Gemeinderat,
55. Sitzung vom 18.12.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 67 von 123
Parteiveranstaltungen verwenden können. Dann werden Sie bei Ihren
Stammwählern vielleicht punkten, aber bei der österreichischen Bevölkerung
sicherlich nicht, und schon gar nicht bei der Wiener. Da ist es auch so, dass
wir die Fakten nicht beschönigend retten müssen, sondern dass Sie sich klar der
Verantwortung stellen müssen. Das gilt für alle, auch wenn man das vielleicht
nicht ernst nehmen mag. Ich weiß schon, ein bisschen - das ist auch schon im anderen
Tagesordnungspunkt durchgekommen - ist hier bei der SPÖ nach wie vor das
Prinzip vorherrschend: Wir haben ja die absolute Macht, daher ist es wurscht,
was wir tun, wir setzen das ohnehin alles durch!
Tatsache ist aber jedenfalls, dass wir endlich gemeinsam damit beginnen
sollten, einen Beitrag zum Stopp der Erderwärmung zu leisten. Wie wollen wir es
denn den Menschen erklären? So gesehen, bin ich schon ein Stück bei den GRÜNEN,
dass man sagen muss: Wenn schon das reiche Wien es nicht schafft, Maßnahmen
auch wirklich umzusetzen, wie erklärt man es dann Menschen in Peking,
Neu-Delhi, Kapstadt oder anderen Städten, Millionen- oder großen Städten, die
oft auch aus finanziellen Gründen nicht in der Lage sind, jene Reduktionsziele
umzusetzen, mit denen wir uns in der ersten Welt, im Gegensatz zur dritten
Welt, ein wenig leichter tun? Ich denke, es ist einfach notwendig, dass wir
international und vernetzt denken, und das, glaube ich, sollten wir auch hier
gemeinsam durchführen.
In diesem Zusammenhang möchte ich noch einmal auf Kopenhagen hinweisen,
denn es ist schon wichtig, dass wir auch in der Wiener Kommunalpolitik eine
entsprechende einheitliche Sichtweise bekommen. Ich würde mir wünschen, dass
wirklich alle Fraktionen dieses Hauses wenigstens in Willenskundgebung das
Klimaschutzprogramm mittragen. Ich weiß, dass es in dem Papier durchaus auch
viele Punkte gibt, die man verbessern kann. Es ist ein Papier, in dem vieles
vielleicht auch noch detaillierter festgeschrieben werden muss, aber an sich
ist es die richtige Richtung. Ich denke, diesen Vertrauensvorschuss werden wir
von unserer Fraktion den KliP-Verantwortlichen jedenfalls geben, damit wir auch
in Zukunft überprüfen können, ob die selbst gesetzten Maßnahmen, die hier
letztendlich die SPÖ gemacht hat, wirklich eingehalten werden.
Ich möchte aber dann im Gegenzug, sehr geehrte Damen und Herren von der
SPÖ, nicht mehr eine schöne theoretische Zukunftsbeschreibung zum Beispiel über
Car Pooling oder irgendein theoretisches Hoffnungsgebiet Solarenergie hören.
Wenn wir uns das nächste Mal über das KliP unterhalten, sehr geehrte Damen und
Herren, möchte ich mich hier nicht mehr im Rhythmus einer unbestimmten
Zukunftsmusik wiegen, sondern ganz konkrete Umsetzungserfolgsgeschichten hören,
was man wirklich konkret für die Umwelt in Wien gemacht hat.
Das Beste in diesem Zusammenhang wäre es, wenn wir auch kein
Klimaschutzprogramm III mehr brauchen würden, sondern wenn Sie nach Ablauf
des KliP II eine Evaluierung vorlegen könnten, in der als letzter Satz
drinsteht: Alle Maßnahmen wurden umgesetzt, und die Zielwerte wurden erreicht.
Anders als beim KliP I wünschen wir uns beim KliP II einen
Erfolg. Von unserer Seite bekommen Sie die Unterstützung für Ihre zweite
Chance, sehr geehrte Damen und Herren von der SPÖ. Natürlich bedarf es auch
einer entsprechenden laufenden Evaluierung und nicht einer Mogelpackung. Ich
habe hier leider oft den Verdacht, dass es immer wieder um so eine Mogelpackung
geht.
Warum sage ich das? - Weil es beim Klimaschutzpaket I mehrere
Evaluierungsberichte gegeben hat! Da gab es einen Entwurf vom Dezember 2008, in
dem in der Zusammenfassung einiges recht kritisch angemerkt wurde. Darin wurde
beispielsweise der fehlende Beitrag der Wiener Verkehrspolitik
herausgearbeitet, und auch eine Erhöhung der Sanierungsrate bei der thermischen
Gebäudesanierung wurde vorgeschlagen.
Da haben Sie diese Punkte natürlich zu Recht auch als Kritik
verstanden. Letztendlich ist es dann in der Zusammenfassung zu einer recht
zahnlosen Formulierung gekommen, die uns vorgeschlagen worden ist und die
fälschlicherweise signalisiert hat, dass ohnehin wieder alles in Ordnung ist.
Sehr geehrte Damen und Herren! Es darf nicht dazu kommen, dass das beim
neuen Klimaschutzprogramm wieder passiert. Wir werden genau aufpassen, dass es
eine korrekte Evaluierung gibt und dass die Maßnahmen, die hier definiert sind
und die heute mit hoher Wahrscheinlichkeit beschlossen werden, auch wirklich
auf Punkt und Beistrich umgesetzt werden, sehr geehrte Damen und Herren! Wir werden auch aufpassen, dass die
verschiedenen Vernetzungen in den Magistratsabteilungen wirklich eingehalten
werden.
Ich glaube, dass es ganz entscheidend ist,
dass wir im Klimaschutz auch in Zukunft entsprechendes Potenzial einbringen.
Ich denke, dass es gelungen ist - und das ist auch der Grund, warum wir uns
dazu entschieden haben, dieses Paket mitzutragen -, in den Vorgesprächen - und
das ist durchaus ein besserer Prozess als vielfach in der Vergangenheit gewesen
- sich auch durch die entsprechenden Zusammenkünfte auf technischer und
operativer Ebene einzubringen und Maßnahmen vorzuschlagen.
Einige wurden hier ja auch durchaus
eingebracht. So freut es mich ganz besonders, dass wir im Bereich der
Solartechnik, der Solarpolitik einiges an Punkten einbringen konnten. Die
Wiener Stadtregierung hat auch die erneuerbaren Energieträger endlich wieder
erkannt.
Ich denke, dass außerdem der Bereich der
Elektromobilität, in welcher Form auch immer, verstärkt zum Einsatz kommen wird
und dass wir hoffentlich auch hier wieder zu Fördermaßnahmen, die ja
ausgelaufen sind, kommen können, damit es auch im Bereich der Verkehrspolitik
eine entsprechend klare Signalisierung geben wird. Es geht nicht darum, die
Mobilität einzuschränken, es geht darum, die Emissionen zu reduzieren.
Das ist der klare Ansatz,
der uns natürlich auch fundamental von den GRÜNEN unterscheidet, die den
Wienerinnen und Wienern offenbar die Mobilität wegnehmen wollen und sie
einschränken wollen. Das wollen wir nicht.
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