Gemeinderat,
55. Sitzung vom 18.12.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 103 von 123
Sicherheit bei den Wiener Linien. Berichterstatter ist Herr GR Strobl.
Berichterstatter GR Friedrich Strobl: Sehr geehrter Herr
Vorsitzender! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich bitte auch
diesbezüglich um Ihre Zustimmung.
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Zu Wort gemeldet ist Herr GR Dipl-Ing Margulies. –
Bitte schön.
GR Dipl-Ing Martin Margulies
(Grüner Klub im Rathaus): Sehr
geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren!
Es geht um das Projekt Sauberkeit und Sicherheit bei den Wiener Linien
für zwei Jahre. Die Wiener Linien hätten dafür gern
8,3 Millionen EUR. Da denkt man sich als jemand, der die Wiener
Linien, insbesondere die U-Bahn, wirklich tagtäglich benützt: Das ist eine
super Idee, dafür ist kein Euro zu schade, und zwar insbesondere in Zeiten der
Wirtschaftskrise, wenn mit diesem Geld wirklich sinnvolle Tätigkeiten entfaltet
werden, die Attraktivität der öffentlichen Verkehrsmittel erhöht wird und das
Ganze auch noch in einem annehmbaren Preisleistungsverhältnis steht.
Ich habe im Ausschuss nachgefragt, über welchen Zeitraum sich dieses
Projekt erstrecken soll. Die Antwort lautete, dass es zwei Jahre dauern
soll. – Das hat mich stutzig gemacht: Für zwei Jahre knapp
8,4 Millionen EUR für 120 Personen, angestellt im Reinigungsbereich
und als Kontrollorgane mit niedrigstem Lohnniveau, durchschnittlich
40 000 EUR Personalkosten. – Sorry! Das kann nicht stimmen!
Dann habe ich mir gedacht: Was geschieht da eigentlich? Ganz abgesehen
davon, dass ich mir Sauberkeit und Sicherheit in der U-Bahn anders vorstelle,
als ich es in den ersten beiden Wochen, aber Gott sei Dank danach nicht mehr,
in der U-Bahn erlebt habe.
Liebe Kolleginnen und Kollegen von der SPÖ! Glaubt ihr nicht, dass es
für die Beschäftigten erniedrigend ist, mit dem Besen zwischen den Füßen der
Menschen herumzukrabbeln und sich zu bücken, um ein Stück Papier aufzuheben,
während ein U- Bahn-Zug halbvoll ist? (GR Mag Wolfgang Jung: Da bin ich
einmal mit Ihnen einer Meinung!) Es gibt einen guten Grund, warum
Reinigungsarbeiten dieser Art im Regelfall nicht bei laufendem Betrieb
durchgeführt werden! Ich glaube allerdings, dass trotz der Hofberichterstattung
von vorgestern sowohl die SPÖ als auch die Wiener Linien selbst das erkannt
haben, denn ich wie auch meine Kollegin Puller haben den Reinigungsdienst so
tatsächlich nur in den ersten beiden Wochen gesehen und seither nicht mehr. Ich
hoffe daher, dass die Reinigung zwischendurch im Zweifelsfall in den Endstellen
geschieht, aber nicht dann, wenn ein U-Bahn-Zug halbvoll oder voll ist.
Zweiter Punkt – und jetzt komme ich zu den Kosten: Ich meine, wir
hätten gerade in Zeiten einer Wirtschaftskrise Besseres zu tun, als uns damit
auseinandersetzen zu müssen, dass der vorliegende Akt inklusive dessen, was im
Finanzausschuss dazu gesagt wurde, nicht der Wahrheit entspricht.
Ich habe im Finanzausschuss dezidiert nachfragt, wie sich die
Gesamtkosten zusammensetzen. Ich habe im Finanzausschuss gesagt, dass die Personalkosten
maximal 5 Millionen EUR inklusive der AMS-Förderung darstellen
können. Das wurde auch nicht bestritten. Es wurde nur gesagt, dass die
restlichen Kosten auf Overhead-Kosten für Schulungen entfallen, also
4 Millionen EUR Schulungskosten für 120 MitarbeiterInnen.
Andererseits wird aufmerksam beobachtet, wie das restliche Geld ausgegeben
wird.
Das ist, liebe Kolleginnen und Kollegen von der SPÖ, meines Erachtens
wirklich verwerflich! Unter dem Deckmäntelchen der Wirtschaftsförderung werden
wieder Unmengen von finanziellen Mitteln in unerträgliche Werbekampagnen
investiert, deren einziges Ziel es ist, Tages- und Wochenzeitungen anzufüttern,
um sich für die Vorwahlzeit und die Wahlzeit eine positive Berichterstattung zu
sichern! – Liebe Kolleginnen und Kollegen der SPÖ! Das ist zum Kotzen! Ich
sage euch das in dieser Deutlichkeit! (Beifall bei den GRÜNEN und von Gemeinderäten
der FPÖ.)
Damit es auch jeder von euch mitbekommt und darüber nachdenkt, was man
mit dem Geld besser machen könnte, zeige ich euch das. Schaut einmal kurz her!
Hier habe ich die „Kronen Zeitung“ vom 18.12., darin befindet sich ein
ganzseitiges Inserat um 20 776 EUR, und im „Heute“ fand sich gestern
ein ganzseitiges Inserat um 16 320 EUR, und zwar alles netto ohne
Werbeabgabe und ohne Umsatzsteuer. Im „Heute“ fand sich auch am 16.12. ein
ganzseitiges Inserat um 16 320 EUR. Dieses Geld wäre besser für ein
Sozialprojekt gespendet worden! „Kronen Zeitung“ vom 15.12.:
20 352 EUR, die besser für ein Sozialprojekt gespendet worden wären.
„Heute“ vom 15.12.: 16 320 EUR, die besser für ein Sozialprojekt
gespendet worden wären. „Heute“ vom 14.12.: 16 820 EUR, die besser
für ein Schulprojekt gespendet worden wären. „Kronen Zeitung“ vom 13.12.:
21 200 EUR, die besser für ein Schulprojekt oder für ein
bildungspolitisches Projekt gespendet worden wären. „Kurier“ vom 12.12.:
15 795 EUR, die besser für ein Sozialprojekt gespendet worden wären.
„Standard“ Samstag/Sonntag 12./13.12.: 16 629 EUR, die weitaus besser
für ein Sozialprojekt gespendet worden wären.
„WirtschaftsBlatt“: 8 156 EUR, die man
etwa für ein Ökologieprojekt oder ein sinnvolles verkehrspolitisches Projekt
aufwenden können hätte. „Heute“ vom 11.12.: 16 320 EUR, die besser für ein
Frauenprojekt gespendet worden wären. „Kronen Zeitung" vom 10.12.:
20 776 EUR, die besser für ein weiteres Frauenprojekt gespendet
worden wären. „Heute" vom 10.12.:16 320 EUR, die besser für ein
entwicklungspolitisches Projekt gespendet worden wären. „Heute" vom
9.12.:16 320 EUR, die besser für ein kulturpolitisches Projekt
gespendet worden wären. „Kronen Zeitung" vom 7.12.: 20 352 EUR,
die besser für ein Sozialprojekt gespendet worden wären. „Österreich" vom
6.12.: 19 900 EUR, die besser für ein kulturpolitisches Projekt gespendet
worden wären. „Kronen Zeitung" vom 6.12.2009: 20 776 EUR: Hätten
Sie mehr auf Minister Hahn geschimpft, dann hätte er mehr für die
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