Gemeinderat,
54. Sitzung vom 25.11.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 47 von 57
von ÖH-Sitzungen gelungen, ein Tonprotokoll einer Sitzung zu machen,
und daher müsste das auch möglich sein. Ich sehe ein, dass es schwierig ist,
während einer Bezirksvertretungssitzung auch noch ein stenographisches
Protokoll anzufertigen, aber es gibt ja heute Gott sei Dank auch andere
technische Möglichkeiten.
Wir halten es auch für wichtig, dass man eine normierte Vorgangsweise
in den Bezirken macht, was zum Beispiel die Beantwortung der Anfragen der
einzelnen Klubs betrifft. Auch hier gibt es einmal eine schnell hingesagte
mündliche Antwort oder eine ausführliche schriftliche Antwort. Das bleibt alles
sozusagen im Ermessen der Bezirksvorsteher, und man tut sich dann sehr schwer. Es
kommt zu Unschärfen, vielleicht auch zu wirklichen Missverständnissen, und das
sollte nicht sein. Ich glaube, es ist für alle Beteiligten besser, wenn man
sich endlich dazu durchringt, hier eine einheitliche Vorgangsweise zu schaffen.
Es ist nach wie vor nicht geregelt, dass man auch auf Bezirksebene
Bürgerversammlungen abhält und diese eben auch einer Norm unterzieht. Es wurde
auch das seitens der Opposition schon wiederholt verlangt, und wir sagen damit
nichts Neues.
Es gibt zu wenig Berichte aus den verschiedenen Bereichen, es gibt eben
einen riesengroßen Forderungskatalog. Ich will mich jetzt nicht auf alle
einzelnen Punkte einlassen, aber ich bitte nur eines, vor allem an die SPÖ
gerichtet: Wenn wir heute schon gehört haben, dass hier durchaus der Wille zu
einer Erweiterung der direkten Demokratie und einer damit vielleicht auch
notwendigen Änderung im Bereich der Stadtverfassung, der Geschäftsordnung
gegeben ist, dann ringen Sie sich dazu durch und nehmen Sie vor allem die
Diskussionen darüber wieder auf mit den betreffenden Personen aus den Bezirken.
Man hat ja viele Fragebögen ausgesendet, man hat viele Meinungen
eingeholt, und es haben sich vor allem auch die Leute in den Bezirken
stundenlang hingesetzt, um zu einer Meinung zu kommen. Das, was in dem Paket
jetzt drinnen ist, hätte man per Telefonanruf auch erreichen können.
Ich fordere Sie somit auf oder ich ersuche Sie sehr nachdrücklich:
Nehmen Sie die Diskussion wieder auf und nehmen Sie hier vor allem auch die
Stellungnahme der Opposition ernst! (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm:
Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Dipl-Ing Margulies.
GR Dipl-Ing Martin Margulies (Grüner Klub im
Rathaus): Sehr geehrter Herr Vorsitzender!
Wahrscheinlich hätte es nicht einmal die Telefonanrufe gebraucht, um
eine gender-gerechte Sprache, die wir ausdrücklich begrüßen, in die
Geschäftsordnung der Bezirksvertretungen einzufügen. Da hätte man einfach kurz
reden müssen. Machen wir. Passt. Erledigt.
Insofern ist es natürlich traurig, wie auch schon meine Vorrednerin
angesprochen hat, dass man einen Prozess startet, länger als ein Jahr in
Wirklichkeit unglaublich viele Stunden investiert und ein durchaus
begrüßenswertes, aber leider sehr minimales Ergebnis letztendlich herausschaut.
Da komme ich gleich zu einem Punkt, wo ich die Antwort darauf gebe,
warum wir unsere Anträge, die ich jetzt nach und nach einbringen werde, nicht
auf Zuweisung gestellt haben. Wir haben über ein Jahr ernsthaft diskutiert. Wir
haben gemeinsam das Für und Wider und die verschiedenen Punkte besprochen, wie
wir uns aus grüner Sicht vorstellen, dass Bezirksvertretungen funktionieren,
und das ist von den anderen Fraktionen auch gekommen.
Und jetzt am Ende eines Diskussionsprozesses ist es notwendig, Farbe zu
bekennen und nicht im Sinne eines endlosen Hamsterrades eine Diskussion von
vorne zu beginnen, die eigentlich abgeschlossen ist. Was sich herausgestellt
hat und was ich bedauerlich finde, ist, dass die
Geschäftsordnungsänderungsvorschläge, insbesondere diejenigen, die seitens der Grünen gemacht wurden, von der
Sozialdemokratie, bislang zumindest, zurückgewiesen wurden und nicht in einem
gemeinsamen Antrag ihren Niederschlag gefunden haben, nur als Ergebnis dessen
interpretiert werden können, dass die SPÖ in den Bezirken bei der
Geschäftsordnung einzig und allein Interesse daran hat, eine Geschäftsordnung
im Sinne der BezirksvorsteherInnen zu machen und nicht im Sinne der einzelnen
Bezirksräte und Bezirksrätinnen. Denn die Rechte und Möglichkeiten der einzelnen
Bezirksräte und Bezirksrätinnen – und das sind diejenigen, die wirklich die
Kleinarbeit im Bezirk machen –, werden durch die vorliegende Änderung der
Geschäftsordnung keinesfalls gestärkt. Keine der vorliegenden Schwächen wird
repariert, sondern ganz im Gegenteil. Für die Wiener Sozialdemokratie spielen
Bezirksräte und Bezirksrätinnen eigentlich keine Rolle, sondern der Bezirk ist
der Bezirksvorsteher, die Bezirksvorsteherin. Und dort, wo man selber keine
Mehrheit hat, ist es aus sozialdemokratischer Sicht einfach ein Pech. Aber es
gibt ja das Ziel, die Mehrheit überall wieder zu gewinnen.
Da dem nicht so ist aus unserer Sicht und da wir tatsächlich glauben,
dass Bezirksräte und Bezirksrätinnen auch als diejenigen Politiker und
Politikerinnen, die am nächsten an der Bevölkerung dran sind, mehr
Möglichkeiten innerhalb der Geschäftsordnung bekommen sollen, werden wir
verschiedene Anträge einbringen.
Ich beginne mit der Frage von Ton- und Bildaufnahmen, die ja jetzt einer
ausdrücklichen Genehmigung bedürfen, damit die stattfinden können. (GR Dr Kurt Stürzenbecher: Auch im
Gemeinderat darf man nicht fotografieren!) Im Gemeinderat, um es auf den
Punkt zu bringen, da ist mittlerweile klargestellt, dass die Gemeinderatssitzung
live im Internet übertragen wird. Nichts anderes soll auch für
Bezirksvertretungssitzungen möglich sein. Und wenn es nicht seitens der
öffentlichen Hand organisiert ist, dann soll es möglich sein, dass jemand
Tonaufnahmen macht, dann soll es möglich sein, dass jemand Bildaufnahmen macht,
ausgenommen, es gibt gute Gründe dafür, die dagegen sprechen.
Deshalb sagen wir ja auch, es soll grundsätzlich
zulässig sein, und natürlich kann, wenn es gute Gründe gibt, warum etwas einmal
nicht öffentlich gemacht
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