Gemeinderat,
53. Sitzung vom 24.11.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 68 von 101
schwierigen Zugang vom 1. in den 2. Stock in der Hermesvilla über
eine schmale Wendeltreppe.
Der 1. Stock mit den Schauräumen der Kaiserin Sisi harrt genauso
einer Renovierung wie das Erdgeschoß.
Abschließend komme ich auf die so genannten Stabilitätskriterien
zurück. Während diese Stabilitätskriterien für das Wien Museum im festgelegten
Ausmaß, nämlich von 5 bis 10 Prozent, gelten, gelten sie für die
Entscheidungen der Theaterjury nicht. Sparen wir, Frau Vizebürgermeisterin,
aber dieses Sparen wird kaum möglich sein beim Kulturbudget. Bedanken wir uns
dafür bei Ihrem Kollegen, Kulturstadtrat Mailath-Pokorny. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl:
Als nächster Redner am Wort ist Herr GR Dr Troch.
GR Dr Harald Troch (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates):
Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Sehr geehrte Damen
und Herren!
Wenn ich da höre von Kollegen Wolf, er freue sich wieder und immer
wieder, mit grünen Kulturpolitikern
einer Meinung zu sein, so kann ich sagen, ich freue mich darüber nicht, denn
eine schwarz-grüne Kulturachse in Wien hat für die Wiener sicher keine gute
Bedeutung. Da bin ich ganz, ganz sicher, und daher denke ich mir, die
Alternative zu einer schwarz-grünen Kulturachse in Wien kann nur sein, die
Kulturpolitik, die es in Wien gibt, einfach erfolgreich weiterzuführen.
Grundsätzlich zur Kultur möchte ich in Bezug auf Wien feststellen, man
sagt dem Wiener, so schlechthin formuliert, nach, dass er drei Lebensmittel
hätte. Diese drei Lebensmittel der Wiener wären das Kaffeehaus, der Heurige und
die Kultur. Ist das jetzt nur eine Legende, mit der sich der Wiener selber
schmeichelt, oder steckt da mehr dahinter?
Ich meine, dass das größte Massenblatt Wiens, die größte
Boulevardzeitung, immerhin einen beträchtlichen Kulturteil hat, und das ist ein
Faktum, das man in Deutschland und England suchen kann. Ich glaube, Kunst,
Kultur, Bildung das ist in Wien schon etwas. Und dass es in Wien etwas ist, das
hat einfach Geschichte. Das war aber nicht immer so, es hat vor über hundert
Jahren eine Bewegung „Kunst ins Volk“ gegeben, die sich genau das zum Anliegen
gemacht hat, nämlich den Menschen, und auch jene, die kulturell nicht
ausgebildet waren, Kunst, Kultur und Bildung zu vermitteln. Und das war, ich
darf es dazusagen, eine sozialdemokratische Bewegung, eine Bewegung der
Arbeiterschaft.
Heute formulieren wir das so, dass in Wien der Zugang zu Kultur und Wissen
niederschwellig angelegt wird. Das heißt, vielfach muss man es nicht erkaufen,
wenn man an Kulturaktivitäten teilhaben will. Das ist nicht selbstverständlich,
und ich möchte dafür ein paar Beispiele geben:
Sie alle kennen den Rathausplatz, den Wiener Rathausplatz, wo ja allein
schon die Eröffnung der Wiener Festwochen ein Höhepunkt im Wiener Kulturleben
ist, aber auch andere Programme, wie zum Beispiel die Eröffnung des Life Balls
mit entsprechendem Kulturprogramm, die Sommerabende am Rathausplatz, die im
Zeichen von Musik stehen, das Donauinselfest, das zugegebenermaßen die Stadt
Wien genau aus dem Grund auch subventioniert, dass dort Kultur auf hohem Niveau
einfach an die Menschen herangebracht wird, und schließlich Kunst im
öffentlichen Raum, etwas, das vor allem seit den letzten Jahren unter der
massiven Förderung von Kulturstadtrat Mailath-Pokorny auch in Wien ausgebaut
wird. Die Kunst im öffentlichen Raum, wo massiv gefördert wird, Wien wird
moderner, Wien wird schöner, und viele Plätze haben einen verlängerten
Wohnzimmercharakter, und das ist gut so.
Und ich denke mir ein Beispiel auf lokaler Ebene: Der Soho in Ottakring hat schon einen phantastischen Namen,
so ein Bezirksfestival muss man einmal suchen in Mitteleuropa. Und auch das hat
für mich einen zutiefst sozialdemokratischen Anstrich. Nicht parteipolitisch,
nicht ideologisch im Sinne von Parteipropaganda, sondern Kultur dorthin tragen,
wo die Menschen sind, und zu ganz günstigen Konditionen. Das heißt, Kultur in
Wien, Kulturpolitik, ist auch genau jener soziale Ausgleich, den Finanzen in
der Politik vermitteln sollen, eine Art Umverteilung nicht nur im Finanziellen,
sondern auch im Sinne von Kultur, eine Umverteilung von jenen, die nie in die
Richtung ausgebildet wurden und die eben vielfach auch nicht die finanziellen
Ressourcen haben, um sich teure Eintrittskarten zu kaufen.
Kulturvermittlung, das hat Kollege Woller schon angesprochen, ist ein
ganz zentraler Teil sozialdemokratischer Kulturpolitik. Es ist ja hier schon
verschiedenes genannt worden, aber ich möchte nur auf einen Punkt eingehen, und
das ist die Kinderförderung, hier im Speziellen. Kollegin Riha hat das gestern
angesprochen und hat so getan, als ob die Kinder in Wien extrem arm wären, Wien
wäre eine Kulturwüste für Kinder, und überhaupt. Dem kann man wirklich nicht
beipflichten. Allein das Kindertheater Dschungel Wien, das Zoom Kindermuseum und das
MuseumsQuartier überhaupt, ist eine Oase der Kultur für Kinder. Das Angebot ist
sehr dicht, ist enorm und wird auch von der Stadt massiv gefördert.
Thema Musikschulen: Die Musikschulen werden hier
angesprochen. Sie sind Teil des Kulturlebens, da bin ich bei Ihnen. Und wenn
Sie, Frau Ringler, sagen, Kollege Oxonitsch mache da nichts: Seit Kollege
Oxonitsch als Stadtrat im Amt ist, ist das Bildungszentrum Simmering neu im
Bau. Dort wird die ganz moderne Musikschule untergebracht, und diese neue
Musikschule, die erst im Entstehen ist, die erst in eineinhalb Jahren in
Betrieb genommen werden wird, die hat eine ganze Reihe von speziellen Dingen.
Sie wird Frühkindförderung aufweisen, Eltern-Kind-Programme, eigene
schalldichte Dämmräume, einen Saal für Veranstaltungen. Und wenn Kollege
Schreuder meint, die Kulturbauten sind alle so arm dran, weil da ist gar nichts
ökologisch und die sind so altmodisch und so weiter, so kann ich Ihnen sagen,
dieser Kulturbau des Bildungszentrums Simmering mit der Musikschule wird
energetisch mit Erdwärme und Sonnenenergie geheizt werden, und auch die
Warmwasseraufbereitung wird so erfolgen und wird somit auf
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