Gemeinderat,
55. Sitzung vom 18.12.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 98 von 123
Straße, dem Stock-im-Eisen-Platz und dem Graben. Nächstes Jahr kommt
die Favoritenstraße an die Reihe, und Meidling wird folgen. Es ist erfreulich.
Der Betrag von 11 467 000 EUR ist erfreulich. Es wird dies
sicherlich eine sehr gelungene Umbauaktion!
Nicht ganz gefallen mir die Leuchten, aber die SPÖ beziehungsweise die
MA 33 hat hier offensichtlich eine kandelaberfreie Zone geschaffen wie
auch am Naschmarkt. Man hat sie halt ein bisschen abgeschnitten. Aber das soll
so sein! Man kann nicht mit allem zufrieden sein.
Überhaupt nicht gefällt mir allerdings bei diesen Fußgeherzonen, dass
es in den letzten Jahren leider Unsitte geworden ist, dass Randgruppen
betreffend wirklich kleinste Probleme in Einkaufsstraßen am Samstag,
insbesondere vor Feiertagen, vor Weihnachten oder vor Ostern mit 180, 150, 120
Leuten demonstrieren. Das hat auch am Stephansplatz und am Graben
stattgefunden. Dort wurde das etwas unterbunden. Daraufhin sind die Gruppen in
die Mariahilfer Straße und in andere Einkaufszentren ausgewichen.
Meine Damen und Herren! StR Herzog hat heute schon gesagt, dass es
nicht angeht, dass man die Interessenlage nicht abwägt. Das Demonstrationsrecht
lassen wir unangetastet, das ist vollkommen in Ordnung. Es müssen aber
einerseits die Interessenlage und Ziele gewisser Gruppen, die durchaus legitim
sind, und andererseits die Interessen von tausenden Geschäftsleuten und von
tausenden Leuten, die einkaufen gehen, in Relation gesetzt werden. Es ist nicht
möglich, dass man in der jetzigen wirtschaftlichen Lage gerade in einer Zeit,
in der in wenigen Tagen und Wochen unter Umständen der Umsatz und vielleicht
auch der Gewinn gehoben werden könnte, zulässt, dass die Einkaufsstraßen
Spielwiese von irgendwelchen, teilweise obskuren Gruppen werden! Das kann in
Wien nicht sein! Dagegen werden wir uns wirklich mit aller Kraft zur Wehr
setzen! (Beifall bei der FPÖ.)
Diese Dauerdemonstrationen belasten das Geschäftsklima in allen
Einkaufsstraßen. Wenn wir jetzt 11 467 000 EUR in die Hand
nehmen, um den Bereich Stephansplatz, Graben, Kärntner Straße und
Stock-im-Eisen-Platz zu sanieren, dann sanieren wir diesen Bereich nicht dafür,
dass dort in Zukunft das Geschäftsleben gestört wird! Und das Gleiche wird auch
für die Favoritenstraße und für die Meidlinger Hauptstraße zutreffen, und dort
gilt natürlich die gleiche Argumentation.
Meine Damen und Herren! Nur als Randbeispiel: Es kann aber auch nicht
sein, dass wir die Linie 2 in der Reichsratsstraße um Millionen umleiten, damit
am Ring Demonstrationsfreiheit herrscht, weil Leute, wenn sie arbeitende
Menschen sind, auf Grund falscher Stadtplanung und falscher Verkehrspolitik
genötigt sind, mit dem Auto in der Stadt zu fahren. Es kann doch nicht die
Absicht sein, dass man diese Leute schädigt und jede Woche mit Umleitungen
schikaniert, nur damit 200 Leute am Ring demonstrieren können! Wir bauen
um Millionen eine Schleife, damit diese Leute demonstrieren und die Fahrgäste
zumindest bis zur Reichsratsstraße kommen können. Das passt genau in dieses
Bild, meine Damen und Herren! (Beifall
bei der FPÖ.)
Daher bringen wir einen Beschlussantrag zur sofortigen Abstimmung ein,
der genau zu diesem Thema Sanierung der Fußgeherzonen passt. Der Antrag wurde
inhaltlich schon von StR Herzog präsentiert. Ich lese ihn jetzt vor:
„Der Gemeinderat fordert den Bürgermeister und die zuständigen Stellen
der Stadt Wien auf, vom Innenministerium Maßnahmen einzufordern, damit die
Dauerbelästigung durch Demonstrationen in Einkaufsstraßen Wiens zum Nachteil
und Schaden der Anrainer, der Kunden und der Geschäftsleute beendet wird.
Schließlich ist ein Verbot von Demonstrationen ins Auge zu fassen.“
Das ist keine Einschränkung des Demonstrationsrechts an sich, sondern
das ist eine Maßnahme für jene Leute, die in Wien die Steuern zahlen, und zwar
für die Konsumenten, die Umsatzsteuer zahlen, und für die Geschäftsleute, die
Einkommenssteuer und Gewinnsteuer zahlen. Meine Damen und Herren! Nicht die
obskuren Vereine, die dort tagtäglich und jedes Wochenende demonstrieren,
bringen die Steuern, sondern unsere arbeitenden Wiener! Daher ist das kein
Anschlag auf Demonstrationsrecht! Sie können dort demonstrieren, wo eine
Demonstration hingehört, vor dem Bundeskanzleramt, vor Ministerien, vor dem Rathaus,
vor der Universität oder sonst wo, aber nicht an den Wochenenden und
Einkaufssamstagen in den Wiener Geschäftsstraßen!
Fragen Sie Ihre Wirtschaftstreibenden, Herr Kollege Strobl, fragen Sie
Ihre Wirtschaftstreibenden, Herr Kollege Aichinger, ob es wirklich sinnvoll
ist, dass man das dort genehmigt! Meine Damen und Herren! Ich bitte um
Zustimmung zu diesem Antrag. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zu Wort gemeldet ist Herr
GR Hora. Ich erteile es ihm.
GR Karlheinz Hora (Sozialdemokratische Fraktion des
Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr
geehrter Herr Berichterstatter! Meine Damen und Herren!
Bei der Freiheitlichen Partei – oder wie sich diese aktueller
Weise momentan bezeichnet, was wir in letzter Zeit eher aus den Medien
entnehmen können – hätte es mich nicht gewundert ... (Zwischenruf
von StR Johann Herzog.) Herr Kollege! Lassen Sie mich einmal ausreden!
Sie wissen ja noch gar nicht, was ich sagen will, haben aber schon jetzt Angst!
Es wundert mich nicht, wenn die Modernisierung und Neugestaltung der
Kärntner Straße gleich zum Anlass genommen wird, um einen Antrag einzubringen,
der mit dem Geschäftsstück nichts zu tun hat, nämlich ein Demonstrationsverbot
zu fordern! Ich verstehe schon, dass die Freiheitliche Partei das will. –
Übrigens danke ich für die Aufklärung: In Wien heißt sie noch immer
„Freiheitliche Partei“! Ich nehme das zur Kenntnis! (Zwischenrufe bei der
FPÖ.)
Herr Kollege! Ich habe auch in diesem Haus schon miterlebt, wie die
Freiheitliche Partei plötzlich in zwei Teilen dagesessen ist, als BZÖ und
Freiheitliche. (Lebhafte Zwischenrufe bei der FPÖ.)
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