Gemeinderat,
55. Sitzung vom 18.12.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 72 von 123
begnügen und das Kalbsschnitzel zu dämonisieren, sondern mit Ihrem
Verhandlungsbeauftragten, Kollegen Mag Chorherr, an einem Strang zu ziehen
und damit eine einhellige Verabschiedung des KliP in Wien zu ermöglichen.
Lassen Sie es mich sportlich sagen: KliP, KliP, hurra, auf zur zweiten
Halbzeit mit der anerkennenden und vor allem mit der zukunftssichernden
KliP-Aktivität Wiens. Um Paul Watzlawick zu zitieren: „Nicht das, was momentan
in Kopenhagen passiert, als Anleitung zum Unglücklichsein, sondern vielmehr das
Prinzip Hoffnung sollte uns beim Wiener KliP Ermutigung und Arbeitsauftrag
sein.“ - Ich danke sehr für Ihre Aufmerksamkeit. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster:
Als Nächster zum Wort gemeldet ist GR Mag Maresch und ich weise ihn nur auf die
Redezeit, die ab nun gilt, nämlich 20 Minuten, hin.
GR Mag Rüdiger Maresch
(Grüner Klub im Rathaus): Sehr
geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren!
Also jetzt habe ich sozusagen die Rolle des Bösen, der in Wirklichkeit
sagen muss: Das Glas ist ein Viertel voll und drei Viertel leer oder umgekehrt.
Nein, eigentlich ist es ein Viertel voll und drei Viertel leer.
Ich meine: Fein, dass ihr den „Climate Star“ gekriegt habt, nicht ihr,
sondern die Stadt Wien. Aber die Stadt Wien ist ja die SPÖ, das hören wir ja
immer wieder. Der Punkt ist ja in Wirklichkeit, dass das KliP I, das habe
ich ja sehr toll gefunden, mit einem Volumen von 2,8 Millionen Tonnen auf 3,1
Millionen Tonnen überschritten worden ist und jetzt haben wir ein Volumen von
1,4 Millionen Tonnen. Warum so zauderlich? Warum so zögerlich? Wenn man sich in
Wirklichkeit die Berichterstattung in Kopenhagen anschaut, Kollege Chorherr hat
es auch gesagt, sind 30 bis 40 Prozent Reduktion notwendig. Wieviel hat
Wien? 21 Prozent? Wo doch Wien in Wirklichkeit beim Klimabündnis Mitglied
ist und eigentlich bis 2010 50 Prozent reduzieren wollte und rausgekommen
ist nach unterschiedlicher Berechnungsweise 6 Prozent Reduktion oder in
Wirklichkeit eine Minusreduktion, wenn man es so will. In Wirklichkeit also
weit mehr als vorher. Ich denke mir, da gibt es noch einiges zu tun. Da muss
ich von vornherein schon sagen: Das, was da herausgekommen ist, da ist sicher
nicht die Klimaschutzkoordination schuld, ganz sicher nicht, sondern ganz im
Gegenteil. Da ist gute Arbeit geleistet worden mit ganz viel Engagement. Und
die Bretter, die sie bohren mussten, werden immer dicker. Das ist nämlich der
Witz dabei. Wenn man sich einmal anschaut, genau, und zwar im Detail - und die
Frau Stadträtin hat schon befürchtet, ich werde eine Lesung machen. Nein, ich
werde keine Lesung machen, sondern ich habe es akribisch durchgeschaut und dann
sieht man schon, wo was weitergegangen ist oder wo gar nichts weitergeht.
Wir wollten ursprünglich genau aus dem Grund nicht so abstimmen, wie
wir jetzt abstimmen, sondern unser Vorschlag war: Stimmen wir es nach
Handlungsfeldern ab. Da wäre nämlich herausgekommen, dass der ganze Klub beim
Handlungsfeld 2 zugestimmt hätte und bei allen anderen nicht zugestimmt
hätte. Das kann ich auch durchaus erklären, warum das so ist. Es gibt Dinge, da
ist viel weitergegangen, keine Frage. Aber es gibt Dinge, da geht nicht nur
nichts weiter, sondern da gibt es im Grunde genommen Rückschritte. Ein kleiner
Punkt zum Beispiel, da drinnen steht: Mindestgehsteigbreite ist 2 m und in
der nächsten Zeile steht, die kann auch unterschritten werden und zwar auf
1,50 m. Genau das ist der Punkt. Es heißt in Wirklichkeit, ihr gebt’s euch
einen Level und wenn es geht, dann geht ihr wieder drunter, dann geht ihr noch
einmal zurück. Ihr fallt oft hinter eure eigenen, wenn man so will,
Ankündigungen zurück und das ist so symbolhaft, die Mindestgehsteigbreite von
der Mindestgehsteigbreite. Ich meine, dass die Mindestgehsteigbreite 2 m
ist, das ist wirklich der Verdienst von der Frau DDr Fohler-Norek. Das ist
einfach bei all diesen harten Brettern, die es gerade in der Wiener
Verkehrspolitik gibt, nicht nichts. Und wenn dann irgendwelche daher kommen und
sagen, na, machen wir 1,50 m, dann ist das genau das, woran unsere Kritik
aufmacht.
Bei der Energieaufbringung, zum Beispiel, da ist man in Wien
hergegangen und hat gesagt, da machen wir ein städtisches
Energieeffizienzprogramm. Wenn man sich das anschaut, dann ist der Verkehr
genau mit einer Seite drinnen, obwohl der Energieverbrauch in Wien beim Verkehr
durch diesen ansteigenden Individualverkehr überbordend geworden ist. Ich kann
natürlich immer sagen: „Der Modalverkehr ist besser geworden.“ Keine Frage.
Aber gleichzeitig ist auch der Individualverkehr massiv gestiegen. Und es ist
kein Zufall, dass mir der Herr StR Schicker keine Antwort geben konnte auf:
„Wie willst du mit all den Autobahnen, dem Autobahnautodrom in der Donaustadt,
Klimaschutzziele erreichen?“ Weil er es nicht weiß und in Wirklichkeit
Verkehrspolitik, noch einmal, da können die gar nichts dafür, noch immer von
der LenkerInnenperspektive aus geführt wird. Da hängt es in Wirklichkeit ganz
massiv dran. Was passiert? Ich habe in Wirklichkeit jährlich beim
Stromverbrauch einen Zuwachs von 1,2 Prozent bei den Haushalten. Ich habe
keine Reduktion, ich habe bestenfalls Vermeidung. Und ihr seid auch ehrlich
genug zu sagen, da geht es um 1,4 Millionen Tonnen Vermeidung.
Zur Reduktion komme ich gar nicht oder kaum, weil
Faktum ist, dass die Stadt Wien, das haben wir jetzt auch bekommen, es hat ja
auch eine Umweltverträglichkeitsprüfung gegeben, einen Block Gaskraftwerk in
Simmering zusätzlich errichten wird. Warum? Weil wir in Wirklichkeit dem
zunehmenden Stromverbrauch etwas entgegensetzen - das kann man nicht sagen, da
braucht es offensichtlich ein Kraftwerk, ein neues. Ich habe immer den
Eindruck, in der Klimaschutzpolitik in Österreich und da will ich jetzt gar
nicht von dem unsäglichen Berlakovich und den ganzen ÖVP-Ministern reden, die
genau nichts hergebracht haben, sondern ganz im Gegenteil ein Inserat in der
Zeitung, wo drinnen steht: „Es ist fünf vor zwölf.“ Und der Clou ist in
Wirklichkeit, das Inserat wird vom Klimafonds bezahlt! 230 000 EUR
werden für Inserate ausgegeben, damit der Herr Berlakovich
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