Gemeinderat,
55. Sitzung vom 18.12.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 118 von 123
nicht müde, auch heute wieder einen Antrag einzubringen, anlässlich
dieser Subvention über 37 Millionen EUR:
„Der Herr amtsführende Stadtrat für Kultur und Wissenschaft wird
aufgefordert zu veranlassen, dass die Vereinigten Bühnen Wien ab sofort
hinsichtlich aller ihrer Geschäftsfälle dem Gemeinderatsausschuss für Kultur
und Wissenschaft vierteljährlich einen schriftlichen Bericht zur
wirtschaftlichen Lage, zur künstlerischen Arbeit und zur zukünftigen Planung
vorzulegen und diesen mit den Mitgliedern des Ausschusses zu diskutieren hat.
In formeller Hinsicht beantragen wir die sofortige Abstimmung dieses
Antrages."
Sehr geehrte Damen und Herren! Ich mache es kurz: Die Vereinigten Bühnen
brauchen dringend Reformen. Wir wollen gerne mithelfen. Transparenz wäre da
sehr hilfreich. - Vielen Dank. (Beifall
bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Als Nächster zum Wort
gemeldet ist Herr GR Dr Wolf. Ich erteile es ihm.
GR Dr Franz Ferdinand Wolf (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Herr Vorsitzender! Meine sehr geehrten Damen und
Herren!
Ich werde es auf Grund der fortgeschrittenen Zeit auch schnell machen.
Interessant ist hier, dass im Bereich Kultur heute in der
13. Stunde der Debatte rund 94 Millionen EUR an Subvention
vergeben werden, bei einem Kulturbudget von 236 Millionen EUR
insgesamt! Offenbar ist Ihnen nicht sehr daran gelegen, dass in die Tiefe
diskutiert wird, sondern sie wollen die Dinge durchgewinkt haben. Den Wunsch
werden wir Ihnen nicht ganz erfüllen können, ein paar Worte müssen dazu gesagt
werden.
Es geht um eine Subvention in Höhe von 37,3 Millionen für die
Vereinigten Bühnen Wien. Wir werden diesem Akt nicht zustimmen. Wir werden ihn
ablehnen, aber nicht, weil wir nicht der Meinung wären, dass die Vereinigten
Bühnen Wien subventioniert werden sollen. Wir sind nur der Meinung: So kann man
es nicht machen! Lassen Sie mich das kurz begründen.
Die Vereinigten Bühnen Wien haben schwere Strukturprobleme, sie haben
Managementprobleme, sie haben künstlerische Probleme. Sie produzieren Flops und
haben heuer mit hoher Wahrscheinlichkeit einen Zuschussbedarf von
50 Millionen EUR, der unter Auflösung von Rücklagen abgedeckt werden
kann, zusätzlich zu den Subventionen von 37,3 Millionen EUR.
Das wissend, bringen sie dennoch wieder einen Antrag auf Subvention von
37,3 Millionen EUR für das kommende Jahr ein. Sie wissen heute schon,
dass sich das nicht ausgehen wird. Sie wissen heute schon, dass es entweder
gravierende Änderungen bei den Vereinigten Bühnen Wien geben muss, oder sie,
nämlich die Vereinigten Bühnen Wien, werden mit dieser Summe nicht auskommen.
Dennoch tun sie so, als ob nichts gewesen wäre, und sagen: Gleiche Summe wie im
vergangenen Jahr!
Ohne Strukturreform haben die Vereinigten Bühnen Wien keine Chance, mit
dem Geld auszukommen. Hier wird verschleiert, hier wird getrickst, denn es gibt
offenbar eine Abdeckungsgarantie der Stadt: Die Stadt zahlt auf Grund von
Verträgen, egal, welcher Abgang von den Vereinigten Bühnen produziert wird.
Dagegen sprechen wir uns aus. Wir sind der Meinung, dass öffentliche
Gelder, die eingesetzt werden, effektiv verwendet werden sollen, dass es
Transparenz und Sparsamkeit geben muss. Deshalb lehnen wir das ab, denn Sie
verstoßen gegen all diese Regeln, wenn es um öffentliches Geld geht. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Als Nächste zum Wort
gemeldet ist Frau GRin Bluma. Ich erteile es ihr.
GRin Susanne Bluma (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrter Herr
Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren!
Ich möchte mich im Gegensatz zu meiner Vorrednerin und meinem Vorredner
auf Fakten beschränkten.
Fakt Nummer 1: Die Vereinigten Bühnen Wien sind ein
privatwirtschaftlich organisiertes Kulturunternehmen.
Fakt 2: Sie sind einer der größten und erfolgreichsten
Musiktheaterkonzerne in Europa. Sie haben über Jahre hinweg
erfolgreiche ... (Zwischenrufe bei GRÜNEN und FPÖ.) Entschuldigung,
sie haben über die Jahre großartige Erfolge national und international zu
verzeichnen. Aber natürlich gibt es, wie in der Kunst im Allgemeinen, durchaus
auch Produktionen, die beim Publikum nicht so gut ankommen.
Die Vereinigten Bühnen Wien sind selbstverständlich, so wie jede
GesmbH, ihren Aufsichtsorganen gegenüber berichtspflichtig. Darüber hinaus
werden die Vereinigten Bühnen Wien wie kaum ein anderes Kulturunternehmen vom
Rechnungshof und vom Kontrollamt regelmäßig geprüft. Und schließlich ... (GR
Dr Matthias Tschirf: Die Berichte kennen wir!) Und schließlich, Herr
Kollege ... (GR Mag Wolfgang Jung: ... Berichte kennen wir,
aber Sie noch nicht! - Weitere Zwischenrufe.)
Anders als bei Kulturunternehmen des Bundes werden ihre Finanzen durch
Beschlüsse des Ausschusses, des Stadtsenates und des Gemeinderates ebenfalls
regelmäßig geprüft und transparent gemacht. Und schließlich steht die
Geschäftsführung der Vereinigten Bühnen Wien dem Kulturausschuss, wie Sie alle
sehr wohl wissen, regelmäßig Rede und Antwort. (GR Dipl-Ing Martin Margulies: ... sind die Fakten!)
Es gibt daher kein Kulturunternehmen in ganz Österreich, das seine
Gebarung so transparent macht wie die Vereinigten Bühnen Wien. Deshalb ist es
aus unserer Sicht nicht nur nicht notwendig, sondern würde es auch dem
Gleichheitsgrundsatz widersprechen und wäre es völlig unpraktikabel, würden die
Vereinigten Bühnen Wien darüber hinaus gesondert Berichte legen. - Ich danke
Ihnen für die Aufmerksamkeit. (Beifall
bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Als Nächster zum Wort
gemeldet ist Herr GR Mag Ebinger. Ich erteile es ihm.
GR Mag Gerald Ebinger (Klub der Wiener Freiheitlichen): Herr Vorsitzender!
Schön langsam wird das zur lieben Gewohnheit,
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
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