Gemeinderat,
55. Sitzung vom 18.12.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 38 von 123
Sozialdemokratie steht. Wir haben aber diesfalls beziehungsweise auch
hinsichtlich der anderen Fragen ganz klar gesagt, dass wir die Entscheidung der
Wiener Bevölkerung, wie auch immer sie ausfallen möge, ernst nehmen werden, so
wie wir alle Entscheidungen der Wienerinnen und Wiener auch bei allen anderen
Volksbefragungen zur Kenntnis und ernst genommen haben und auch entsprechend
umgesetzt haben. (Zwischenrufe bei der
FPÖ.)
Ich darf jetzt nicht vergessen, den eigenen Antrag einzubringen. Das
wurde zwar in der Mitteilung schon verlesen, ich meine aber, dass es ganz
wichtig ist, dass man noch einmal klar und deutlich darüber spricht, was wir
heute zu beschließen vorschlagen. Und ich lade Sie hier im Lichte des jetzt
Gehörten noch einmal herzlich dazu ein, unserem Antrag zuzustimmen!
„Eine Volksbefragung zu den vorgeschlagenen Themen ist eine Chance für
Wien, durch einen verstärkten öffentlichen Diskussionsprozess zu einem klaren
BürgerInnenvotum in diesen Fragen zu kommen.“
Daher stellt die SPÖ hier den folgenden Beschluss- und
Resolutionsantrag: „Am 11., 12. und 13. Februar soll in Wien eine
Volksbefragung durchgeführt werden. Die Fragen sollen lauten: ...“ –
An dieser Stelle möchte ich ergänzend festhalten, weil beispielsweise von der
ÖVP gesagt wurde, dass das Suggestivfragen oder „No-na-Fragen“ sind: Nein! So
ist es nicht! Eine Suggestivfrage wäre beispielsweise: Wollen Sie, dass morgen
die Steuern halbiert werden? – Das wäre eine „No-na-Frage“! Wir sind
jedoch ehrlich und sagen genau, welche Konsequenzen es haben könnte, wenn man
mit Ja oder mit Nein stimmt. Daher haben wir sehr wohl ganz genau überlegt,
welche Einleitungssätze wir den Fragen voranstellen. Und ich nutzte jetzt die Chance,
diese hier noch einmal zu wiederholen.
„Die Fragen sollen lauten:
Erstens: Im Jahr 2000 wurde durch den Bundesgesetzgeber die Möglichkeit
abgeschafft, Hausbesorger anzustellen. Eine bundesgesetzliche Neuregelung ist
seither nicht zustande gekommen. Sind Sie dafür, dass in Wien die Möglichkeit
geschaffen wird, neue HausbesorgerInnen – Klammer: mit modernem Berufsbild -
einzustellen. Ja oder Nein?
Zweitens: Internationale Studien zeigen, dass die Ganztagsschule der
entscheidende Erfolgsfaktor für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie
darstellt sowie das Bildungsniveau der Bevölkerung deutlich hebt. Sind Sie für
ein flächendeckendes Angebot an Ganztagsschulen in Wien? Ja oder Nein?
Drittens: Einige Großstädte - Klammer: zum Beispiel London, Stockholm -
haben zur Bewältigung des innerstädtischen Verkehrs eine Einfahrtsgebühr für
das Stadtzentrum eingeführt - Klammer: City-Maut. In Wien konnte durch die
Verkehrspolitik - Klammer: Ausbau öffentlicher Verkehr,
Parkraumbewirtschaftung, Wohnsammelgaragen, Ausbau Radwegenetz - in den letzten
Jahren der Autoverkehr in der Stadt deutlich reduziert werden.“
An diesem Punkt habe ich bei unseren Verhandlungen gesagt: Das ist
tatsächlich die Wahrheit. Es ist nämlich nachlesbar, dass die Zulassungszahlen
innerhalb des Gürtels zurückgegangen sind. Der Modal-Split hat sich in den
letzten Jahren deutlich verbessert. Das, was da steht, ist daher keine
Suggestivfrage oder „No-na-Frage“, sondern das ist einfach Tatsache! (Beifall bei der SPÖ.)
Auf diesen Einleitungssatz folgt dann die Frage: „Soll in Wien eine
City-Maut eingeführt werden. Ja oder Nein?“ (GR Mag Wolfgang Jung: Wo die
äußere Stadtgrenze ist, traut er sich nicht zu sagen!). Ich verstehe eh, dass Sie sich nicht
auskennen! Wir fragen jedoch die Wienerinnen und Wiener deutlich nach ihrer
grundsätzlichen Meinung, und wenn wir die Antwort der Wienerinnen und Wiener
kennen, dann werden wir darüber reden, wie Verordnungen, Gesetze und Ähnliches
auszuschauen haben. (GR Mag Wolfgang Jung: Sie trauen sich nicht! Sie sind
zu feig, das zu sagen!) Das werden Sie nicht verstehen, Herr Jung, das weiß
ich eh! Sie reden immer dazwischen, hören aber nicht zu, und dann kennen Sie
sich wieder nicht aus! (StR Johann Herzog: Was schlagen Sie konkret
vor?)
Sie hören nicht zu, und dann kennen Sie sich
wieder nicht aus und reden irgendwelche Sachen daher und machen sich damit
eigentlich nur lächerlich! (Beifall bei der SPÖ. – Zwischenrufe bei der
FPÖ.)
Weiter im Text: „In Wien fahren täglich
Nachtbusse von 0.30 Uhr bis 5 Uhr. Ein 24 Stunden U-Bahn-Betrieb am
Wochenende - Klammer: Freitag und Samstag - kostet pro Jahr 5 Millionen EUR und
bewirkt veränderte Fahrtrouten der Nachtbusse an Wochenenden. Sind Sie dafür,
dass die U-Bahn am Wochenende auch in der Nacht fährt. Ja oder Nein?
Fünftens: Seit 2006 wird in Wien ein
freiwilliger Hundeführschein angeboten. Der Hundeführschein ist eine fundierte
Ausbildung für HundehalterInnen, bei welcher der richtige Umgang mit Hunden
erlernt wird. Bei der Prüfung müssen die Hundehalterinnen und Hundehalter
zeigen, dass sie den Hund auch in schwierigen Situationen im Griff haben. Sind
Sie dafür, dass es in Wien für so genannte Kampfhunde einen verpflichtenden
Hundeführschein geben soll? Ja oder Nein?
In formeller Hinsicht wird die sofortige Abstimmung
verlangt.“
Ich übergebe hiermit den Antrag. (GR Mag
Johann Gudenus, MAIS: Heißt das nicht „HündInnenführschein?) Genau diese
Bemerkung zeigt beispielsweise, dass Sie das ganze Thema nicht ernst nehmen!
Sie machen sich über alles lustig! (Zwischenruf von GR Mag Wolfgang Jung.)
Sie nehme ich nicht ernst, das ist richtig! Sonst werden wir verrückt!
Ich habe das Konzept
nicht verloren, sondern möchte noch einmal darauf hinweisen, dass die Elemente
der repräsentativen Demokratie manchmal Ergänzungen brauchen, nämlich
beispielsweise das Instrument der Volksbefragung. Wir machen eine
Volksbefragung, um die Meinung der Wienerinnen und Wiener einzuholen, um danach
unsere Entscheidungen zu treffen. Wir gestalten unsere Politik nicht statisch,
sondern offensiv. Wir sind die Macher in dieser Stadt, andere sind nur
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