Gemeinderat,
55. Sitzung vom 18.12.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 36 von 123
die Realität! Und das ist leichter, als echt zu handeln. – Und das
zieht sich durch alle Fragestellungen!
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Der ÖVP geht es um eine
tatsächliche Volksbefragung. Wenn Sie in der Geschichte nachblättern, dann
werden Sie feststellen, dass für die Volkspartei die direkte Demokratie auf
allen Ebenen immer schon eine Rolle gespielt hat, während sich die SPÖ viel
stärker auf die indirekte Demokratie, also auf die repräsentative Demokratie
gestützt hat. Damals hat sich die SPÖ dieser Frage noch nicht angenommen. Wir
haben uns dieser Fragen hingegen immer angenommen. Und es geht darum, dass
wirklich vernünftige Fragen gestellt werden, bei denen es um ein klares Ja und
Nein und nicht um Suggestivfragen geht.
Wir möchten daher einige Fragestellungen beisteuern, und ich bringe
somit einige Fragen gemeinsam mit meinen Kollegen Wolfgang Gerstl und Fritz
Aichinger ein.
Erste Frage betreffend Volksbefragung und andere direkt demokratische
Instrumente: Direkt demokratische Instrumente wie Volksbefragungen sind
wichtige Elemente unserer parlamentarischen Demokratie. Der Einsatz von
Instrumenten der direkten Demokratie wie zum Beispiel Volksbefragungen möge
daher im Sinne eines modernen Verständnisses von aktiver Bürgerbeteiligung in
Zukunft vom Wiener Gemeinderat vermehrt initiiert werden. – In formeller
Hinsicht wird die sofortige Abstimmung verlangt. (Beifall bei der ÖVP.)
Zweite Frage betreffend Volksbefragung: Jede Stimme muss gleich viel
wert sein. Wir wissen, wie die SPÖ immer das gleiche Wahlrecht auf ihren Schild
gesetzt hat, und in Wien kann man mit 45 Prozent die absolute Mehrheit
erreichen. (Beifall bei der ÖVP.)
Betreffend Volksbefragung: Grätzlbelebung: Es ist dies ein wesentliches
Thema. Dabei geht es darum, wie es in den Grätzln dieser Stadt aussieht. Wir
sind damit konfrontiert, dass in Teilen dieser Stadt Straßenzüge verslumen.
Dieser Entwicklung ist entgegenzuwirken. Es gibt in vielen Teilen Wiens Grätzl,
die ehemals als blühende Geschäftsviertel bezeichnet werden konnten. In diesem
Zusammenhang muss mehr getan werden! Investitionen in die Nahversorgung
steigern Sicherheit und Lebensqualität im Grätzl, bedeuten eine Belebung der
Wiener Wirtschaft und des Wirtschaftsstandortes Wien und dienen der
Stadtverschönerung. – Sind Sie dafür, dass die Stadt Wien den Bezirken ein
ausreichendes Förderbudget zur Grätzlbelebung zur Verfügung stellt? (Beifall
bei der ÖVP.)
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ein wesentliches Thema ist das
Thema Stadtwache. Wir verlangen, dass die 17 verschiedenen Ordnungsdienste in
eine Stadtwache zusammengefasst werden.
Außerdem möchte ich noch die weiteren Fragen betreffend
Park-and-ride-Anlagen und betreffend qualitativ hochwertige,
familienfreundliche Nachmittagsbetreuungseinrichtungen einbringen. Dabei geht
es darum, dass jedes zehnte 6- bis 14-jährige Kind von vollzeitberufstätigen
Eltern am Nachmittag komplett unbetreut ist. Unsere Frage lautet daher: Sind
Sie dafür, dass den Wiener Pflichtschulkindern innerhalb der nächsten drei
Jahre seitens der Stadt Wien eine kostenlose und flächendeckende, qualitativ
hochwertige Nachmittagsbetreuung angeboten wird und freiwillig in Anspruch
genommen werden kann? (Beifall bei der ÖVP.)
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wir haben jetzt einige Anträge
eingebracht. Wir haben in den letzten Tagen erlebt, wie die SPÖ gespielt hat.
Der SPÖ ist es nicht darum gegangen, so vorzugehen, wie es im Jahre 1991 der
damals zuständige amtsführende Stadtrat Hannes Swoboda getan hat, der von
konkreten Gesprächen mit den anderen Oppositionsparteien berichten konnte.
Erinnern wir uns an das Jahr 1991 unter Helmut Zilk: Auch im Jahre 1991
wurden die Bürger im Frühjahr befragt, und im Herbst wurde gewählt. Es gab
jedoch drei wesentliche Unterschiede: Vor allem wurde der Konsens aller
Fraktionen gesucht. Es handelte sich um offene Fragen, es waren jedoch keine
Suggestivfragen. Außerdem hat die Volksbefragung 1991 ein Zwanzigstel von den
heutigen Kosten verursacht.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! 1991 war die Volksbefragung ein
Schritt in Richtung mehr Demokratie. Heute handelt es sich um einen Missbrauch
eines wichtigen Instruments für parteipolitische Zwecke knapp vor einer Wahl.
Das ist schade, das tut der Stadt nicht gut, das tut uns allen nicht gut, und
deshalb können wir dem nicht zustimmen. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zu Wort gemeldet ist der
Herr GR Lindenmayr. Ich bitte ihn zum Rednerpult.
GR Siegi Lindenmayr (Sozialdemokratische Fraktion des
Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr
geehrter Herr Vorsitzender!
In der Zwischenzeit sind schon so viele Anträge im Umlauf, ich glaube, es
sind mehr als 17 mit deutlich über 20 Fragen. Ich werde in der kurzen Zeit
sicherlich nicht auf alle eingehen können. Vorweg möchte ich ein paar
grundsätzliche Bemerkungen machen.
Seitens der FPÖ spricht man doch tatsächlich über Geld des
Steuerzahlers, und das, nachdem erst seit Kurzem öffentlich bekannt ist, dass
sie ein ganzes Bundesland in den Ruin getrieben hat! Kärnten ist pleite! Und
Sie reden hier über Geld des Steuerzahlers! Ganz egal, ob die Programme FPÖ-
oder BZÖ-Programme heißen, die Programme waren immer die gleichen, man kann sie
deckungsgleich wie eine Schablone übereinanderlegen! Würde man Ihnen folgen,
dann würden Sie und Ihre Programme ganze Bundesländer ruinieren! Wir werden
daher mit Sicherheit nicht zulassen, dass Sie in Wien auch nur ansatzweise
mitreden können! (Beifall bei der SPÖ.)
Es ist ja nicht nur ein ganzes Bundesland vom Tatbestand der Krida
betroffen, sondern Sie ruinieren Banken und so weiter. Sie können einfach mit
Geld nicht umgehen! Diesen Vorwurf kann man Ihnen nicht ersparen!
Wie steht es bei Ihnen mit den demokratischen
Vorgängen? – Man liest heute in der Zeitung von einem
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular