Gemeinderat,
53. Sitzung vom 24.11.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 93 von 101
habe ich einen Brief von der MA 53 bekommen – der Herr
Stadtrat muss ihn in Abschrift haben –, in dem steht, dass die
traditionellen Großereignisse wie Silvesterpfad und Neujahrskonzert von zum
Teil kostenlosen oder kostengünstigen Freizeitangeboten, die beworben werden,
abgerundet werden.
Gerade die Zeit vor Weihnachten ist allerdings auch die Zeit, in der
prekäre Situationen von Einkommensschwächeren besonders zu Tage treten. –
Das ist richtig! Diese Situation wird dieses Jahr auch durch die
Wirtschaftskrise verstärkt. Daher richtet sich das Kultur- und Freizeitangebot
der Stadt Wien vor allem auch an diese Bevölkerungsgruppe.
Es folgt dann eine beispielhafte Auflistung der wichtigsten Ereignisse:
Die Aufzählung beginnt mit Holli Knolli beim Rambazamba-Winterferienspiel, dem
Gratiskasperltheater im Rathaus – ich nehme an, im Hof –, mit dem
internationalen Adventsingen bei freiem Eintritt im Rathaus. Es wird außerdem
mit speziellen Kindergratisprogrammen aufgewartet.
Weiters werden die Wiener Krankenhäuser, der telefonische
Ärztefunkdienst, der 24 Stunden Frauennotruf und die psychiatrische Soforthilfe
aufgelistet. – Ich erinnere daran: Wir sind bei den Weihnachtsaktionen,
meine Damen und Herren!
Ich setze fort: Sozialnotruf der Stadt Wien, Telefonseelsorge,
Tierschutz-Helpline. All das wird da anscheinend beworben! Besonders stark
beworben wird auch der zahnärztliche Nacht- und Wochenenddienst. Aufgezählt
werden auch das Gasnetz mit dem Störungs- und Gebrechensdienst rund um die Uhr,
die Apothekenbereitschaft, die Frauenhäuser, die Vergiftungszentrale, die
Gebrechenszentrale der Wasserwerke und die WC- und Hauskanalverstopfung rund um
die Uhr.
All das wird ab Weihnachten in „wien.at“ speziell mit diesen
Werbemaßnahmen beworben. Wenn das kein Pflanz ist, den Sie uns da servieren,
Herr Stadtrat, was ist das dann!? (GRin Inge Zankl: Haben Sie noch nie zu
Weihnachten einen Wasserrohrbruch gehabt?)
Vorsitzender GR Günther Reiter:
Am Wort ist Amtsf StR Christian Oxonitsch. Ich erteile es ihm.
Amtsf StR Christian Oxonitsch: Meine sehr
verehrten Damen und Herren! Sehr geehrter Herr Vorsitzender!
Es
gibt da gewissermaßen ein grundsätzliches Problem. Ich möchte in diesem
Zusammenhang auf die Eröffnungsrede des Kollegen Jung hinweisen, und das wurde
jetzt auch in einem Zwischenruf erwähnt: Man kann natürlich politische Debatten
führen. Das gehört dazu. Es gibt Regierende, und es gibt eine Opposition. Ich
meine aber, eine grundsätzlich Voraussetzung dafür, dass man einen Diskurs
wirklich führen kann, ist, dass man einander wenigstens zuhört. Dass das hier
bei uns nicht der Fall ist, damit kann ich auch noch leben. Aber es wäre halt
notwendig und zu erwarten – und damit beginne ich gleich mit Ihrem
Eröffnungs-Statement –, dass ein Politiker, der hier sitzt, sich zum
Beispiel die Pressekonferenzen, die wöchentlich am Dienstag hier im Wiener
Rathaus stattfinden, auch anhört. Ich glaube, das gehört zum Job! Das sollte
man durchaus tun!
Wenn Sie das getan hätten, dann hätten Sie
vor zirka zehn Tagen im Zuge der Vorstellung der vielfältigen
Gewaltpräventionsmaßnahmen durch den Stadtschulrat, die Stadt Wien, die
MA 10 gemeinsam mit der Polizei betreffend ihre Bereiche durchaus hören
können – Kollegin Straubinger hat auch darauf hingewiesen –, dass der
Polizeipräsident ganz klar die tatsächlichen Zahlen im Bereich der
Gewalttätigkeit bei Jugendlichen präsentiert hat. Dabei hat er auch darauf
hingewiesen, dass diese Zahlen gesunken sind, und diese sprechen, im Gegensatz
zu oft auch unter Ihrer tätigen Mithilfe veröffentlichten Darstellungen, die
besagen sollen, dass alles immer fürchterlicher wird, eine andere Sprache.
Trotzdem gibt es dieses Problem, und wir
widmen uns diesem Problem auch, etwa durch Gewaltpräventionsmaßnahmen, die
vielfach auch – und jetzt komme ich zum zweiten Punkt – von den von
Ihnen so genannten Zwergerlvereinen durchgeführt werden. Ich möchte an dieser
Stelle gleich festhalten – und das ist sicherlich eine gute Botschaft für
all jene engagierten Kolleginnen und Kollegen, die in diesen Bereichen
arbeiten –, dass ich die Arbeit dieser Vereine unheimlich toll finde!
Gleichgültig, ob es große Vereine, wie der Verein der Wiener Jugendzentren,
oder kleine Vereine sind, diese Vereine leisten in Kooperation mit Schulen
hervorragende Arbeit. Diese sind halt nicht hauptsächlich dazu da, immer gleich
alles administrativ unter Kontrolle zu bringen, sondern sie leisten zunächst
einmal etwas, und zwar in hervorragender Qualität, wie zum Beispiel der Verein
Wiener Jugendzentren.
Ich danke auch der ÖVP, die in dem Bereich
der Jugendzentren sehr kritisch war. Sie haben dann einen Kontrollamtsbericht
bekommen, der bestätigt hat, dass die Wiener Jugendzentren hervorragende Arbeit
leisten. (Zwischenruf von GR Mag Wolfgang Jung.) Sie lesen den
Bericht einfach nicht, sondern nehmen nur einen oder zwei Punkte heraus! Um
stolzer bin ich daher, dass es mir als Klubobmann gemeinsam mit allen
Fraktionen gelungen ist, dass wir uns zu einer neuen Transparenz bei den
Kontrollamtsberichten durchgerungen haben, und ich ersuche all jene, die diese
Debatte eventuell im Internet verfolgen: Bitte lesen Sie anstatt der
Kurzzusammenfassungen des Kollegen Jung diese Berichte des Kontrollamtes, denn
dann wissen Sie, was wirklich in diesen steht! In den Berichten des
Kontrollamtes werden Sie lesen können, dass hervorragende Arbeit geleistet
wird. Fehler passieren überall, und diese müssen natürlich ausgemerzt werden.
Diese Stadt steht aber hinter dieser Arbeit sowohl der Zwergerlvereine als auch
der großen Vereine, Kollege Jung! (Beifall bei der SPÖ.)
Vorhin wurde auch Radio Orange genannt. – Wir
alle wissen, wie Radio Orange entstanden ist. Dieses Projekt ist nicht auf
Grund jahrelanger, intensiver Planung von drei Wirtschaftstreuhändern zusammen
mit zwei Buchhaltern entstanden, sondern es war ein sehr autonomes
Medienprojekt, das wir als Stadt auch entsprechend unterstützt haben und das
letztlich – vielleicht sollten Sie einmal auf die Frequenz schalten! –
durchaus nicht unkritisch ist. Manchmal denke ich mir auch: Habe die
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