Gemeinderat,
55. Sitzung vom 18.12.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 81 von 123
Was bei den Frühpensionierungen von meiner Fraktion traditionell immer
besonders kritisiert wird, sind die Ruhestandsversetzungen aus
organisatorischen Gründen. Es ist natürlich sehr bedauerlich, wenn Personen aus
gesundheitlichen Gründen frühpensioniert werden müssen, aber wenn sie aus rein
organisatorischen Gründen pensioniert werden müssen, heißt das, es handelt sich
um qualifizierte, erfahrene und gesunde Kräfte, wo die Stadt Wien sagt, sie
kann in einem Bereich mit 70 000 Mitarbeitern leider für diese überhaupt
keine andere Verwendung finden. Das ist dann eine Bankrotterklärung der Politik
und kann nie und nimmer akzeptiert werden. Das ist ein personalpolitischer
Skandal! Das ist ein finanzpolitischer Skandal! Aber es ist auch ein Skandal im
menschlichen Umgang mit den Mitarbeitern. Wir haben in diesem Jahr, im Jahr
2009, insgesamt 614 Frühpensionierungen. Von diesen 614 Frühpensionierungen
erfolgten 585 aus gesundheitlichen und 29 aus organisatorischen Gründen. Diese
29 Pensionierungen sind absolut überflüssig, wären nicht notwendig und
verursachen der Stadt Wien einen Schaden von mindestens
7 Millionen EUR, der leicht einzusparen wäre.
Damit Sie, sehr geehrte Damen und Herren, sich ein bisschen
hineinversetzen können, um welche Personen es sich handelt, gebe ich Ihnen ganz
kurz einen Auszug von einigen Mitarbeitern, die in der Gemeinderätlichen
Personalkommission in einer einzigen Sitzung aus organisatorischen Gründen
frühpensioniert werden. Ich werde selbstverständlich nicht die Namen nennen,
aber ich sage Ihnen die Funktion und das Alter von solchen
Ruhestandsversetzungen aus einer Sitzung: eine Oberamtsrätin mit 58 Jahren, ein
Spezialfacharbeiter mit 58 Jahren, ein Betriebsoberinspektor mit 57 Jahren, ein
Vorarbeiter mit 57 Jahren, ein Oberaufseher der MA 49 mit 56 Jahren, ein
Technischer Oberamtsrat mit 56 Jahren, ein Fachbeamter des Verwaltungsdienstes
mit 56 Jahren, ein Betriebsinspektor mit 56 Jahren, ein Facharbeiter mit 55 Jahren,
eine Kanzleikommissärin mit 55 Jahren, ein Facharbeiter mit 55 Jahren, eine
Kanzleikommissärin mit 55 Jahren. Es ist nicht einzusehen, warum solche
erfahrenen, qualifizierten und gesunden Mitarbeiter außer Dienst gesetzt
werden, dass die Personalstadträtin keine Verwendung in diesem
Riesenunternehmen der Stadt Wien findet.
Das hohe Ausmaß an Frühpensionierungen kostet natürlich wahnsinnig viel
Geld, aus gesundheitlichen Gründen natürlich noch viel mehr, weil sie
zahlenmäßig viel mehr ausmachen. Wir haben fürs nächste Jahr nur an
Pensionsleistungen für Beamte der Stadt Wien ungefähr, ganz grob gesprochen,
1 Milliarde EUR budgetiert. Wir haben im Bereich des Magistrats,
Wiener Wohnen, KAV Aufwendungen von 726 Millionen und bei den Stadtwerken von
323 Millionen. Beängstigend ist der Anstieg im Magistrat und beim KAV. Wir
haben im Magistrat Pensionszahlungen in der Höhe von 440 Millionen EUR
budgetiert. Das ist ein Anstieg um 8,6 Prozentpunkte. Und wir haben beim
KAV Pensionszahlungen in der Höhe von 275 Millionen EUR budgetiert. Das
ist ein Anstieg um 9,7 Prozent.
Sehr verehrte Damen und Herren, irgendwann wird das nicht mehr
finanzierbar sein. Wir haben im nächsten Budget erstmals einen Abgang von 800
Millionen EUR. Es ist mehr als unerfreulich, dass dieser Abgang aus den
Gründen der vorzeitigen Frühpensionierungen unter anderem in dieser Höhe sein
muss.
Ich rufe Sie, sehr geehrte Damen und Herren von der Sozialdemokratie,
auf, alles zu unternehmen, um das faktische Pensionsantrittsalter anzuheben, um
zu einer besseren Personalpolitik zu kommen! Davon haben alle etwas, in erster
Linie natürlich der Dienstnehmer, der länger gesund im Dienst verbleiben kann,
in zweiter Linie der Dienstgeber, die Stadt Wien, die von motivierten und
gesunden Mitarbeitern natürlich viel mehr Leistung bekommt, und nicht zuletzt
der Steuerzahler, denn auf die Art und Weise könnten wir uns Jahr für Jahr
Milliarden ersparen. Nehmen Sie es sich zu Herzen! Ich habe die Hoffnung noch
nicht ganz aufgegeben.
Ich darf mich noch einmal beim Rechnungshof bedanken. Er unterstützt im
Wesentlichen unsere politische Arbeit und unsere politische Argumentation. (Beifall
bei der ÖVP.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Als Nächster am Wort ist
Herr GR Dr Stürzenbecher. Ich erteile es ihm.
GR Dr Kurt Stürzenbecher (Sozialdemokratische Fraktion
des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrte Frau Vorsitzende!
Geschätzte Frau Berichterstatterin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Sehr
geehrter Herr Präsident des Rechnungshofes!
Wie in der juristischen Literatur zu Recht festgestellt wird, ist der
Rechnungshof ein Hilfsorgan des Nationalrates, der Landtage und auch ein
Hilfsorgan des Wiener Gemeinderates, wobei diese Formulierung Hilfsorgan von
den Professoren Walter, Maier, die das zum Beispiel schreiben, sicher nicht
negativ gemeint ist, sondern Hilfsorgan heißt, wie auch mein Vorredner richtig
gesagt hat, er hilft uns, unsere Aufgaben zu erfüllen, da wir natürlich als
einzelne Gemeinderäte und auch als Klubs nicht in der Lage sind, all das nachzurechnen
und all das im Detail zu kontrollieren, was der Apparat des Rechnungshofs sehr
fachkundig und sehr effizient macht. Dafür gebührt den Beamten und den
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Rechnungshofes und auch dem Präsidenten
Dank, den ich hier ganz offiziell ausspreche! (Beifall bei der SPÖ.)
Man muss natürlich auch sagen, dass die Berichte des
Rechnungshofes von den Organen der Gemeinde Wien oder auch von den geprüften
Wirtschaftsunternehmungen sehr ernst genommen und natürlich immer genau angesehen
werden, dass man ernsthaft prüft, wo man dann infolgedessen Verbesserungen
vornehmen kann. Was der Rechnungshof nicht ist und was er auch für sich selbst
nie in Anspruch nimmt, was aber vielleicht manche glauben, dass er es wäre, ist
so etwas wie ein letztinstanzlicher Urteilsverkünder. Das ist er nicht und dazu
ist er auch nicht eingerichtet, sondern der Rechnungshof macht Berichte, die
eine hohe Qualität haben und die ernst zu nehmen sind. Seine Berichte sind aber
kein letztinstanzliches Urteil, auch kein Gottesurteil,
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