotzte Antwort auf die Frage: „Sagen Sie, wie
werden Sie das nächstes Jahr machen?", ist: „Na ja, da muss eben die Stadt
Wien einspringen!"
Ich halte das für keine sehr seriöse Vorgehensweise für ein Unternehmen
mit immerhin doch ungefähr 14 Millionen EUR Umsatz. Wir würden alle
Zeter und Mordio schreien, wenn ein Unternehmen, an dem wir persönlich
beteiligt wären, in dieser Weise vorgehen würde.
Ich behaupte auch nicht, dass ich die Lösung für alle Probleme der
Wiener Symphoniker habe. Nein, aber es beunruhigt mich zutiefst, dass Herr
Präsident Streicher mir auch nicht das Gefühl vermittelt, dass er erstens eine
Lösung hat und zweitens sich darum bemüht.
Deshalb bringen wir einen gemeinsamen Antrag ein, der den Herrn
Stadtrat noch einmal freundlich auffordert, sich doch dieses Problems wieder
einmal anzunehmen und auch vielleicht im Kulturausschuss darüber zu
diskutieren. Wir werden dann gerne beitragen, was wir beitragen können. Die
Wiener Symphoniker brauchen in nächster Zeit ein bisschen Aufmerksamkeit, ist
mein Eindruck, und diese wollen wir ihnen gerne geben. - Danke. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Als Nächster zum Wort
gemeldet ist Herr GR Ing Mag Dworak. - Bitte.
GR Ing Mag Bernhard Dworak (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Herr Stadtrat! Herr Vorsitzender! Meine Damen und
Herren!
Kollegin Ringler hat ja den Zustandsbericht aus der Generalversammlung
der Wiener Symphoniker gebracht. Wir hätten der Basissubvention von
12,7 Millionen EUR durchaus zugestimmt.
Es gibt unter anderem auch Orchester, die das durchaus billiger machen.
Aber trotzdem hätten wir zum Wohl der Wiener Symphoniker zugestimmt. Nur als
wir gehört haben, dass diese 12,7 Millionen EUR nicht einmal für die
Personalkosten reichen, da mussten alle Alarmglocken läuten, vor allem deshalb,
weil im Vorjahr 2,5 Millionen Verlust erwirtschaftet worden sind. Es
heißt, hier gibt es keine Reserven und in der Vereinsbilanz stehen mehr als
49 Millionen Schulden. Das macht uns sehr betroffen.
Trotz dem Kontrollamtsbericht und dem Gutachten der Infora Consulting
Group hat die SPÖ und vor allem der Herr Stadtrat offenbar nichts unternommen,
um die Verluste einzudämmen. Bis heute ist nämlich nicht bekannt, wie die
Zukunft der Symphoniker wirklich ausschauen wird. Es ist zwar bekannt, dass
immer mehr Geld benötigt wird, wenn der Herr Präsident Streicher das so salopp
formuliert „die Stadt Wien wird einspringen müssen“, dann ist nicht bekannt, in
welcher Höhe das sein wird. Und das ist vor allem der Grund, warum wir diesem
Antrag, nämlich die Basissubvention zu unterstützen, nicht zustimmen werden.
Herr Kulturstadtrat, handeln Sie endlich! Es liegt in Ihrer
Verantwortung, Sie wissen das ganz genau, dass die Symphoniker mit
ausreichenden Mitteln ausgestattet werden müssen. Das Gutachten der Infora ist
offensichtlich zu verwerfen. Ich habe darauf schon letztes Mal hingewiesen und
es sind halt entsprechende Maßnahmen zu setzen.
Wir haben heute schon mit den GRÜNEN ein verbessertes Berichtswesen
eingefordert. Sie haben uns das natürlich abgelehnt. Aber auch das ist sinnvoll
und es wäre durchaus zur Informationspolitik notwendig. Leider stimmen wir
heute der Basissubvention für 2010 bis 2012, jährlich 12,7 Millionen,
nicht zu. Wir wollen zuerst ... (GR Dr Herbert Madejski: Leider?)
Wir wollen zuerst die ... (StR Johann Herzog. Leider?) Leider,
wirklich! (GR Dr Herbert Madejski: Wirklich leider?) Ich sage, von
ganzem Herzen hätten wir gerne zugestimmt. Aber zuerst müssen die Konzepte auf
dem Tisch liegen, bevor man etwas machen kann.
Und Kollegin Ringler hat es ja schon angekündigt, dass wir einen
Beschlussantrag einbringen betreffend eine Konzepterstellung zur Lösung struktureller
Probleme der Wiener Symphoniker. Der Antrag lautet:
„Der amtsführende Stadtrat für Kultur und Wissenschaft möge ein
umfassendes Strukturkonzept für die Wiener Symphoniker entwickeln, das eine
nachhaltige Sicherung dieses Orchesters gewährleistet und dieses den
Mitgliedern des Ausschusses für Kultur und Wissenschaft zur Kenntnis
bringt." (Beifall bei der ÖVP.)
Aber ich komme kurz abschließend noch zu einem anderen Thema, das uns
schon längere Zeit beschäftigt: Die Neuaufstellung der Schausammlung des Wien
Museums im Haupthaus am Karlsplatz. Schon 2010 soll damit begonnen werden, den
Neubau des Wien Museums zu starten. Auch die ÖVP unterstützt diesen Wunsch,
aber wir machen uns Sorgen, denn viele Parameter sind bis heute ungeklärt. Und
hier stellen wir ebenso einen Antrag mit den GRÜNEN betreffend Neubau des Wien
Museums und stellen somit den nachfolgenden Beschlussantrag:
„Der amtsführende Stadtrat für Kultur und Wissenschaft möge zum Neubau
des Wien Museums folgende Maßnahmen setzen:
- Einrichtung einer Kommission bestehend aus
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
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