Gemeinderat,
55. Sitzung vom 18.12.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 43 von 123
Antrag können wir wirklich nichts abgewinnen. Es war schon ganz klar,
dass die Minarette früher oder später kommen werden, nachdem die Schweizer
Volkspartei damit offensichtlich ihren ... (StR Johann Herzog: Wir
haben das schon im Jahr 2008 gebracht!) Ja, ja, das mag schon sein, aber
diesmal kommt es wieder. Und heute diese Geschichte mit den Minaretten war wie
das Amen im Gebet, denn ich hätte wetten können, dass es diesmal kommt und es
ist gekommen. Gut.
Aber ich möchte in Wirklichkeit jetzt eigentlich auf die Worte unseres
Herrn Bürgermeisters eingehen. Ich habe eigentlich den Eindruck gehabt, na ja,
20 Jahre oder 18 Jahre hat es gedauert, bis da in dem Fall eine große
BürgerInnenbefragung wieder kommt. Ich war schon ganz gespannt, die ersten
Meldungen waren ja interessant. In den ersten Meldungen hat es geheißen,
City-Maut um die City herum. Das wäre irgendwie eine Kleinigkeit gewesen, das
zu argumentieren. Aber jetzt sind die Fragen heraußen. Ich war oder ich bin ja
eigentlich immer der Meinung, dass Teilhabe und BürgerInnenbeteiligung was ganz
Wichtiges ist. Da gibt es in der Gemeinwesenarbeit, aber auch im Sinne der
Teilhabe, immer diese Dreieinigkeit, man sagt, es braucht eine Informationsphase,
dann braucht es einen Diskurs und dann geht man her und formuliert gemeinsam
die Entscheidungsfrage.
Dieser Vorgangsweise hat sich zum Beispiel der Kollege Hora beim
Bacherpark vollinhaltlich anschließen können. Das war genau so. Es hat einen
ziemlich großen Konflikt gegeben, dann hat es dazu eine Phase der Diskussion
gegeben, dann hat es dazu auch eine Information gegeben und man hat sich
gemeinsam gefunden, die Fragen zu stellen.
Das ist diesmal nicht so. Wir wurden zwischendurch einmal gefragt: Wie
stellt ihr euch das vor mit der Frage? Dann haben wir uns die Fragen einmal
angeschaut und haben auch überlegt, ob wir vielleicht eine
Alternativformulierung haben. Und wenn ich mir die Fragen anschaue, die jetzt
vom Kollegen Lindenmayr verlesen wurden, dann habe ich so den Eindruck, na ja,
also da weiß man immerhin schon im Vorhinein, was da herauskommt.
Jetzt denke ich mir, bei den Hausmeistern und HausbesorgerInnen war
klar, da ist die SPÖ schon lange dahinter und das wird kommen. Alle werden
sagen: Ja, ja, brauchen wir, gut, also nicht unbedingt eine Suggestivfrage.
Auch die zweite Frage ist nicht unbedingt eine Suggestivfrage. Aber bereits bei
der dritten habe ich schon ein kleineres Problem. Da steht am Anfang ganz
konkret drinnen: „Einige Großstädte, zum Beispiel Stockholm, London, haben zur
Bewältigung des innerstädtischen Verkehrs eine Einfahrtsgebühr für das
Stadtzentrum eingeführt, City-Maut.“ So und jetzt kommt es, dann steht: „In
Wien konnte durch die Verkehrspolitik und den Ausbau des öffentlichen Verkehrs,
Parkraumbewirtschaftung, Wohnsammelgaragen, Ausbau Radwegenetz in den letzten
Jahren der Autoverkehr in der Stadt deutlich reduziert werden.“ So, dann frage
ich mich ganz ernsthaft: Wozu brauche ich dann die Frage?
Die Argumentation vom Kollegen Lindenmayr war ja vorhin bei einer
anderen Geschichte und zwar beim Kleinen Glücksspiel. Da haben wir erst darüber
abgestimmt. Also die City-Maut-Frage oder den City-Maut-Antrag habe ich, wenn
ich mich nicht täusche, vor ungefähr eineinhalb Jahren gestellt und er ist
abgelehnt worden. Da hätten wir nicht zu fragen brauchen, die Auskunft, die Sie
wollten, haben Sie, denn zumindest hier herinnen war es so, dass drei Parteien
dem nicht zugestimmt haben, wir natürlich als Antragsteller schon.
Da drinnen steht aber jetzt was, was interessant ist, und zwar: In den
letzten Jahren konnte der Autoverkehr in der Stadt deutlich reduziert werden.
Aber wie Sie ja alle wissen, bin ich ein aufmerksamer Leser der Papiere, die
wir immer so kriegen und da gibt es etwas, das nennt sich „Evaluierung des
Masterplans Verkehr 2003" und zwar vom 30. Oktober 2008. Gemacht
worden ist es natürlich ein bisschen vorher, aber im Wesentlichen geht es
darum, dass das, was Sie hier in Wien an Verkehrspolitik gemacht haben,
evaluiert worden ist. Und dann schauen wir uns genau an, wie das denn mit
diesem deutlich reduzierten Verkehr ist. Da steht auf Seite 14 drinnen,
weil man immer ordentlich lesen muss: „Die Kfz-Verkehrsstärken im Stadtgebiet“
und zwar steht da konkret im Text, den alle anderen WienerInnen bekommen:
„Innerhalb vom Gürtel und Donaukanal hat er zielkonform abgenommen, minus
2,8 Prozent.“ Gut, stimmt.
Schauen wir uns einmal den nächsten Absatz an, die
Kfz-Verkehrsdaten: „Die Kfz-Verkehrsdaten auf den Gemeindestraßen A und B haben
zwischen 2000 und 2005 um 3,7 Prozent zugenommen, an der Landesgrenze um
10,1 Prozent zugenommen. Die Erhebungen im Stadtgrenze überschreitenden
Verkehr 2008 zeigen ein ähnliches Bild.“ Das heißt, dort, wo wirklich viele Leute
wohnen, außerhalb des Gürtels, da habt ihr bis zu plus 10,1 Prozent! Das
heißt, eigentlich steht da nicht die Wahrheit, sondern das ist in Wirklichkeit
ein Wahlschmäh, der da steht, der suggerieren soll (Beifall bei den GRÜNEN.),
dass ihr eh alles gemacht habt. Stimmt aber nicht, ganz im Gegenteil. Ich will
das gar nicht kleinreden, dass innerhalb des Gürtels der Verkehr um mehr als
2 Prozent abgenommen hat und das, keine Frage, auf die
Parkraumbewirtschaftung zurückzuführen ist. Aber außerhalb? Nein, stimmt überhaupt
nicht! Und dann den Leuten so eine Chuzpe vorzulegen und zu fragen: Soll in
Wien eine City-Maut eingeführt werden? – und zu sagen, aber wir haben eh dort
alles gemacht, ihr braucht’s eh nicht zustimmen, ist eh ein Blödsinn, das
machen wir nur, weil die GRÜNEN vielleicht das immer gesagt haben, wie es der
Herr Bürgermeister immer gesagt hat, das ist in Wirklichkeit eigentlich eine
Schweinerei. So was kann man nicht machen. Und zwar aus einem ganz bestimmten
Grund: Die City-Maut senkt nämlich ganz konkret in Stockholm, aber auch an der
City-Maut-Zonengrenze in London genau den Verkehr ab, der von draußen
hereinkommt. Und genau den Verkehr fängt man mit der Parkraumbewirtschaftung
innerhalb des Gürtels nicht ab. Da geht es um den Binnenverkehr von Wien und nur
ganz wenig um die Pendlerinnen
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