Gemeinderat,
55. Sitzung vom 18.12.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 42 von 123
Wiener Stadtgebiet: Ja oder Nein? (Beifall bei der FPÖ.)
Meine Damen und Herren! Es gäbe noch eine schöne Frage: Wollen Sie ein
generelles Bauverbot im Grünland, Parkschutzgebiet, Landschafts- und
Naturschutzgebiet ohne Ausnahmen? Das wäre eine sehr schöne, mit Ja oder Nein
zu beantwortende Frage! Das würde einen sehr aktuellen Anlassfall betreffen!
Bei der Ehrung von Herrn Dipl-Ing Glotter, des ehemaligen Leiters der
Grünlandplanung in Wien, waren alle bis auf einen anwesend. Herr Dipl-Ing
Glotter hat eine sehr hohe Auszeichnung der Stadt Wien bekommen, und das hat
mich wirklich gefreut! Dieser Mann hat Unabhängigkeit bewahrt und Mut gezeigt.
Ich zitiere Ihnen nur einen Satz, den er an seine jungen Kollegen bei der
MA 18 gerichtet hat, wobei davon auch alle anderen betroffen sind. Kollege
Maresch und andere von seiner Partei sowie Kollege Hufnagl waren auch dort.
Dipl-Ing Glotter hat sinngemäß gesagt: Liebe junge Kollegen!
Passt auf meinen Grünraum in Wien auf! Was ich nämlich in den letzten Wochen in
den Zeitungen und Medien lese, gefällt mir nicht! Als Beispiel kann ich
euch – und jetzt passt auf und legt die Ohren an! – die Marillenalm
nennen.
Das hat Dipl-Ing Glotter
bei der Ehrung gesagt, und das rechne ich ihm wahnsinnig hoch an. Herr StR
Schicker hat das auch gehört, wobei ich nicht weiß, ob es ihm gefallen hat oder
nicht. Ich hoffe, dass es ihm gefallen hat und er Ihnen von dieser Wortmeldung
berichtet hat!
Meine Damen und Herren! Betreffend Marillenalm ist schon sehr viel
gesprochen worden. Mir rennt jetzt auch die Zeit davon. Ich möchte nur einen
Punkt erwähnen: Dort wird ein Hotelprojekt, unterstützt von der SPÖ, in einem
gesamten Landschaftsschutzgebiet von einer Fläche in die andere Fläche
verschoben. Das darf an sich nicht sein, meine Damen und Herren! Der Bezirk
hat – und das sehe ich als sehr wichtig an – eine umfangreiche
Stellungnahme abgegeben, die wir demnächst im Planungsausschuss behandeln
werden. Diese Stellungnahme ist teilweise sehr skurril, und ich habe, wie bei
der Befragung, den Eindruck, dass man vielleicht überhaupt nicht will, dass das
Hotel gebaut wird.
Liebe Kollegen von der SPÖ! Wenn ihr das nicht wollt, dann sagt es doch
gleich klipp und klar! Denn wenn einem Hotelbetreiber angesichts eines
siebengeschoßigen Gebäudes mit Tiefgarage, in das er investiert, unter anderem
vorgeschrieben wird, dass dieser Hotelbau den Standard eines Nullenergiehauses
erreichen und komplett in Holzbauweise errichtet werden soll, dann fühlt sich
dieser zu Recht gefoppt! Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein
siebenstöckiges Hotel mit 120 Zimmern in dieser Bauweise errichtet werden kann!
Die Kollegin, die im 15. Bezirk jetzt ein solches Hotel mit
Windrädern, die noch nicht durch sind, bauen ließ – ihr kennt das
alle! –, hat sich bemüht, so etwas zu schaffen. Das ist aber eine ganz
andere Kategorie, und ich kann mir nicht vorstellen, dass die ÖVP so etwas
macht!
Ich will auf die anderen Punkte gar nicht mehr eingehen. Darüber, dass
zum Beispiel die WC-Anlagen der Gastronomie des Hotels allen Besuchern des
öffentlichen Springerparks zur Verfügung steht sollen, werden sich die
Betreiber sicherlich sehr freuen!
Der Westen des Hotels soll vertikal begrünt werden. – Lässt man da
den Efeu auf den Grünen Berg hinunter wachsen? Oder was ist eine vertikale
Begrünung aus Ihrer Sicht?
Diese Punkte sind meiner Ansicht nach für die Politische Akademie der
ÖVP in diesem Sinne gar nicht erfüllbar! Ich werde mir die Vertragsbedingungen
der MA 69, die demnächst kommen müssen, Herr Stadtrat, sehr genau
anschauen! Wir werden Sie vielleicht im Jänner endlich einmal sehen! Und dann
werden wir nachschauen, was vom Bezirk aufgenommen wird.
Der letzte Punkt, der in der Bezirksvertretung noch dazugekommen ist,
ist sehr wichtig. Ich werde ihn wortwörtlich zitieren. Ich glaube allerdings,
dass die Sozialdemokratische Fraktion und der Klub der ÖVP nicht gewusst haben,
warum sie die Hand heben. Sie haben das einfach verschlafen.
Da steht dann auch noch drinnen: Auf Grund der Tatsache, dass sich im
Laufe des Verfahrens neben der Bürgerinitiative „Tivoli-Alarm", die sich
gegen eine Verbauung des Springerparks ausgesprochen hat, eine zweite
Bürgerinitiative etabliert hat, die sich gegen die Verbauung des Grünraums
Marillenalm ausspricht, scheint es geboten, noch vor einer endgültigen
Beschlussfassung eine BürgerInnenbefragung durchzuführen. Dem kann man sich
natürlich nur anschließen, meine Damen und Herren. Daher bringe ich einen
Beschlussantrag hier auch ein, weil wir ja bei den Volksbefragungen sind. Ich
lese ihn Ihnen nur kurz vor:
„Es soll in einem Teil des Bezirks Meidling innerhalb der Straßenzüge
Schönbrunner Straße, Ruckergasse, Edelsinnstraße, Altmannsdorfer Straße, Grünbergstraße
eine Volksbefragung nach den §§ 112 bis 112c, also wo eine
Anrainerbefragung erlaubt ist, durchgeführt werden. Die Fragestellung lautet:
Sind Sie dafür, dass das Grünland-Parkschutzgebiet-Naturschutzgebiet
nach dem Naturschutzgesetz durch ein sechsgeschoßiges Hotel mit Tiefgarage
entgegen der derzeitigen Gesetzeslage verbaut wird?
In formeller Hinsicht wird die sofortige Abstimmung dieses Antrages
verlangt."
Ich übergebe jetzt die Originalanträge und hoffe, dass Sie diesem
Antrag zustimmen, denn er ist ja mit massiver Mehrheit im Bezirksparlament
Meidling hier ebenfalls beschlossen worden und wir können uns dem nur
anschließen. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zum Wort gemeldet ist der
Herr Mag Maresch. Bitte, Herr Professor, zum Rednerpult.
GR Mag Rüdiger Maresch (Grüner Klub im Rathaus):
Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren!
Kollege Madejski! Wir könnten jetzt sozusagen ein
Privatissimum über das, was er uns da gesagt hat, abhalten, über Minarette und
wie es so schön heißt, publikumsintensive Veranstaltungen. Also noch einmal:
Dem
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