Gemeinderat,
54. Sitzung vom 25.11.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 54 von 57
Was ist das Ziel der Wiener Festwochen heute? Die Wiener Festwochen
wollen neue Akzente setzen in einer der großen Kulturmetropolen. Und ich denke,
da sind wir alle eins: Wien ist in der Tat eine große Kulturmetropole auf
dieser Welt.
Ziel der Wiener Festwochen ist es, höchstes künstlerisches Niveau und
gesellschaftsrelevante Inhalte einem möglichst breiten Publikum zugänglich zu
machen. Ich wiederhole: einem möglichst breiten Publikum. Die Wiener Festwochen
sind nämlich kein Spektakel für irgendwelche Eliten, die Wiener Festwochen
verstehen sich als Fest für alle und bemühen sich daher um ein möglichst
breites Programmangebot. Dieses umfasst, wie Sie alle sehr gut wissen,
Musiktheater, Schauspielaufführungen, Konzerte, Performances, Tanz, Ballet,
Ausstellungen, Symposien und Lesungen. In Gastspielbereich werden
außergewöhnliche Spitzenproduktionen vorgestellt.
Die Festwochengemeinschaft und Eigenproduktionen zeigen, dass die
Wiener Festwochen nicht nur Einkäufer, sondern auch Anreger und Förderer sind.
Die berühmtesten Ensembles aus allen Erdteilen werden präsentiert und auf
gleich hohem Qualitätsanspruch basiert auch die Einbeziehung der heimischen
Kulturszene.
Die Wiener Festwochen arbeiten mit den berühmtesten internationalen
Regisseuren.
Die Wiener Festwochen sind Spiegel der Kulturbegeisterung dieser Stadt
und gleichzeitig ein Angebot zur Offenheit gegenüber anderen Kulturen. Und ich
wiederhole noch einmal in diese Richtung (Die
Rednerin blickt in Richtung FPÖ.): ein Angebot zur Offenheit gegenüber
anderen Kulturen. (Beifall bei der SPÖ.)
Die Wiener Festwochen fördern und präsentieren die Kreativität Wiens.
Sie suchen die Auseinandersetzung mit dem künstlerischen Schaffen in anderen
Städten Europas und der Welt. Jedes Jahr gibt es zwischen 35 und 45 Schauspiel-
und Musikproduktionen mit rund 175 Vorstellungen und 70 Konzerten. Die
Eröffnung auf dem Rathausplatz, ein Open Air Event bei freiem Eintritt, wird
von zehntausenden Besucherinnen und Besuchern gestürmt.
Die Wiener Festwochen – und jetzt komme ich wieder zum
Minderheitenprogramm – zählen pro Jahr rund 175 000 Besucherinnen und
Besucher. 175 000 – ein Minderheitenprogramm! Von den 175 000
Besucherinnen und Besuchern sind 74 Prozent Wienerinnen und Wiener,
14 Prozent kommen aus den Bundesländern und 12 Prozent sind
internationale Gäste.
Was bewirken die Wiener Festwochen? Sie bewirken, dass die Position
Wiens als internationale Kulturmetropole gestärkt wird, sie bewirken einen
positiven Effekt für Wien als Weltstadt und als Tourismusdestination.
Die Wiener Festwochen, das Minderheitenprogramm, lösen 3 000
Artikel in den Printmedien aus und 1 500 Artikel in den elektronischen
Medien. Das ist eine überwältigende Resonanz auf ein Kulturfestival, auf ein
Großstadtfestival. Der damit verbundene Werbewert für Wien und für die Wiener
Festwochen liegt bei 20 Millionen EUR, der Imagegewinn ist natürlich als
ein viel höherer zu bewerten.
Die Wiener Festwochen werden auch 2010 alles daransetzen, ihrem Weltruf
als eines der führenden europäischen Festivals gerecht zu werden. Das
Erfolgsrezept ist, wie bereits in der Vergangenheit erprobt, innovative, mutige
Spielgestaltung und eine weltweite Vernetzung mit künstlerischen Kapazitäten.
Die Wiener Festwochen waren von Beginn an vor allem als Fest für die
Bewohnerinnen und Bewohner dieser Stadt konzipiert. Der Bekanntheitsgrad dieses
Festivals liegt bei den Wienerinnen und Wienern bei 98 Prozent. Durch das
breite Programmangebot sind alle Schichten und alle Altersgruppen angesprochen.
Die Kartenpreise, in Preiskategorien gestaffelt, sind bewusst moderat gehalten,
und es gibt zahlreiche Ermäßigungen.
Ich wiederhole das, weil es mir und weil es uns Sozialdemokratinnen und
Sozialdemokraten so wichtig ist, denn für uns ist Kunst und Kultur ein Angebot
für alle Wienerinnen und Wiener und nicht nur für die, die es sich leisten
können (Beifall bei der SPÖ): Die
Wiener Festwochen sind keine Festspiele für Eliten. Die Wiener Festwochen sind
ein Fest für alle Wienerinnen und Wiener, ein Fest für alle Kulturbegeisterten.
– Herzlichen Dank. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm:
Nachgemeldet hat sich Herr GR Mag Ebinger. – Bitte schön. (Scherzhafte
Unmutsäußerungen. – GR Heinz Hufnagl: Jetzt kommt die Spätlese!)
GR Mag Gerald Ebinger (Klub der Wiener
Freiheitlichen): Meine Damen und Herren!
Kein Amerlinghaus, nichts dergleichen. Es tut mir echt leid, es hat sich
jetzt nicht anders ergeben. Das war eine schöne Erstlingsrede, Sie haben aber
hier irgendwie so das tradierte Feindbild wiedergegeben, Sie waren voll
eingeschossen auf den nichtredenden Joschi Gudenus. (GR Heinz Hufnagl: Joschi!) Das tut mir echt leid. Ich habe mich
auch nicht in Absicht nachgemeldet, sondern nur um dieses Bild, dieses
Feindbild ein bisschen zu relativieren.
Ja, wir haben, wenn man zurückblickt, gewisse traditionelle Vorbehalte
gegen den Intendanten Luc Bondy, und wir finden auch, dass zu wenig
Produktionen mit Inlandsbezug da sind. Wir sind uns auch nicht sicher, wie das
ist, er kriegt ein Gehalt als Intendant und produziert eine Verdi-Oper, ob er
da wieder Extragehalt kriegt?
Aber ich bin selber auch Besucher der Wiener Festwochen (GRin Mag (FH) Tanja Wehsely: Na geh!),
und warum sollte man nicht seine Meinung ändern. Und deswegen, damit Sie alle
ad absurdum geführt werden und weil es ja doch eine wichtige Sache ist, und
damit es nicht immer heißt, die Freiheitlichen, das sind die klassischen
Feindbilder, die sind gegen alles, was Kunst und Kultur ist: Wir stimmen den
Wiener Festwochen zu. (Heiterkeit und ironische Rufe des Erstaunens.)
Wenn ich Ihnen das aber vorher gesagt hätte, liebe
Kollegin Bluma, dann hätten Sie mit Ihrer Erstlingsrede nicht mehr anfangen
können. Deswegen habe ich aus Rücksicht auf Sie verzichtet und habe mich jetzt
kurz zu Wort gemeldet. (Beifall
bei der FPÖ. – Lebhafte
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