Gemeinderat,
55. Sitzung vom 18.12.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 40 von 123
die sicherste Frage gewesen, denn Sie wissen
eh die richtigen Antworten! Da hätten wir einmal geschaut, wie die Bevölkerung
argumentiert!
Meine Damen und Herren! Nun zu den einzelnen
Punkten der so genannten Befragung des Herrn Bürgermeisters. Ich habe den
Eindruck, nachdem ich es genau gelesen habe, dass das Ganze ein bisschen
hingehudelt wurde. Offensichtlich ist das Ganze unter Zeitdruck entstanden, und
es haben mehrere Leute daran mitgeschrieben, denn es ist nicht aus einem Guss.
Das merkt man sofort. Man merkt sofort, wenn man das durchliest, dass daran
mehrere Leute geschrieben haben. Man merkt sofort, dass das nicht einer von
sich aus auf Grund seiner Ideen und Neigungen, seines Intellekts und seiner
Ideologien geschrieben hat, sondern dass das zusammengewurschtelt ist. Gehen
wir es einmal durch.
Zu den Hausbesorgern: Sie sagen, dass im
Jahr 2000 durch den Bundesgesetzgeber die Möglichkeit abgeschafft wurde,
Hausbesorger anzustellen, und eine bundesgesetzliche Neuregelung seither nicht
zustande gekommen sei. – Meine Damen und Herren! Wer stellt denn seit vier
Jahren den Bundeskanzler? Welche Regierungsform gibt es seit vier Jahren? Wieso
gibt es keine Bundesregelung bei den Hausmeistern? Sie sind selbst schuld, dass
es keine Regelung gibt!
Dann fragen Sie: „Sind Sie dafür, dass in
Wien die Möglichkeit geschaffen wird, neue HausbesorgerInnen – Klammer: mit
modernem Berufsbild - einzustellen?“ Vielleicht hätte man an dieser Stelle ein
bisschen definieren können, was dieser neue Hausmeister Ihrer Ansicht nach ist!
Was ist ein modernes Berufsbild? – Das ist eine „No-na-Frage“.
Bei einer Frage schreiben Sie die Kosten
ganz bewusst dazu, weil Sie eine positive Antwort in diesem Fall in
Wirklichkeit nicht wollen. Bei allen anderen Fragen sind Kosten jedoch nicht
erwähnt. – Ich bin auch für Hausmeister. Aber Herr VBgm StR Ludwig weiß
ebenso wie ich ganz genau, dass man, wenn man diese Frage stellt, den Leuten
fairerweise sagen muss, dass das die Kosten für die Wohnung um 15 bis 20
Prozent erhöht. Das weiß jeder, der damit zu tun hat. Der moderne Hausmeister
wird nämlich nicht mehr die Schneeschaufel in die Hand nehmen, und der moderne
Hausmeister wird sich nicht mehr mit den Agenden der Hausbetreuung und der
Außenbetreuung, die ja zusammengeführt werden, befassen. Das bleibt weiterhin
bestehen.
Mit dieser Frage kann ich daher nichts
anfangen! Außerdem haben Sie doch eine Umfrage in den Gemeindebauten gemacht
und haben angeblich fast 40 000 Antworten bekommen. Darunter befanden
sich, abgesehen vom Hundegackerl, die Anrainer- und Nachbarprobleme, jedoch
insbesondere der massive Wunsch nach Hausmeistern. – So ernst nehmen Sie
also Ihre eigene Befragung! Sie brauchen nicht mehr zu fragen, denn in
Wirklichkeit geht es Ihnen um die Hausmeister im Gemeindebau. Das ist
vollkommen klar. (Zwischenruf von VBgm Dr Michael Ludwig.)
Der Hausmeister kann seit Jahren sowieso
angestellt werden. Das weißt du! Das ist mit einer privatrechtlichen Regelung jederzeit
möglich. Das ist ein freies Berufsbild. Das geschieht auch in vielen
Privathäusern. Im Hinblick darauf frage ich: Wieso nehmt ihr die Antworten
eurer eigenen Leute, die dort wohnen, nicht so ernst, dass ihr sagt, das wollen
sehr viele, daher führen wir das durch?
Meine Damen und Herren! Das Zweite ist die
Ganztagsschule. Sie fordern die flächendeckende und bedarfsorientierte
Ganztagsschule, wie Frau Kollegin Vassilakou gesagt hat. In den Bezirken sind
aber nicht einmal 60 Prozent der alten Schulbauten saniert. Wie wollen Sie also
die Ganztagsschulen nur vom vorhandenen Raum her überhaupt unterbringen?
Man könnte die Frage auch so stellen: Wollen
wir die Sanierung der Schulen in den Bezirken schneller durchführen, damit man
in Zukunft – nach Intention der SPÖ – eine Ganztagsschule
flächendeckend einführen kann? – Sie werden diese nie einführen können!
Außerdem schreiben Sie hinein, dass
internationale Studien zeigen, dass die Ganztagsschule der entscheidende
Erfolgsfaktor für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist. – Das mag
stimmen! Weiter schreiben Sie aber, dass die Ganztagsschule das Bildungsniveau
der Bevölkerung deutlich hebt. – Dieser Meinung bin ich nicht! Das geht
nirgends hervor! In anderen Ländern bestehen nämlich andere Voraussetzungen!
Das Argument mit Beruf und Familie nehme ich Ihnen ab. Dass das Bildungsniveau
dadurch generell gehoben wird, hängt hingegen vom Schulsystem und von der
Schulorganisation in den einzelnen Ländern ab. Das hängt vor allem davon ab,
wie groß der Anteil an heimatsprachlichen Schülern ist, wie die Lehrer
ausgebildet sind und wie die Gesamtorganisation ausschaut.
Dass nur die Ganztagsschule das
Bildungsniveau hebt, bezweifle ich, und daher können wir dem auch nicht
zustimmen!
Dritter Punkt – City-Maut: Wir waren
immer gegen die City-Maut. Herr Vizebürgermeister! Herr Bürgermeister! Erstens
wissen wir nicht, wo diese gelten soll. Das konnte uns Kollege Lindenmayr auch
nicht sagen. Ich meine, es wäre fair, den Leuten zu sagen, ob wir das am
Gürtel, am Ring oder an der Wattgasse und der Vorortelinie haben wollen! Was
ist die City-Maut aus Ihrer Sicht?
Zweitens wäre es aber auch fair, einen
Rahmen anzugeben, wie viel das den Einzelnen kostet. Ich nenne jetzt
irgendwelche Zahlen: Soll das Hereinfahren 5 EUR, 10 EUR, 7 EUR
oder 20 EUR kosten? Betreffend den 24-stündigen U-Bahn-Betrieb haben Sie
Kosten dazugeschrieben, weil Sie das nicht wollen, ganz klar! Ihre
Fragestellung ist ja so verräterisch! Im Fall der City-Maut haben Sie die
Kosten jedoch nicht dazugeschrieben. Worüber stimmen die Leute mit Ja oder Nein
ab? Das wissen Sie auch nicht! Daher können wir dem auch nicht zustimmen!
Der 24 Stunden U-Bahn-Betrieb ist eine alte
Forderung der Opposition. In diesem Fall riecht man bei Ihrer Fragestellung
direkt, dass Sie das nicht wollen. Warum würden Sie sonst dazuschreiben, dass
das zu viel kostet und die Linienführung der Nachtbusse verändert werden
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