Gemeinderat,
54. Sitzung vom 25.11.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 50 von 57
Der Martin Margulies war vielleicht etwas pessimistischer, wie er an
das Ganze herangegangen ist, hat gesagt, bringt ohnedies nichts, wird ohnedies
nichts weiter geschehen. Ich glaube trotzdem, wir hätten den Versuch
unternehmen sollen, hätten noch einmal in einen Unterausschuss gehen und
schauen sollen, dass man hier etwas weiterbringt.
Es ist nicht das letzte Wort gesprochen. Es ist ein erster kleiner
Schritt, dem müssen sehr, sehr viele weitere folgen. Wir stellen uns vor, dass
die Bezirke eine weitaus größere Rolle spielen sollen und auch, keine Frage,
die Bezirksräte. Ich sage es noch einmal, ich war selbst Bezirksrat in einem
Minderheitsbezirk, wo es die Möglichkeit gegeben hat, auch die Mehrheitspartei
zu überstimmen. Das war immer auch eine gewisse Rute, die man da im Fenster
gehabt hat.
Jedenfalls in diesem Sinn das Verlangen auch an die Mehrheitsfraktion
hier, dass zu diesem Thema entsprechend weiter vorgegangen wird. Aber eines ist
klar: Nach den nächsten Wiener Gemeinderatswahlen wird das Thema
Dezentralisierung sicherlich einen weitaus größeren Stellenwert haben, weil es
eben leichter sein wird, wenn die SPÖ die absolute Mehrheit verloren haben
wird. (Beifall bei der ÖVP. – GR Dipl-Ing Martin Margulies: Da braucht es
eine Wahlrechtsänderung!)
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Das Wort hat Herr GR Dr
Stürzenbecher.
GR Dr Kurt Stürzenbecher (Sozialdemokratische Fraktion
des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrter Herr Vorsitzender!
Sehr geehrte Frau Berichterstatterin! Werte Kolleginnen und Kollegen!
Also zu Letzterem von Matthias Tschirf: Das ist natürlich Wunschdenken
und Traumdenken, denn wir werden auf Grund unserer Politik die klare Mehrheit
in diesem Gemeinderat behalten, weil wir einfach gute Politik für die Menschen
machen. (Beifall bei der SPÖ. – GR Mag Wolfgang Jung: Das ist ein
Irrglauben!)
Aber dazu werden wir uns noch sehr anstrengen, und wir strengen uns
auch an. Also die Anstrengung ist die Grundvoraussetzung dafür, die Kreativität
und das demokratische Eingehen auf die Wünsche der Bürgerinnen und Bürger und
überhaupt das Eingehen auf die, die es betrifft.
Wenn Martin Margulies sagt, dass das vorliegende Werk kein großer,
epochaler Schritt ist, da stimme ich ihm zu, allerdings muss man auch
dazusagen, dass das Ganze in den Bezirken nicht diskutiert worden ist, doch
meiner Ansicht nach müsste ein großer Schritt einer Reform der Geschäftsordnung
der Bezirksvertretungen primär von den Bezirken ausgehen. (GRin Veronika Matiasek: Machen Sie es doch!) Die müssten das
wollen. Ich glaube nicht, dass wir als Gemeinderat hergehen und den Bezirken
irgendetwas aufoktroyieren sollten, ihr müsst das so machen, das so machen (Ironische
Ah- und Oh-Rufe bei den Freiheitlichen.), sondern es hat den Dialog gegeben
in den Bezirken (GR Dipl-Ing Martin Margulies: Welchen Dialog?), und das ist jetzt einmal das
Zwischenergebnis, würde ich sagen. (Ironische Heiterkeit bei GRÜNEN und
FPÖ.)
Ich glaube auch, dass nach den nächsten Wahlen bei vermutlich im
wesentlichen gleichen Mehrheitsverhältnissen hier doch sehr viele Bezirksräte
neu sein werden in allen Fraktionen und dass möglicherweise in höherem Maß als
bisher die jetzigen Bezirksräte einen Wunsch haben, dass man die Geschäftsordnung
weiterentwickelt. Und wenn das so ist, dann wird es das auch geben. (GRin Veronika Matiasek: Irgendwann!
Irgendwo!) Aber derzeit war eben der Wunsch nicht so auf ein ganz großes
Ergebnis gerichtet, sondern wir haben ein Zwischenergebnis.
Insofern, glaube ich, müssen vor allem die Bezirke mit dem leben, was
sie wollten. Das war eben im Wesentlichen jetzt das Ergebnis der Bezirke, der
Wünsche aus den Bezirken. Das ist demokratisch, und deshalb beschließen wir das
heute so. (Beifall bei der SPÖ. – GR Dipl-Ing Martin Margulies: Haben Sie
die Stellungnahmen der Bezirke gelesen?)
Ich habe viele Stellungnahmen gelesen, aber ich habe nicht feststellen
können, dass es einen klaren Mehrheitswillen in einer Mehrheit von Bezirken
gibt, die auf eine grandiose Änderung der Geschäftsordnung der
Bezirksvertretungen ausgerichtet wären. Wir haben ja einige Änderungen auch in
diesem Aktenstück stehen, durchaus zu Recht. Mit dem gegenständlichen Entwurf
erfolgen daher nur einige geringfügige Änderungen beziehungsweise Anpassungen,
die auf Grund der bisherigen Erfahrungen in der Anwendung der GO-BV als
zweckmäßig und sinnvoll erachtet wurden. Da gehören jetzt – es wurde ohnedies
schon erwähnt – durchaus einige Punkte dazu, die die bisherige Praxis
verstärken, dass man Anfragen und Anträge auch mittels Fax und E-Mail
einbringen kann (GRin Veronika Matiasek: Na, das ist eine großartige
Änderung!), sofern das Büro
der Bezirksvorsteherin/ des Bezirksvorstehers dazu ausgerichtet ist.
Ich glaube, ein größerer Wurf ist das Gender Mainstreaming, das man
jetzt wirklich durchgehend durchgesetzt hat, was auch wirklich in der Sprache
zum Ausdruck bringt, dass wir eine Gleichstellung haben. (Zwischenrufe bei den GRÜNEN.)
Und grundsätzlich würde ich auch die Möglichkeit der Fraktionsvereinbarungen
nicht geringschätzen. Also das ist etwas, was durchaus auch gegeben ist.
Zu den einzelnen Anträgen – ich möchte nicht auf alle eingehen:
Teilweise ist es natürlich immer ein Abwägen: Bringt ein deutliches Mehr an
Bürokratie wirklich ein Mehr an Demokratie? Das ist immer eine Abwägungsfrage,
die man im Einzelfall entscheiden muss, und da kann man dann durch Abwägung
eben zu einer Meinung kommen, beispielsweise, dass mehrheitlich beschlossene
Anträge durch die zuständigen Stellen schriftlich zugestellt werden. Es hat ja
jeder die Anträge und kann dann hinschreiben, der ist mehrheitlich beschlossen
worden. (GR Dipl-Ing Martin Margulies: Die Antworten sollen zugestellt
werden, nicht die Anträge!) Bei
den Antworten ist auch immer die Frage, wie sie erfolgen. Manche sind
schriftlich, und bei manchen Anträgen ist eine mündliche Beantwortung durchaus
auch sinnvoll.
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