Gemeinderat,
55. Sitzung vom 18.12.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 108 von 123
Mein erster Antrag bezieht sich auf die Schul- und Hortsuche einer
Familie im 13. Bezirk. Mittlerweile habe ich erfahren, dass es im 13. Bezirk
noch andere gibt, die suchen: Sie finden in ihrem Bezirk oder in ihrem
Wohnumfeld immer nur entweder eine Schule oder einen Hortplatz, aber nicht
beides gemeinsam. Und es geht ja nur beides gemeinsam!
In der einzigen ganztägigen Schule, die es im ganzen 13. Bezirk gibt,
hat das Kind keinen Platz bekommen, und eine Kombination aus Schule und
Hortplatz haben sie nie gefunden. Bis plötzlich der große Glücksfall
eingetreten ist, dass eine Schule und gleich daneben ein Hort gefunden werden
konnten. Und es hätte glücklicherweise auch einen Platz in diesem Hort gegeben.
Es gibt jedoch niemanden, der die Kinder zu Mittag von der Schule in diesen
Hort führt.
Daher bringe ich jetzt meinen ersten Beschlussantrag ein, und ich hoffe
sehr auf Zustimmung! Für den Fall, dass dieser Antrag auf Ablehnung stößt,
sollte aber zumindest gesagt werden, was diese Familie machen soll!
Der Beschlussantrag besagt, dass StR Oxonitsch aufgefordert wird, dafür
zu sorgen, dass alle Kinder im Bedarfsfall von der Volksschule zum Hort
begleitet werden. – Das ist ja ein Problem, das in Wien mehrfach auftritt.
Daher muss man entweder dafür sorgen, dass die Kinder von der Schule aus zum
Hort gebracht werden oder vom Hort jemand kommt und sie von der Schule abholt.
Was nicht sein darf, ist, dass die Eltern ihre Berufstätigkeit zu Mittag
unterbrechen, in die Schule fahren und die Begleitung in den Hort vornehmen
müssen.
Zweitens wird der Herr Stadtrat aufgefordert sicherzustellen, dass im
Schuljahr 2010/11 alle Volksschulkinder, deren Eltern berufstätig sind, in
ihrem Wohnumfeld einen ganztägigen Platz entweder an einer Schule oder in
Kombination mit einem Hort erhalten.
Dazu möchte ich jetzt noch etwas sagen: Ich bin prinzipiell der
Meinung, dass jede Familie und jedes Kind ein Recht auf einen ganztägigen
Schulplatz haben sollen. Wenn ich das in diesem Antrag jetzt auf berufstätige
Familien einschränke, dann nur deswegen, weil es hier um das Schuljahr 2010/11
geht und ich weiß, dass man nicht ruckartig für alle Kinder ganztägige
Schulplätze haben wird.
Mir ist dieser Antrag sehr wichtig. Ich kann Ihnen sagen, dass es Leute
gibt, die auf eine entsprechende Antwort warten und wissen wollen, wie sie das
im kommenden Schuljahr tatsächlich machen sollen. Die genannte Familie sucht
mittlerweile auch im 14. Bezirk und ist darauf eingestellt, das Kind ein Jahr
lang mit dem Auto zur Schule zu führen. Mittlerweile müssen alle möglichen
Unsinnigkeiten in Betracht gezogen werden, weil kein Schulplatz auffindbar
ist. – Hinsichtlich dieses Antrags hätte ich in formeller Hinsicht gerne
eine sofortige Abstimmung, weil die Zeit drängt.
Der zweite Antrag betrifft den Ausbau des ganztägigen Schulangebotes.
Er lautet dahin gehend, dass Wien das ganztägige Schulangebot rasch und der
Nachfrage entsprechend ausweiten soll, und zwar, meine Damen und Herren von der
SPÖ, auch dann, wenn das in der Volksbefragung vielleicht nicht rasend viele
Menschen angekreuzt haben! Denn es sind ja die Eltern, die das brauchen, und ob
diese dafür eine so große Mehrheit auf die Füße stellen können, weiß ich nicht.
Jedenfalls brauchen die Wiener Eltern aber ganztägige Schulen. Alle! Und die
Wiener Frauen ganz in Speziellen, weil es in der Regel an ihnen hängen bleibt,
wenn Beruf und Familie nicht vereinbar sind.
Zweitens fordere ich ein, dass man jetzt gleich alle Eltern von
Kindergartenkindern befragen soll, ob sie einen ganztägigen Schulplatz haben
wollen. Und mein dritter Punkt geht in Richtung Container. Darin fordere ich,
dass die Nachfrage ... (GR Heinz Vettermann: Im Februar werden eh alle
gefragt, ob sie einen ganztägigen Schulplatz wollen oder nicht!)
Ja! Es werden aber alle Wienerinnen und Wiener gefragt, und ob auch
jene diese Frage mit Ja beantworten, die keine Kinder oder Enkelkinder in der
Schule haben, weiß ich nicht! Man weiß jetzt nicht, was da herauskommen wird.
Und ich denke mir, dass das eine politische Entscheidung ist! (Beifall bei
den GRÜNEN.)
Es muss in jedem Fall die politische Entscheidung getroffen werden,
dass es in Wien ein flächendeckendes, bedarfsorientiertes ganztägiges
Schulsystem gibt, und nicht nur dann, wenn genug Leute das richtige Kreuzerl
machen.
Der dritte Punkt lautet: Die Nachfrage nach ganztägigen Schulen soll
mittels Schulneubauten – das haben wir heute schon einmal beim Eisring Süd
gehabt, wo eigentlich eine Schule gebaut werden sollte –, Zubauten und
Dachbodenausbauten und nicht durch das Aufstellen von Containern erfüllt
werden.
Viertens: Container sind ausschließlich als Übergangslösung
aufzustellen, um eine Bedarfsspitze abzudecken oder eine Bauzeit zu
überbrücken. Den Paradigmenwechsel akzeptieren wir nicht.
In formeller Hinsicht beantrage ich hier die Zuweisung des Antrags an
den Gemeinderatsausschuss. Ich hoffe, wir werden dort weiter diskutieren. Und ich
hoffe sehr, dass Sie, meine Damen und Herren von der SPÖ, meinem Antrag, der
auf sofortige Abstimmung aus ist, auch Ihre Zustimmung geben werden. –
Danke. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Zu Wort gemeldet
ist Frau GRin Mag Anger-Koch.
GRin Mag Ines Anger-Koch (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrter Herr
Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren!
Wir werden dieses Geschäftsstück ablehnen, weil
wieder, wie jedes Jahr, von Ihrer Fraktion Millionen für Containerklassen
beschlossen werden. Wir lehnen Containerklassen ab, weil wir eigentlich wollen,
dass das Geld in den Schulausbau oder in die Schulsanierung investiert wird,
und wir schon seit Jahren dafür plädieren, dass ein wirklicher
Schulentwicklungsplan für diese Stadt gemacht wird. Ich werde dann auch noch
darauf eingehen, welche konkreten Punkte wir wirklich fordern. – Wir
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular