Gemeinderat,
55. Sitzung vom 18.12.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 17 von 123
Austausch sind. Ich weiß, dass Sie ein großes Herz für die Wiener
Märkte und auch einen Gestaltungswillen haben. Das, denke ich mir, eint uns.
Zu dieser Frage, die Sie hier stellen, muss man dazusagen, wir leben
halt auch in einem Rechtsstaat. Das heißt, wir haben über die Marktordnung
viele Möglichkeiten der Steuerung, wir haben über unsere Arbeitsgruppe „Beliebt
und Belebt" versucht, die verschiedensten Initiativen zu setzen, den
Nahversorger Wiener Märkte noch attraktiver zu machen, aber gerade beim
Superädifikat am Schlingermarkt ist es so, dass es sich dabei um ein Eigentum
der Marktparteien handelt und diese das Recht haben, die Stände weiterzugeben.
Die Stadt hat aber nicht das Recht, diese Marktstandler zu zwingen, mit ihrem
Marktstand etwas anderes zu tun, als das, was sie tatsächlich wollen. Das geht
nicht! Das heißt, wie können wir uns die holen? Wir können sie auch nicht dazu
zwingen, diesen Marktstand zu verkaufen, wenn sie ihn nicht so nutzen, wie wir
uns das vorstellen. Das ist eben das Phänomen am Superädifikat, mit dem, das
möchte ich grundsätzlich dazusagen, ich auch nicht immer eine Freude habe, aber
das ist eben die rechtliche Situation.
Am Schlingermarkt selbst ist derzeit kein einziger Stand, der
widmungswidrig verwendet wird. Das muss man auch sagen. Das schauen wir uns
natürlich ganz genau an. Ich bin diesbezüglich auch immer mit dem Bezirk in
enger Verbindung. Wir wissen, dass es hier derzeit nichts gibt. Es kann immer
wieder zu Widerrufsverfahren kommen, doch dann deshalb, weil es zum Beispiel
Rückstände an Marktgebühren gibt oder weil die Offenhaltepflicht nicht
eingehalten wird.
Diese Offenhaltepflicht ist auch ein Punkt, den wir in unserem neuen
Marktkonzept neu diskutiert haben, eben weil wir die Menschen, die ein
Superädifikat haben, am Markt ein bisschen - wie soll ich sagen - mit unseren
Möglichkeiten kontrollierter begleiten möchten. Ich denke mir, es ist natürlich
notwendig, immer wieder mit den Standlerinnen und Standlern gerade über Märkte
wie den Schlingermarkt zu gehen und zu sagen: „Okay, was können wir gemeinsam
dazu beitragen, dass dieser Markt ein belebterer ist und dass sich zum Beispiel
die Geschäfte auch tatsächlich an diese Offenhaltezeiten halten?" Das
kontrollieren wir, wie gesagt, sehr streng.
Was wir noch zunehmend versuchen, ist, wenn wir sehen, dass ein Standl
immer leer ist und man versucht, sich nur an die Offenhaltezeit zu halten, aber
nicht mehr, dass wir dann auf diese Standler zugehen und sagen, schauen wir, ob
sie es nicht vielleicht an einen anderen Interessenten verkaufen, der dort
tatsächlich etwas machen möchte, schauen wir, wie wir dort irgendwie
miteinander weiterkommen.
Das ist das, was ich Ihnen zu den Superädifikaten am Schlingermarkt
sagen kann.
Vorsitzender GR Godwin Schuster:
Die 1. Zusatzfrage wird von Frau GRin Mag Lachkovics gestellt.
GRin Mag Eva Lachkovics (Grüner Klub im Rathaus):
Sehr geehrte Frau Stadträtin!
Vielen Dank. Es ist aber jetzt am Schlingermarkt so, dass einige
Marktstände dort nur als Lager verwendet werden. Also können sie ihrer
Offenhaltepflicht gar nicht nachkommen. So weit ich informiert bin, gab es
Delogierungsverfahren und sind andere im Laufen.
Was passiert jetzt mit diesen Superädifikaten, wenn die delogiert
werden? Wie wird gewährleistet, dass sie wieder die Offenhaltepflicht einhalten
beziehungsweise dass dort neue Stände, neue BetreiberInnen hinkommen, dass der
Branchenmix möglichst gut zustandekommt? Was gibt es da von Ihrer Seite für
Möglichkeiten und Pläne, am Schlingermarkt etwas zu verbessern?
Vorsitzender GR Godwin Schuster:
Bitte, Frau Stadträtin.
Amtsf StRin Sandra Frauenberger: Frau Gemeinderätin!
Danke für die Frage, weil das gibt mir in Wirklichkeit die Gelegenheit,
Ihnen unser Marktkonzept noch einmal zu präsentieren. Genau damit haben wir uns
ja auseinandergesetzt. Wir haben gesagt, wir haben 17 ständige Märkte in dieser
Stadt. Diese Märkte sind nicht nur Nahversorger, sondern diese Märkte tragen
auch in weiten Teilen einen wesentlichen Beitrag dazu bei, dass wir gut
nahversorgt sind, aber dass wir auch Orte der Begegnung schaffen, dass dort
Standlerinnen und Standler, viele auch mit Migrationshintergrund, zeigen, wie
diese Vielfalt in dieser Stadt funktioniert und wie die Vielfalt des Angebotes
letztendlich auf den Wiener Märkten ist. Das ist die Grundvoraussetzung für
unser Marktkonzept gewesen.
Aber dann haben wir gesagt, trotz allem hat man Märkte, wo man das Problem
Superädifikat hat, wo jemand seinen Stand als Lager verwendet, dort nie
aufmacht und man ihm eigentlich als Stadt überhaupt nicht ankommt. Da sind wir
hergegangen, haben uns im Marktkonzept überlegt, was wir da tun könnten und
haben diese Offenhalteregelungen eingeführt. Diese Offenhalteregelungen haben
den Vorteil, dass wir sie sozusagen in die Knie zwingen und sagen, sie können
es als Lager verwenden, aber im Abstand von einem Monat haben sie die Mühe und
müssen aufmachen und etwas verkaufen, weil das ein Marktstand und kein Lager
ist. Das ist das Einzige, wie man ihnen beikommen kann. Damit sind wir auch
erfolgreich, muss man dazusagen.
Wenn es tatsächlich zu einer Delogierung von jemandem mit Superädifikat
kommt, schaut man, dass man Interessentinnen und Interessenten findet, um auch
am Markt wieder diesen Branchenmix zu bekommen, den wir so gerne hätten. Zum
Beispiel gerade auch am Schlingermarkt. Das heißt, nächster Punkt im
Marktkonzept, diese Öffnung für andere Branchen, wie zum Beispiel den Friseur,
den Schlüsseldienst und so weiter und so fort, ist auch ein Beitrag dafür, dass
wir mehr Vielfalt auf den Markt bekommen.
Was wir noch verändert haben, ist in dem
Zusammenhang vielleicht der Umgang und Zugang zu den Landparteien. Ich kenne
viele, die zum Beispiel Landpartei sind und die ein Interesse an einem fixen
Stand haben. Da geht es auch darum, als Markt zwischen jenen, die gerne einen
fixen Stand hätten und jenen, die einen haben, ihn aber nicht als solchen
verwenden, zu
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