Gemeinderat,
54. Sitzung vom 25.11.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 11 von 57
Konstellation sagte, natürlich kann ich mir vorstellen, dass man über
ein Attraktivieren der Instrumentarien der direkten Demokratie durchaus
spricht.
Vorsitzender GR Godwin Schuster:
Die 2. Zusatzfrage wird von Dr Günther gestellt.
GR Dr Helmut Günther (Klub der Wiener Freiheitlichen):
Herr Bürgermeister, Sie haben auch neben dieser Frage mit der 24 Stunden U-Bahn
auch noch angekündigt, Sie können sich vorstellen, die Bevölkerung zu fragen, ob
sie wieder Hausmeister wollen oder nicht. Das betrifft an sich ein Bundesthema,
weil ja das Gesetz abgeschafft wurde, das heißt, es muss auch auf Bundesebene
was geschehen. Ein anderer Bereich ist, es wird nächstes Jahr auf Grund von
Bundesaktivitäten die Mindestsicherung eingeführt und da sollte es dazu kommen,
dass die Mindestsicherung 733 EUR pro Bezieher betragen sollte. Jetzt gibt
es in Wien Sozialhilfeempfänger, die im besten Fall 746 EUR oder
764 EUR bekommen können. Wollen Sie die auch befragen, ob sie lieber die
Bundesregelung oder lieber das Wiener Sozialhilfegesetz haben, weil das in eine
ähnliche Richtung geht?
Vorsitzender GR Godwin Schuster:
Bitte, Herr Bürgermeister
Bgm Dr Michael Häupl:
Nicht schlecht, Herr Gemeinderat. Ich bewundere die Volte, die Sie da dabei
geschlagen haben, aber da sag ich gleich dezidiert, das beabsichtige ich nicht.
Denn selbstverständlich bin ich der Auffassung, dass jemand, der einen nicht
unerheblichen Teil seines politischen Lebens für diese soziale Mindestsicherung
auch gekämpft hat, dass dies auch in optimaler Form, sodass es tatsächlich eine
Mindestsicherung ist, entsprechend umgesetzt wird. Da haben wir im Zuge der
nunmehrigen Einigung mit Kärnten gekämpft, und, wie ich höre, werden wir uns
natürlich auch entsprechend bemühen, dass es tatsächlich zu einer optimalen
Lösung kommt. Dazu fehlt ja auch noch einiges und das muss man natürlich auch
sagen, wenn wir schon über die Sache reden: Der Bundesanteil im wahrsten Sinne
des Wortes, nämlich bei der Notstandshilfe, fehlt ja noch, ein aus meiner Sicht
heraus gesehen ein durchaus integrierender Bestandteil. Denn die derzeitige
Lösung ist ja, einmal unabhängig davon, dass man natürlich auch über die
tatsächliche Mindestsicherung diskutieren kann, dass diese natürlich den
Nachteil hat, dass ein sehr großer Druck auf die Länder, auf die Landesfinanzen
dabei entsteht und damit natürlich auch auf die Gemeinden, wenn dieser
Bundesteil bei der Notstandshilfe entsprechend ausfällt. Wem erzähl ich das?
Sie sind ja hier in der Tat ein Wissender. Aber vielleicht kann man zur
Meinungsbildung auch anderer Mitglieder des Gemeinderats hier auch noch
entsprechend beitragen. Also wir haben hier bei Weitem nicht das Ende der
Fahnenstange erreicht, wiewohl es zunächst einmal eine durchaus positiv zu
sehende Etappe auch ist.
Also um die Frage konkret zu beantworten: Nein, dazu beabsichtige ich
nicht eine Volksbefragung zu machen. Über den Bereich der Hausmeister könnte
man diskutieren, ob das tatsächlich eine reine Bundesangelegenheit ist, denn
natürlich habe ich hier auch gemeint, ja, eine Bundesangelegenheit wäre es
dann, wenn man das von der ÖVP- und FPÖ-Regierung abgeschaffte
Hausmeistergesetz nicht in derselben Form, sondern in veränderter Form auch
wieder einführen täte. Hier hab ich in vielfacher Hinsicht gehört, dass das auf
keine Gegenliebe stößt. Also werden wir natürlich die Fragestellung so machen,
dass wir das, was wir auf der Landesebene tun können, nämlich überall dort auch
diese Instrumentarien wieder einzuführen, das werden wir natürlich auch tun. So
gesehen halte ich diese Frage auch in Wien für legitim.
Vorsitzender GR Godwin Schuster:
Die 3. Zusatzfrage wird vom GR Mag Maresch gestellt.
GR Mag Rüdiger Maresch (Grüner Klub im Rathaus): Sehr geehrter
Herr Bürgermeister!
Es ist ja wirklich anregend, dass man ein bisschen über direkte
Demokratie diskutiert. Es ist relativ lange schon her, 31 Jahre, da hat
der Bundeskanzler Kreisky über Zwentendorf abstimmen lassen. Im Vorfeld war es
ja so, dass es auch von der Bundesregierung damals eine organisierte
Diskussionskultur gegeben hat. Es waren zwar die Gegner bei den Veranstaltungen
immer nur mit einer Person vertreten, die Befürworter waren zahlreicher. Aber
immerhin, es gab einen Standard, dass es davor vor solchen Abstimmungen eine
Debatte gegeben hat und zwar eine Debatte, die von der Bundesregierung damals
nicht nur mitfinanziert, sondern auch mitinitiiert worden ist. Der Ausgang war
ja für uns beide, nehme ich einmal an, ein erfreulicher. Aber jetzt haben wir
eine Situation, langsam bilden sich Standards heraus, zum Beispiel beim Thema
Volksgaragen, jetzt heißen sie ja Wohnsammelgaragen oder nicht, und ich höre,
dass es da einen Standard geben wird, der von der Regierungspartei mitinitiiert
wird.
Aber mir geht es konkret darum, es gibt wieder ein ganz großes Projekt
in der Stadt oder um die Stadt herum, das ist die Lobauautobahn oder S1. Wir
bevorzugen hier jeweils unterschiedliche Namen. Und das hat auch eine große
Bedeutung für die Stadt. Wir sehen das wahrscheinlich verschieden. Und darum
glaub ich, Herr Bürgermeister, wäre es an der Zeit, dass wir hier gemeinsam
einen Diskussionsprozess angehen und letztendlich darüber auch die WienerInnen,
die davon betroffen sind, vor allem die Donaustadt, darüber abstimmen lassen.
Wie sehen Sie das?
Vorsitzender GR Godwin Schuster:
Bitte Herr, Bürgermeister.
Bgm Dr Michael Häupl:
Sehr geehrter Herr Gemeinderat!
Natürlich kann ich mir auch vorstellen, dass man
darüber, oder ich kann mir vorstellen, ein großer Diskussionsprozess über diese
Frage der Nordostumfahrung, wie man sie jetzt auch nennt, wird stattfinden. Ich
füge einmal mehr hinzu, weil es eine Fülle von Bestrebungen gibt, so eine
Nordostumfahrung zu bauen, aber nicht in Tunnelform, dass die jedenfalls mit
mir nicht stattfindet. Das sag ich auch dezidiert hier und heute. Denn dazu hab
ich lange genug auch für diesen Nationalpark
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