Gemeinderat,
53. Sitzung vom 24.11.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 85 von 101
haben wir eine große Diskrepanz zwischen Zahlen und Worten
wahrgenommen. Vor allem müssen wir in den letzten Wochen und Monaten
feststellen, dass es eine inflationäre Anzahl an verschiedensten Umfragen zum
Schulbereich gegeben hat. Jetzt gibt es schon eine Schulumfrage in Wien, eine
Schulumfrage im Bund sowie diverse Ankündigungen. Unterschriftenaktionen werden
gestartet. Die Propagandamaschinerie der SPÖ wurde angeworfen, das sieht man!
Darauf trifft der Spruch zu: „Am Abend wird der Faule fleißig.“
Offensichtlich versuche Sie vor der Wiener Wahl, nachdem Sie vier Jahre lang
überhaupt nichts gemacht haben beziehungsweise der Herr Bürgermeister
eigentlich die letzten fünfzehn Jahre nichts gemacht hat, doch noch fleißig zu
werden! Was Sie vorgaukeln, ist eine Bürgernähe, die nicht vorhanden ist, und
das Budget zeigt, gemessen an diesen Aktionen, die reiner Schein sind,
überhaupt keinen Paradigmenwechsel und überhaupt keine Bürgernähe. Im Gegenteil:
All das sind nur leere Worthülsen!
Schauen wir uns einige Zitate von Frau VBgmin Brauner an. Sie hat zum
Beispiel gesagt: „Mut und Verantwortung sind das Gebot der Stunde, sie sind die
Eckpfeiler des Wachstumsbudgets.“ Auch hat sie von „Mut zu Investition und
aktiver Krisenbekämpfung, Verantwortung gegenüber dem effizienten Umgang mit
dem Geld der Wiener und Wienerinnen“ gesprochen.
Wenn man sich das Budget aber genau anschaut, dann zeigt ein
mittelfristiger Vergleich der Budgetzahlen, dass die Stadt in Anbetracht der
größten Wirtschaftskrise seit den 30er Jahren budgetpolitisch de facto
überhaupt keine Aktionen gesetzt beziehungsweise überhaupt nicht reagiert hat.
So wurde zum Beispiel die kommunale Investitionsquote genau am Beginn der Rezession
im Budget 2009 überhaupt gekürzt. Im Budget 2010 erreicht die Investitionsquote
mit 15,1 Prozent wieder in etwa den Stand des Jahres 2007, und im Budget
des Hochkonjunkturjahres 2007 war die kommunale Investitionsquote ebenfalls mit
15 Prozent, also so gut wie gleich, angesetzt. – Genau dieser
Vergleich zeigt, dass die Stadt budgetpolitisch de facto in dieser Krise
überhaupt nicht regiert hat. Es zeigt sich also eine völlige Mutlosigkeit im
Gegensatz zu den Aussagen von Frau VBgmin Brauner!
Weiter hat sie gesagt, dass das Budget sozial so gestaltet ist, dass
die Hilfe bei den Richtigen ankommt, dass damit in die Zukunft unserer Kinder
investiert und Ausgaben für Schulen und Bildung getätigt werden. Es sei dies
ein ambitioniertes Wiener Schulsanierungspaket. – Meine sehr geehrten
Damen und Herren! All das ist aber viel zu wenig. Wir brauchen viel mehr! Wir
brauchen im Rahmen eines Sonderinvestitionsprogramms der Stadt Wien ein
Vorziehen dieses Schulsanierungsprogramms der Stadt Wien, eine Verdoppelung dieser
Sanierungsrate auf 100 Millionen oder mehr und natürlich eine Aufstockung der
Bezirksbudgets, die ausgehungert werden, was sich auch in den letzten Jahren
gezeigt hat.
Ich zitiere weiter Frau VBgmin Brauner: „Für die Einführung des
Gratiskindergartens haben wir uns in diesem Jahr mitten im Wirtschaftsabschwung
ganz bewusst entschieden, denn die Einführung des Gratiskindergartens ist nicht
nur bildungs-, integrations- und vereinbarkeitspolitisch ein Meilenstein,
sondern ist auch die größte Mittelstandsförderung in dieser Stadt seit vielen
Jahren und macht sich mehrfach bezahlt.“ Kollege Wutzlhofer hat vorher ganz
richtig gesagt: Es ist dies eine wirkungsvolle Entlastungsmaßnahme.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Vielen Dank für die Blumen! Wir
predigen Jahr und Tag, und das seit über zehn Jahren, dass dieser kostenlose
Kindergarten eine Entlastungsmaßnahme für den Mittelstand, für die Bedürftigen,
aber möglicherweise auch für wohlhabende Leute ist, es sich also insgesamt um
eine Entlastungsmaßnahme handelt. Heuer haben wir vor dem großen Fiasko
gewarnt, das in kurzer Zeit entstehen könnte, wenn man bis September 2009
diesen Gratiskindergarten umsetzt. Und leider ist das Chaos auch wirklich
eingetreten! Zwei Mal waren schon die KindergartenpädagogInnen auf der Straße
und haben auf die Probleme hingewiesen, die entstanden sind und noch mehr
entstehen werden, wenn dieser kostenlose Kindergarten auf Biegen und Brechen
ohne Begleitmaßnahmen eingeführt werden wird. Es ist dies eine Imagepolitur der
SPÖ-Wien auf Kosten dieser KindergärtnerInnen und auf Kosten der Qualität.
Darauf haben wir hingewiesen, trotzdem haben Sie nicht auf uns gehört.
Die Wartezeit beträgt bis zu drei Jahre, vor allem bei Krippenplätzen.
Frau Kollegin Riha hat ganz richtig gesagt, dass zum Beispiel bei den
KIWI-Kindergärten auf 14 freie Plätze über 100 Anmeldungen kommen,
und die Situation soll sich und wird sich leider in den nächsten Monaten noch
verschärfen. Herr StR Oxonitsch hat unlängst auch zugegeben, dass es Mängel
gibt, aber schuld ist natürlich seines Erachtens wie immer die
schwarz-blau-orange Bundesregierung! – Ich weiß nicht, wie lange Sie noch
alles auf diese Bundesregierung schieben wollen, die es schon sehr lange nicht
mehr gibt! Seitdem gibt es schon den zweiten roten Bundeskanzler, und ich weiß
nicht, wie oft Sie noch mit dem Finger auf diese Bundesregierung hinweisen und
von Ihren eigenen Mängeln in der Politik ablenken wollen! (Beifall bei der FPÖ.)
Wir hatten eine sehr interessante
Auslandsreise, und ich bin sehr dankbar dafür, dass wir das sehen konnten. Wir
haben in Helsinki
ein paar interessante und auch nette Tage verbracht, und es war wichtig und
gut, einige Kollegen und Kolleginnen persönlich besser kennenzulernen. In
Finnland gibt es zum Beispiel einen Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz
in Wohnortnähe. Das ist in Wien nicht verwirklicht, hier gibt es keinen solchen
Rechtsanspruch. Ich meine, man könnte sich diesen Rechtsanspruch – wie so
vieles andere in Helsinki – wirklich als Vorbild nehmen und auch hier in
Wien umsetzen.
Das rote Wien hat das Ganze groß angekündigt, jedoch
mangelhaft ausgeführt und umgesetzt. Das zieht sich leider wie ein roter Faden
durch Ihre Politik: Ankündigungen, Versprechen, teilweise auch Gaukeleien.
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