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Gemeinderat, 53. Sitzung vom 24.11.2009, Wörtliches Protokoll  -  Seite 88 von 101

 

muttersprachlichen Unterricht. In der Praxis: Nichts! Gar nichts! (GR Heinz Vettermann: Das stimmt nicht!) Doch! Es wurde beim muttersprachlichen Unterricht schon in den vergangenen Jahren gespart, gespart und gespart. – Auch dieser Punkt geht meiner Meinung nach an die Grünen. (GR Dipl-Ing Martin Margulies: Zwei zu null!) Ja! Jetzt steht es schon zwei zu null!

 

Jetzt dräut das nächste Problem heran, und das lautet, darüber sind wir uns auch einig ... (Amtsf StR Christian Oxonitsch: Mehr! Die Antwort ist: Mehr!) Noch nicht! Nein! Gleich wird es drei zu null stehen, und zwar nicht durch die Antwort „Mehr!“, sondern es wird noch viel besser. Das nächste Problem lautet nämlich: Bei PISA ist herausgekommen, dass die Chancenungerechtigkeit uns in diesem Land sehr plagt. Das ist ganz klar: Kinder, die in Familien auf die Welt kommen, die arm sind, und deren Eltern ungebildet sind, sind von vornherein benachteiligt. Auch diesbezüglich muss unsere Stadt alles daran setzen, dass diese Chancenungerechtigkeit ausgeglichen wird!

 

Ich rede jetzt nicht über die Gesamtschule. Diese können Sie nicht im Alleingang einführen. Das ist mir schon klar. Auch in der Betrachtung der Gesamtschule sind wir ja durchaus verwandte Seelen. Vielmehr rede ich jetzt darüber, was die Stadt selbst tun kann. Darauf gibt PISA eine feine Antwort, und diese kann man gleich so nehmen: Gekauft, das machen wir! PISA sagt nämlich: Der Kindergarten für alle ist eine wunderbare Idee. Und wenn man dann weiter liest – man braucht eigentlich nur zwei bis drei Sätze weiter zu lesen –, dann kommt man drauf, dass ein verpflichtendes Kindergartenjahr ein bisschen, aber nicht sehr viel hilft, dass aber zwei Jahre phantastisch wären, um Chancenungerechtigkeit zu beseitigen. (Amtsf StR Christian Oxonitsch: Das ist mehr!) Da haben Sie recht: Das ist mehr! Aber Sie haben ja das Fördermodell 1+1 entwickelt: Ein Jahr Kindergarten plus ein Jahr Vorschule, wobei diese Vorschule absolut diskriminierend ist, weil sich dort ausschließlich Kinder wiederfinden werden, die aus sozioökonomisch benachteiligten Familien stammen. Das ist haargenau – als hätten Sie eine Zielpunktlandung gemacht – das Gegenteil von einer gemeinsamen Schule!

 

Das fängt gleich mit dem völligen Gegenteil einer Gesamtschule an! Anstatt 1+1 sollten Sie gleich zwei Kindergartenjahre einführen, was dasselbe kostet. (Zwischenruf von GRin Barbara Novak.) Es kostet dasselbe! – Ich denke, auch dieser Punkt geht an die Grünen, denn wenn man das jetzt wieder abwägt, dann ist offensichtlich, dass unser Vorschlag völlig frei von jeder Diskriminierung und Ungleichbehandlung und daher sicher die bessere Wahl ist!

 

Meine Damen und Herren! Es steht jetzt drei zu null für die Grünen, und wir haben die Stadt enorm verbessert. Jetzt habe ich noch fünf Minuten. (GRin Barbara Novak: Jetzt gehen sich noch drei Punkte aus!) Da gehen sich noch drei aus! Da gehen sich jetzt die Schulsozialarbeit und die Geschichte mit dem Hauptschulabschluss aus.

 

Nachdem wir die Geschichte mit der Sozialarbeit schon oft besprochen haben, komme ich jetzt zum Hauptschulabschluss. Ich möchte Ihnen ein Problem vorstellen, das als einziges Problem möglicherweise nicht allen in diesem Haus bekannt ist. Es gibt eine wachsende Anzahl von Jugendlichen – leider sind es doch etliche Hundert –, die sich, wenn sie 15 Jahre alt sind, erst in der 2. oder 3. Klasse der Hauptschule befinden. Die Hauptschulen meinen dann natürlich, dass der Schüler oder die Schülerin in diesem Alter gehen soll. Er oder sie hat aber keinen Hauptschulabschluss und wird, so wie er oder sie dasteht, wahrscheinlich keine Lehre finden. Aber an der Hauptschule sollen er oder sie nach Möglichkeit nicht bleiben. Die Direktoren raten diesen SchülerInnen zu gehen. Und sie gehen, stehen dann aber irgendwo auf der Straße.

 

Jetzt warte ich gebannt auf den Vorschlag der SPÖ! (Amtsf StR Christian Oxonitsch: Das heißt Übergangsmanagement!) Übergangsmanagement. Gut! Jetzt geht es nur darum, dass Sie dazu noch etwas erfahren: Meine Informationen kommen alle von den Betreibern der Hauptschulabschlusskurse. Auch der Stadtschulrat betreibt einen solchen. Es ist aber nicht so, dass diese Jugendlichen, die mit 15 dastehen und keinen Hauptschulabschlusskurs haben, wieder an der Hand genommen und zum nächsten Hauptschulabschlusskurs gebracht werden. Das wäre aber notwendig! Sonst wissen sie nämlich nicht, was sie tun sollen. Wir können gern einen Ausflug machen und diese Jugendlichen zum Beispiel in den Wiener Parks oder in der Lugner-City besuchen, wo sie herumkugeln. (GRin Mag (FH) Tanja Wehsely: „Herumkugeln“ ist schwach!) Also gut: Sie kugeln nicht herum, sondern sie gehen spazieren! Ich weiß schon, was du meinst

 

Ich sage Ihnen außerdem noch etwas: Es gibt ein dringendes Anliegen aller Betreiber dieser Hauptschulabschlusskurse, dass für alle Jugendlichen, die mit 15, 16, 17 oder 18 auf der Straße stehen und keinen Hauptschulabschlusskurs gemacht haben, Plätze zur Verfügung gestellt werden. Ich bitte darum, dass das tatsächlich der Fall sein wird! Und ich bitte ebenfalls darum, mir heute noch jene Stelle beziehungsweise die Betreiber dieser Hauptschulabschlusskurse zu nennen, an die ich all diese Jugendlichen bringen werde!

 

Das kann sich diese Stadt nicht leisten, und deswegen zitiere ich jetzt nochmals eine Ihrer Stadträtinnen. Frau StRin Frauenberger hat heute Folgendes gesagt – und das klang so, als hätte sie es Ihnen ins Stammbuch schreiben wollen!: „Wenn wir nicht allen Jugendlichen dieselben Chancen geben, dann verzichten wir auf 50 Prozent Zukunft.“ – Eigentlich wollte sie offenbar sagen, dass die SPÖ auf 50 Prozent Zukunft verzichtet, weil sie nicht allen dieselben Chancen geben will!

 

Man muss den jungen Menschen Zukunftsbilder geben, man muss ihnen Perspektiven geben und man muss ihnen Gleichheit und Solidarität gewährleisten. Somit schließe ich mit den Worten der StRin Frauenberger, was Sie ja vermutlich freuen wird! – Danke schön. (Beifall bei den GRÜNEN.) 

 

Vorsitzender GR Günther Reiter: Zu Wort gemeldet

 

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