Gemeinderat,
54. Sitzung vom 25.11.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 49 von 57
Wir sind hier im Gemeinderat bei der Aktuellen Stunde durchaus auf
einem guten Weg, indem es eine Selbstverständlichkeit ist, dass mittels
Gebärdendolmetsch übersetzt wird. Gleichzeitig ist es gegenwärtig so, hier
zumindest, dass wir alle das Glück haben, der Sprache mächtig zu sein, also
sozusagen der Lautsprache mächtig zu sein. In den Bezirken, wo wir mehr als
1 200 Bezirkräte und Bezirksrätinnen haben, ist durchaus anzunehmen,
dass es immer wieder politisch interessierte Menschen gibt, die gerne diese
Tätigkeit als Bezirksrat oder Bezirksrätin ausüben würden, wenn ihnen, weil sie
es benötigen, ein Gebärdendolmetsch, eine Gebärdendolmetscherin zur Verfügung
gestellt werden würde.
Das ist etwas, was unseres Erachtens, um Politik barrierefrei zu
gestalten, auch auf Bezirksebene umgesetzt werden müsste, und insofern bringe
ich den Antrag ein, dass die Geschäftsordnung der Bezirksvertretungen dahin
gehend verändert wird, dass SitzungsteilnehmerInnen bei Bedarf ein/eine
Gebärdendolmetscher/in zur Verfügung gestellt wird. (Beifall bei den
GRÜNEN.)
Ein letzter Punkt, auch zum Ärgernis des einen oder anderen
Bezirksrates, der einen oder anderen Bezirksrätin. Es gibt immer wieder
Anträge, die eine Ortsverhandlung, sofern dieser Antrag angenommen wird, zur
Folge haben. Dennoch ist es so, dass der- oder diejenige, der/die den Antrag
gestellt hat, überhaupt nicht darüber informiert wird, was weitergeht, in
welche Richtung sich etwas entwickelt. Wir wollen das ändern und sind daher der
Meinung, dass derjenige oder diejenige, der einen Antrag stellt, welcher eine
Ortsverhandlung zur Folge hat, jedenfalls zu informieren ist und diesem
Bezirksrat, dieser Bezirksrätin die Teilnahme zu ermöglich ist.
Bitte, nicht falsch
verstehen. Da geht es nicht darum, dass dieser Bezirkrat oder dass diese
Bezirksrätin im Auftrag des Bezirksvorstehers an der Ortsverhandlung teilnimmt
– darum geht es gar nicht –, aber der Antragsteller/die Antragstellerin soll
die Möglichkeit haben, informiert zu werden und hinzugehen. Auch dafür
beantragen wir die sofortige Abstimmung.
So in etwa hätte ein umfangreiches Geschäftsordnungsänderungspaket für
die Geschäftsordnung der Bezirksvertretungen aussehen können. Ich bin überzeugt
davon, nicht alle unsere Anträge finden wahrscheinlich die ungeteilte
Zustimmung aller anderen Parteien, aber doch der eine oder der andere. Wir
werden es dann sehen bei der Abstimmung. Besonders bedauerlich würde ich es
allerdings finden, wenn von der Wiener SPÖ mit ihrer Mehrheit alle Anträge,
wiewohl ich überzeugt bin, im Namen einer großen Mehrheit der Bezirksräte und
Bezirksrätinnen, die für Wien tätig sind, sprechen zu können, in Bausch und
Bogen abgelehnt werden würden. – Ich danke sehr. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Das Wort hat Herr GR
Dr Tschirf.
GR Dr Matthias Tschirf (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Herr Vorsitzender! Frau Berichterstatterin! Meine
sehr geehrten Damen und Herren!
Wir haben jetzt wieder eine Änderung der Geschäftsordnung der
Bezirksvertretung auf der Tagesordnung, und ich glaube, dass es hier doch
gelungen ist, einiges zu verbessern. Und das ist gut so.
Ich selbst habe auch, wie viele hier in diesem Haus, einer
Bezirksvertretung etliche Jahre angehört, und ich weiß, dass gerade das jene
politische Tätigkeit ist, wo man unheimlich nahe an den Wünschen der
Bürgerinnen und Bürger dran ist, daher hat das auch entsprechend gut
ausgestaltet zu werden.
Nur zur Erinnerung: Was steht drinnen in dieser Geschäftsordnung? Es
geht um eine Erhöhung der Bezirksmittel, um eine Modernisierung der
Bezirkshaushaltsgebarung, um eine kleine, aber wichtige Änderung der
Stadtverfassung, die die Bezirke betrifft, und um eine Änderung der
Geschäftsordnung des Magistrats, die eine bessere Zusammenarbeit und
Kommunikation zwischen Bezirken und Magistrat herbeiführen soll.
Keine Frage, das sehr ambitiöse Vorhaben, hier eine Veränderung in der
Dezentralisierung herbeizuführen, hat nur einen kleinen ersten Schritt
gefunden, ein erster Schritt, dem auch andere Schritte noch folgen müssen. Aus
unserer Sicht ist das jetzt kein Ende der Diskussion, sondern ein Beginn, wo
man einmal ein paar Punkte gesetzt hat.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Die Dezentralisierung ist ja ein
Vorhaben, das bis ins Jahr 1979 zurückgeht, also 30 Jahre, und es war immer
gerade die Wiener Volkspartei, die die Aufwertung der Bezirke als jene
Einrichtung, die den Bürgerinnen und Bürgern am nächsten ist, gefordert hat,
und das eine oder andere konnte dabei umgesetzt werden, so wie auch diesmal.
Es ist keine Frage, dass die Untersuchung des
Kommunalwissenschaftlichen Dokumentationszentrums, die dem zugrunde liegt,
einen viel weiteren Wurf ermöglicht hätte, dass aber in einer Situation, wo es nicht
notwendig ist, eine Mehrheit zu erringen, weil es eine absolute Mehrheit der
SPÖ gibt, nicht mehr drinnen gewesen ist, aber trotzdem ist hier doch ein
gewisser Schritt gesetzt. (GR Dipl-Ing Martin Margulies: Ein epochales
Werk!)
Epochal ist es nicht, epochal ist es sicherlich nicht. (Heiterkeit
bei den GRÜNEN.) Wenn man das glauben würde, wäre man völlig am falschen
Dampfer. Ich bin da völlig bei Martin Margulies. Ich sage auch, dass etliche
von den Anliegen durchaus überlegenswert wären, die gerade in den Anträgen von
Martin Margulies vorgelegt worden sind. (StRin
Dr Monika Vana: Dann stimmen Sie zu!) Es ist aber das Problem, dass
dann immer irgendein Detail so ist, dass ich sagen muss, da möchte ich doch
noch einmal darüber diskutieren, ob das jetzt Aufnahmen sind und Ähnliches, wie
formulieren wir das und so weiter. Daher war auch meine Bitte, ob man das nicht
zuweisen und noch einmal diskutierten könnte, und zwar in einer relativ kurzen
Frist diskutieren könnte, und dann schaut, aus dem ein neues Paket zu machen. (GR
Dipl-Ing Martin Margulies: Im Ausschuss wart ihr dagegen!) Ich hätte das
begrüßt. Ich glaube, das wäre durchaus eine Möglichkeit gewesen und hätte uns
hier auch weitergeholfen.
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