Gemeinderat,
54. Sitzung vom 25.11.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 10 von 57
gegenüber, dass wir Volksbefragungen auch auf Bezirksebene ermöglichen,
sodass wir beispielsweise auch dort wichtige und lokal umstrittene Fragen auf
diese Art und Weise lösen können. Mir würde zum Beispiel vorschweben, dass wir
im 2. Bezirk fragen, ob man mit der Verbauung des Augartens in der Art und
Weise, wie sie derzeit ansteht, einverstanden ist.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Herr
Bürgermeister!
Bgm Dr Michael Häupl: Sehr geehrte Frau Gemeinderätin!
Es freut mich, das zu hören, dass Sie das für eine großartige Idee
halten. Vorher hörte ich es noch anders. Aber wie dem auch immer sei, es ist
gar keine Frage, der Abend ist gescheiter als der Morgen oder, um Adenauer zu zitieren,
der einmal gesagt hat: „Was schert mich der Unsinn, den ich gestern gesagt
habe.“ Akzeptiere das alles, bin einverstanden, alles im Prinzip okay. Ja,
selbstverständlich kann ich mir das vorstellen. Wir haben das doch mit
beispielsweise Garagen unter Parks auch hinter uns gebracht. Oder gar nicht
einmal unter Parks, sondern unter ganz normalen Plätzen. Wofür ich auch sehr
bin, weil die Frage hätte ich mir eigentlich erwartet, dass ich
selbstverständlich für eine Normierung bin wie auch solche regionale - und zwar
demokratisch klar ausgewiesene Normierung - Befragungen stattzufinden haben.
Das ist gar keine Frage. Ja, auf diese Art und Weise kann man sicherlich die
Meinung der Bevölkerung dazu einholen, was sie zu bestimmten präventiven
Ereignissen – sage ich einmal so ganz allgemein – auch davon halten. Ja, das
kann ich mir selbstverständlich vorstellen. Und das Ganze wird sich natürlich
schon im Rahmen unserer Möglichkeiten befinden müssen. Das sage ich auch dazu.
Es wird mit Sicherheit sehr schwierig sein, über fremdes Eigentum zu
entscheiden und es wird sicherlich sehr schwierig sein, über Angelegenheiten zu
entscheiden, die sich eigentlich nicht in der Entscheidungsbefugnis der Stadt
befinden. Es werden uns sicherlich, sei es auf regionaler Ebene, sei es aber in
der ganzen Stadt, jene Grenzen gesetzt sein, die uns letztendlich auch durch
die Volksbefragungsgesetze oder durch die entsprechenden rechtlichen Regelungen
der direkten Demokratie gesetzt sind. Das bitte ich auch zur Kenntnis zu
nehmen.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Die 3. Zusatzfrage wurde
von Herrn GR Dr Tschirf gestellt und ist gleichfalls an den Herrn Bürgermeister
gerichtet. (FSP - 04812-2009/0001 - KVP/GM; Sie kündigten vor kurzem eine
Volksbefragung zu bestimmten kommunalpolitischen Themen für das kommende Jahr
an. Bedeutet das nun, dass künftig deutlich häufiger als bisher diese
Instrumente der direkten Demokratie zur Anwendung kommen?)
Bitte, Herr Bürgermeister!
Bgm Dr Michael Häupl: Das ist die nächste Frage und nicht
eine Zusatzfrage. Thematisch könnte das ja stimmen, was der Vorsitzende gesagt
hat. Formal glaube ich erlaube ich mir die kleine Korrektur. Wie dem auch immer
sei. Diese Frage ist relativ einfach zu beantworten: Ja.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Die 1. Zusatzfrage hat
Herr Dr Tschirf.
GR Dr Matthias Tschirf (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt
Wien): Nach 15 Jahren macht Bgm Häupl einen Paradigmenwechsel. Wir hatten
in den letzten 15 Jahren noch nie eine Volksbefragung, die hier angeregt worden
ist. Ist hier festzustellen, dass der Bgm Häupl jetzt vor hat, überhaupt das
Thema Bürgerbeteiligung und Mitwirken der Bürger anders zu behandeln? Meine
konkrete Frage: Kann sich Bgm Häupl auch vorstellen, dass er ähnlich wie sein
Vorgänger Helmut Zilk eine Enquete macht, wo man ein ganzes Paket an Maßnahmen
hier, wie es bei der Stadtverfassung der Fall war, ausarbeitet, damit man
gerade in einer Zeit, die darunter leidet, dass die Wahlbeteiligung eine
geringe ist und zwischen oben und unten, Verwaltung und Bürger ein Auseinanderklaffen
ist, dass wir hier neue Wege finden, um die Bürgerinnen und Bürger stärker
mitzunehmen, was die Veränderungsprozesse betrifft?
Bgm Dr Michael Häupl: Also, Herr Klubobmann, so groß ist
der Paradigmenwechsel in meiner Person nicht. Denn ich erinnere mich durchaus
mit einem gewissen Vergnügen an die letzte Volksbefragung, die durchgeführt
wurde, denn bemerkenswerterweise wird immer über die Niederlage bei der
Weltausstellung geschrieben und gesprochen. Aber wenn ich mich dunkel erinnere,
war das auch etwas, was Dr Zilk mit Erhard Busek eigentlich vereinbart hatte,
dass die Volksbefragung dazu stattfinden soll. Was mir auch recht ist, denn die
Parallele zur stattgefundenen Befragung über das Kraftwerk Freudenau
verschwindet irgendwie so im Dunkel der Geschichte. Ich sage deswegen „mit
Vergnügen“, weil ich damals sehr viel gelernt habe, wie man nun tatsächlich
umgeht, auch mit den Diskussionen zu solchen durchaus umstrittenen Themen, denn
ursprünglich waren 60 Prozent dagegen. Bei der Befragung selbst waren dann
60 Prozent dafür, dass dieses Kraftwerk hier in Wien errichtet wird. Also
auch da kann im Zuge eines solchen Prozesses eine Meinungsbildung und
Meinungsveränderung entstehen. Übrigens etwas, was wir nicht ganz so krass,
aber ähnlich im Zusammenhang mit der Volksabstimmung über den Beitritt
Österreichs zur Europäischen Union erlebt haben, was auch kein uninteressanter
Lernprozess gewesen ist und durch diese Diskussion letztendlich auch ausgelöst
wurde.
Aber ich sage noch einmal zu der konkreten Frage: Ja,
selbstverständlich. Aber wir haben das vor einem Monat oder etwa, wenn ich mich
zurückerinnere, hier auch in der Fragestunde diskutiert. Wenn hier eine
entsprechende Initiative - nein, nicht in dieser Fragestunde, sondern in einer
Fragestunde des Landtags - von Gesprächen zwischen den Parteien ausgeht, dann
wird sicher der Landtag auch das geeignete Forum dafür sein, dass man diese
Diskussionen in Form einer Enquete mit Experten oder in einer anderen Form auch
entsprechend diskutieren kann.
Ja, selbstverständlich, ich wiederhole mich in dem,
was ich vor einem Monat in gleicher personeller
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