Gemeinderat,
55. Sitzung vom 18.12.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 71 von 123
Diskussions- und Arbeitsprozessen der im bestmöglichen fachlichen und
politischen Konsens entwickelte Entwurf des Klimaschutzprogramms II vor.
Über die transparente, demokratische Art der Entstehungsgeschichte ist von der
Opposition erfreulicherweise schon ein ehrliches Wort hier zum Ausdruck
gebracht worden. Ich möchte aber auch bei der Gelegenheit festhalten, dass
dieses Klimaschutzprogramm tendenziell eine Fortsetzung, aber auch eine
Verbesserung der bisherigen Erfahrungswerte darstellt. KliP II umfasst
erneut 5 etwas veränderte Handlungsfelder, nunmehr 37 Maßnahmenprogramme und
sogar 387 Einzelmaßnahmen. Es setzt verstärkt fort und verdichtet dort, wo sich
das KliP I tendenziell als richtig, als notwendig und als zielführend
erwiesen hat, vor allem in den Handlungsfeldern Energieerzeugung und
Energiedistribution. Das Modul Mobilität wird um den Bereich Stadtstruktur und
Lebensqualität angereichert und die Land- und Forstwirtschaft und der Naturschutz
werden ebenfalls klimarelevant eingebunden.
Die Öffentlichkeitsarbeit als neuer Schwerpunkt wird schließlich als
zentrales Handlungsfeld für alle übrigen definiert, denn Bewusstseins- und
Meinungsbildung kann gerade beim Klimaschutz nicht intensiv genug
vorangetrieben werden. Danach sind auch noch Anpassungsmaßnahmen Wiens an den
globalen Klimawandel angesprochen – denn der diesbezügliche Handel ist
schlecht, ich würde ihn in dem Zusammenhang als moderne Ablasskrämerei
bezeichnen. Wir sind sehr froh, dass Wien nicht darauf angewiesen ist, hier bei
diesem Zertifikatshandel zum Player zu werden. Also beim globalen Klimawandel
ist jedenfalls auch ein Kapitel formuliert, wo wir anregen müssen, was müssen
wir tun, um den bereits vorhandenen Änderungen auf dieser Erde adäquat zu
begegnen. Es geht um Fragen, ob unsere exzellente Versorgung mit
Hochgebirgsquellwasser für die immer heißer, länger und vor allem
niederschlagsärmer werdenden Sommer- und Herbstmonate ausreichen wird. Es gilt
zu prüfen, inwieweit das am meisten angewendete Wiener Landesgesetz, nämlich
die Bauordnung, auch mit ihren technischen Anforderungen den immer häufiger
werdenden orkanartigen Stürmen in Wien gerecht wird, um nur zwei Beispiele zu
nennen.
Meine Damen und Herren! Wien hat schon jetzt vor allem durch die
Realisierung des KliP I die geringsten CO2-Emissionen pro Kopf
der Bevölkerung österreichweit gemessen. 20 Prozent weniger Treibhausgase
pro Kopf im Jahr 2020 gegenüber 1990 - wir haben bewusst 1990 als Ausgangslage
gewählt, das Jahr, wo der Klimaschutz in Wien programmatisch begonnen wurde,
aber auch das Jahr, auf das die Kyoto-Protokolle Bezug nehmen. Das ist ein sehr
ehrgeiziges Ziel im Wiener Klimaschutz, extrem ambitioniert. Aber ich denke,
wenn alle Beteiligten, alle Angesprochenen, all die Maßnahmen, die sie selbst
in Eigenverantwortung und Eigenregie haben, auch tatsächlich lösen können, dann
wird es zu schaffen sein.
Lassen Sie mich an dieser Stelle einen mannigfachen Dank auch zum
Ausdruck bringen. Nicht, um einen Höflichkeitsapplaus zu ernten oder einen
Applaus, der vielmehr allen Akteuren beim Klimaschutz in Wien gebühren würde.
Ich möchte den Dank des Wiener Gemeinderats vor allem der
Klimaschutzkoordination, angeführt von Frau Mag DDr Fohler-Norek an der Spitze
und ihrem Stellvertreter Dipl-Ing Michael Sattler, zum Ausdruck bringen, aber
auch seinem Vorgänger Herrn Dipl-Ing Dr Robert Friedbacher, der übrigens die
Philosophie und das Wissen und die Ambition, die er sich in der Koordination
zugelegt hat, jetzt bei seinem neuen Job in der MA 34 - Energieverwendung
und Umwelt sinnvoll weitertragen und weiter anwenden kann. Darüber hinaus gibt
es ein kleines Team von, ich denke, vier Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, ein
Teil dazu noch in Halbtagstätigkeit, die mit sehr viel Akribie, sehr viel Fleiß
und Engagement ein Mammutprogramm zehn Jahre hindurch begleitet haben. Meine
Damen und Herren, so etwas, was am Anfang mit großem Zweifel behaftet war,
nicht nur mit Leben zu erfüllen, sondern in allen Details auch tatsächlich in diese
Stadt hineinzutragen und zu implementieren, verdient unser besonderes Lob und
unsere spezielle Anerkennung, liebe Christine, für dich und dein tolles Team! (Beifall bei der SPÖ.)
Die Verwirklichung der bisherigen Maßnahmen, aber auch die Fortschreibung
des KliP verdanken wir auch den 50 Expertinnen und Experten, die quer über den
Magistrat und die Betriebe der Stadt Wien dafür sorgen, dass wir über ein
verlässliches Netzwerk von Klimaarbeitern verfügen. Auch diese Damen und Herren
darf ich hier, nachdem sie nicht so bewusst in Erscheinung treten können,
symbolisch vor den Vorhang bitten.
Ich möchte aber auch die Einschätzung vom Kollegen Chorherr und
fairerweise vom Kollegen Stiftner, dass wir in der Projektgruppe in einer sehr
sachlichen, einer sehr zielorientierten Form um Formulierungen gerungen haben,
um Programmpunkte gerungen haben, oft einzelne Passagen Spitz auf Knopf hart
diskutiert haben, aber schlussendlich die Gemeinsamkeit hervorgeholt haben,
nicht unerwähnt lassen.
Hoher Gemeinderat, ich komme schon zum Schluss. Der
Herr Umweltminister hat den Klimaschutz in einem „Kronen Zeitung“-Interview,
ich schaue jetzt nur, ob ich diese Passage finde, mit Zähneputzen
gleichgestellt. Ich meine, das ist nicht nur etwas flapsig formuliert, er greift
damit eindeutig zu kurz. Um bei diesem Bild zu bleiben, lassen Sie mich sagen:
Wir in Wien verstehen einen wirksamen, einen vorsorgenden Klimaschutz vielmehr
als ganzheitliche Körperpflege zum Schutz der Menschen und der Lebensqualität
mit Fauna und Flora. Die Sozialdemokratie wird sich jedenfalls weiterhin mit
aller Kraft, sei es auf der politischen Seite, sei es auf der beamteten Seite,
dort, wo die Menschen mit uns eines Sinnes sind, dafür sorgen, dass optimale
Klimaschutzaktivitäten, auch unterstützt von ÖVP und Freiheitlichen - ich habe
Ihre Zustimmung ja signalisiert bekommen - in die Wirklichkeit gebracht werden.
Ich lade aber auch die Damen und Herren von der grünen Fraktion, nämlich den
skeptischen größeren Teil der grünen Fraktion, herzlich ein, sich nicht wie bei
Ihrem Zukunftskongress mit der Warnung vor dem Methanausstoß der Rinder zu
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