Gemeinderat,
54. Sitzung vom 25.11.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 17 von 57
Eine Novelle des Krankenanstaltengesetzes, dass künftig alle Spitäler,
unabhängig von der Eigentümerschaft, bei der Finanzierung gleiche Leistungen
bekommen, wäre doch eigentlich eine Selbstverständlichkeit.
Ich frage Sie, Frau Stadträtin: Wie stehen Sie zu diesem Vorschlag?
Können wir damit rechnen, dass eine solche Novelle kommt?
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Frau Stadträtin.
Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely: Frau Gemeinderätin!
Die Ordensspitäler sind ein ganz wichtiger Partner der Stadt Wien und
auch Partner bei der Spitalsplanung. Wir haben gerade mit dem Regionalen
Strukturplan für Gesundheit sehr viele Wünsche, die die Ordensspitäler hatten,
um die Versorgung für die Patientinnen und Patienten in Wien, aber auch ihre
ökonomische Stabilität zu verbessern, gemeinsam umgesetzt. Wir haben für die
Ordensspitäler auch in der Gesundheitsplattform, im Gegensatz zur ÖVP, dem
Regionalen Strukturplan für Gesundheit zugestimmt, der ein ganz wichtiges
Instrument ist, um die Versorgung künftig zu sichern, aber auch, um die
Effizienz zu erhöhen. Wir haben mit den Ordensspitälern, wie gesagt, eine sehr
gute Partnerschaft, eine sehr gute Kooperation.
Wir haben erst im letzten Jahr auch eine Subvention beschlossen, wo
sich die Ordensspitäler in anderen Bundesländern, die nicht sozialdemokratisch
geführt sind, wie zum Beispiel Oberösterreich, sehr darüber freuen würden, wenn
ein derartiges Verhandeln auf Augenhöhe, eine derartige solidarische Akzeptanz
des Versorgungsauftrages, den alle Spitäler haben, auch in anderen
Bundesländern wäre. Ich denke, dass das eine gute Vorgangsweise ist, die wir
weiterhin so beibehalten werden.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Die 4. Zusatzfrage wird
von GR Mag Ebinger gestellt.
GR Mag Gerald Ebinger (Klub der Wiener
Freiheitlichen): Frau Stadträtin!
Meine 1. Zusatzfrage war auch dahin gehend gerichtet, dass man, wenn es
höhere Kosten gibt, oder generell, immer darauf schauen muss, dass man seine
Abläufe optimiert. Es gibt immer Effizienzsteigerungen. Ihre Antwort in diesem
kleinen Beispiel der Sterilisierung sagt auch, dass es bis jetzt nicht so
effizient war. Ich bin aber davon überzeugt, und es gibt auch Studien darüber,
dass es in den Spitälern des Krankenanstaltenverbundes noch viele Dinge gibt,
die optimiert werden können. Sei es das Essen, der Schwund, lauter Dinge, wo
man sozusagen, unabhängig von Operationszeiten, sondern einfach bei den
Abläufen Millionen einsparen kann. Aber ich sehe an dem Beispiel, dass Sie
zumindest gewillt sind, das in Angriff zu nehmen.
Wenn wir aber von explodierenden Spitalskosten reden, gibt es jetzt
auch eine andere Meldung, diesen Verfassungsgerichtshofentscheid, wonach die
Stadt Wien dem Hanusch-Krankenhaus auch die Kosten für Patienten, die nicht in
Wien Wohnsitz und Arbeitsstätte haben, ersetzen muss. Das wird mit
4,5 Millionen EUR beziffert und es steht auch im Raum, dass die
Gebietskrankenkasse von der Stadt Wien 47 Millionen EUR für die
bisherigen Kosten haben und klagen möchte.
Meine Frage an Sie ist: Wie werden Sie das Geld aufbringen, ohne dass
die Qualität der Gesundheitsversorgung in Wien darunter leidet?
Vorsitzende GRin Inge Zankl:
Bitte, Frau Stadträtin.
Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely:
Herr Gemeinderat!
In Wien werden Verfassungsgerichtshoferkenntnisse umgesetzt. Daher wird
natürlich das Krankenanstaltengesetz dahin gehend geändert, dass es diese
Bestimmung nicht mehr geben wird.
Zweitens geht es jetzt darum, dass es eine Stellungnahme des Landes
Wien bezüglich der Frage der Forderung, die vom Hanuschkrankenhaus gestellt
wurde, gibt, wo man sich sozusagen ganz genau anschauen muss, was an diesem
Anteil gerechtfertigt ist.
Zu Ihrer Frage, wie die Mittel aufgestellt werden: Es ist
selbstverständlich so, dass niemand die Goldschatulle gefunden hat. Das heißt,
es wird in allen Bereichen notwendig sein, dass die Abläufe effizienter werden,
weil das besonders wichtig ist. Im Bereich Sterilisation, den Sie angesprochen
haben, habe ich es schon ausgeführt. Im Bereich der präoperativen Diagnostik
und der präoperativen Ambulanz habe ich es ausgeführt. Wir müssen weiter Tages-
und Wochenkliniken forcieren.
Ich habe mir die Unterlagen dieser IHS-Studie, die die Frau Kollegin
Korosec zitiert hat, besorgt. Ich habe auch mit dem Studienautor gesprochen,
der in Wahrheit sozusagen zwei ganz wesentliche Punkte sagt.
Worin liegen die zusätzlichen Kosten? Das liegt auf der einen Seite an
der geänderten Demographie. Ich zitiere: Auffallend ist, dass zwischen 2003 und
2008 der Anteil der Über-65-Jährigen besonders stark, um rund 12 Prozent,
anstieg, also jene Altersgruppe, die überdurchschnittlich spitalspflichtig
wird. Das ist eine Realität.
Ein zweiter wesentlicher Punkt, der hier auch angeführt wird, ist, dass
die größten Kostensteigerungen im ambulanten Bereich sind. Natürlich auch in
anderen Bereichen, aber am größten im ambulanten Bereich.
Damit komme ich wieder auf den Punkt zurück, dass es
mich sehr freut, dass wir hier eine Linie, eine Einigkeit beim Regionalen Strukturplan
für Gesundheit gefunden haben, der vorsieht, dass der niedergelassene Bereich
höhere Versorgungswirksamkeit hat. Das kann jetzt gelingen, auch wenn man ab
Freitag Mittag keinen Arzt mehr findet, nach 18 Uhr auch nicht im
niedergelassenen Bereich. Nur wenn dieser so organisiert ist, dass die
Patientinnen und Patienten die Qualität und auch die Öffnungszeiten haben, dass
Sie das in Anspruch nehmen können, können wir in unseren Ambulanzen auch die
Leistungen verschieben. Das ist ein ganz wesentlicher Schlüssel zu mehr
Effizienz in den Spitälern, nämlich im Gesundheitssystem, aber auch insgesamt,
dass jede Leistung dort erbracht wird, wo sie für den Patienten und für die
Patientin optimal erbracht werden kann und dass nicht 80 Prozent der Patientinnen
und Patienten vor allem an Tagesrandzeiten und am Wochenende ambulant Spitäler
aufsuchen, das ganze Hinterlandspital nicht
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