Gemeinderat,
54. Sitzung vom 25.11.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 16 von 57
2. Zusatzfrage wird von Frau GRin Dr Pilz gestellt. - Bitte.
GRin Dr Sigrid Pilz (Grüner Klub im Rathaus): Frau
Stadträtin!
Die Geschichte mit der Sterilisation ist ein ziemlich einleuchtendes
Beispiel, aber leider nicht das Schlimmste aus diesem Rechnungshofbericht. Wenn
man über die Effizienz in den Spitälern und die Kosten, die wir hier aufwenden
müssen, spricht, dann sollte man auch einmal dort anfangen, wo wir wissen, dass
wir unsere Hausaufgaben zu machen haben. Da hat der Rechnungshof festgestellt,
dass die Betriebszeiten der OP-Säle in den orthopädischen Abteilungen der
KAV-Spitäler wesentlich kürzer sind als in den Ordensspitälern.
Ich habe daraufhin eine Anfrage gestellt, weil Herr Generaldirektor
Marhold nicht müde wird zu betonen, dass wir eh schon so viele lange Tische
haben. Ich habe Sie schlicht und einfach gefragt, was wir denn für
Betriebszeiten in den chirurgischen Abteilungen haben, weil wir wissen, dass
hohe Kosten, geringe Leistungsintensität und eine großzügige
Nebenbeschäftigungsregelung vom Rechnungshof als Grund für die Ineffizienz der
Wiener Spitäler kritisiert wurden. Sie haben darauf nicht etwa geantwortet, was
ich Sie gefragt habe, nämlich, in welchen Abteilungen welche Betriebszeiten bei
den OP-Sälen der Fall wären, sondern Sie haben mitgeteilt, was ich ohnehin
weiß.
Die Kernarbeitszeit aller chirurgisch tätigen Abteilungen der TU 1
ist von 8 bis 13 Uhr. Für allfällige Akuteingriffe stehen alle
Operationssäle von 0 bis 24 Uhr zur Verfügung. - Da werden wir froh sein,
dass wir künftig mit der Blinddarmentzündung nicht warten müssen, dass es
zwischen 13 Uhr und 8 Uhr wieder 8 Uhr in der Früh wird. Aber
die Zeit zwischen 8 und 13 Uhr ist offensichtlich die Kernarbeitszeit für
die Chirurgie, was bedeutet, dass Menschen, und auch das haben Sie zugeben
müssen, 88,6 Tage auf eine Hüftoperation oder 97,6 Tage auf eine
Knieoperation warten müssen.
Ich frage Sie daher: Frau Stadträtin, wie können Sie es verantworten,
dass angesichts dieses beschämenden und besorgniserregenden Vergleiches
zwischen Ordensspitälern und Krankenanstaltenverbund Kernarbeitszeiten in der
Chirurgie von 8 bis 13 Uhr weiterhin der Fall sind, Sie sich
offensichtlich hinsichtlich der Zubilligung oder der Einrichtung von langen
Tischen auf wenige Fälle beschränken und es den Menschen zumuten, so lange zu
warten und so hohe Steuer zu zahlen, die so ineffizient verwendet werden?
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Frau Stadträtin.
Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely: Frau Gemeinderätin!
Sie sind wirklich die Meisterin, aus allem, was kein Drama ist, ein
Drama zu machen! Da kann man sich wirklich etwas abschauen! Sie sollten
vielleicht auch Schauspielkurse geben!
Tatsache ist, dass in Österreich die Wartezeiten in allen Bereichen,
auch in denen, die Sie genannt haben, deutlich gesunken sind. Das sind elektive
Eingriffe, wo sich die Wartezeit auch dadurch verändert, dass leider nicht zu
wenige Patientinnen und Patienten vereinbarte Termine kurzfristig nicht mehr
wahrnehmen. Das ist ein Thema, das wir auch angehen müssen. Die Wartezeiten
sind zu Anmeldezeiten geworden, weil es sie auch in einem so niedrigen Ausmaß
wie nirgendwo anders gibt. Tatsache ist, dass das Leistungsspektrum der
Barmherzigen Schwestern, und das ist das, was ich zur vorigen Teilbeantwortung
gesagt habe, eben auch nicht zur Gänze mit dem vergleichbar ist, was im
Donauspital oder auch im OWS stattfindet, weil zum Beispiel Zweitoperationen
auf Grund dessen, dass bei der ersten Operation etwas nicht zu 100 Prozent
sofort funktioniert hat, sondern zusätzliche Operationen notwendig sind, in der
Regel nicht bei den Barmherzigen Schwestern stattfinden, sondern diese sehr
langen Operationen, die im LKF-System auch nicht so lukrativ sind, alle in den
städtischen Spitälern stattfinden. Dieser Unterschied ist sozusagen auch in
Ordnung und den sieht man sehr wohl auch im Rechnungshofbericht.
Das bedeutet nicht, und der Punkt ist mir ganz besonders wichtig, dass
kein Verbesserungsbedarf besteht. Er besteht insbesondere, was die präoperative
Ambulanz betrifft, auch ein Punkt, der hier vollkommen zu Recht kritisiert
wurde. Das ist ein Instrument, das wir in allen Spitälern brauchen, um
insbesondere die Liegedauer, bevor die Operation stattfindet, zu minimieren,
weil das ist wichtig, um hier einen besseren Ablauf zustande zu bringen.
Sie wissen, dass die Kernarbeitszeit so ist, wie sie ist. Das ist auch
eine dienstrechtliche Frage, wo nicht der Dienstgeber, zumindest in einem
sozialpartnerschaftlichen System, wie es die Gemeinde Wien ist, einfach sagen
kann, die Dienstzeit ist jetzt eine andere. Sie wissen, dass es hier
Verhandlungen gibt. Sie wissen, dass es verschobene Dienste gibt. Sie wissen,
dass es im Großteil der Häuser in den operativen Fächern lange Tische gibt, bis
18 Uhr operiert wird und sich sehr viel geändert hat. Sie wollen es nicht
wahrnehmen und nicht wahrhaben, und ich nehme das zur Kenntnis. (GRin Dr
Sigrid Pilz: Sie schreiben mir, dass die Kernarbeitszeit in der Chirurgie von 8
bis 13 Uhr ist!)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Die 3. Zusatzfrage wird
von GRin Korosec gestellt. - Bitte.
GRin Ingrid Korosec (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt
Wien): Sehr geehrte Frau Stadträtin!
Wir haben in der Anfrage gerade von den Ordensspitälern gehört. Ordensspitäler
erfüllen auch den Versorgungsauftrag wie die öffentlich-rechtlichen
Krankenhäuser. Das Institut für höhere Studien hat schon mehrfach, aber zuletzt
im Juni 2008, wissenschaftlich sehr fundiert nachgewiesen, dass die
Ordensspitäler gegenüber Spitälern mit öffentlichen Trägern finanziell
schlechter gestellt sind, obwohl sie nachweislich, und das haben wir heute auch
gehört, effizienter arbeiten. Ordensspitäler müssen quasi de facto einen hohen
Preis dafür bezahlen, um kranken Menschen zu helfen. Das ist auf Dauer, Frau
Stadträtin, nicht tragbar und auch nicht leistbar für die Ordensspitäler.
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