Gemeinderat,
53. Sitzung vom 24.11.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 59 von 101
welche die Kunstministerin vor einiger Zeit im Auftrag gegeben hat,
dahin gehend noch einmal präziser auszuwerten. Vielleicht muss man gar keine
ganz neue Studie machen!
Jedenfalls meinen wir, dass das einen Blick wert ist. Die Studie, die
für Gesamtösterreich gemacht wurde, hat nämlich einiges betroffen Machendes zu
Tage geführt. Unter anderem zeigt sich darin, dass die Einkommenssituation von
Kulturschaffenden in Österreich sehr schlecht ist. 37 Prozent der
Kulturschaffenden und KünstlerInnen haben ein Einkommen unter der
Armutsgefährdungsgrenze. 37 Prozent, also mehr als ein Drittel der
österreichischen Künstlerinnen und Künstler leben unter der Armutsgrenze! Diese
Zahl ist unseres Erachtens viel zu hoch, und die Tatsache, dass die
Kunstministerin mit völlig unzulänglichen Maßnahmen auf diese beschämenden
Daten reagiert hat, ist sehr problematisch! Jedenfalls meinen wir aber, dass
ein Blick auf Wien auch angesichts der derzeitigen wirtschaftlichen Lage noch
wichtig wäre. Daher bringen wir zwei Anträge ein.
Erstens: „Der amtsführende Stadtrat für Kultur und Wissenschaft
Dr Andreas Mailath-Pokorny möge die Erstellung einer Status-quo-Erhebung
der Einkommenssituation und der konkreten Auswirkungen der Finanzkrise auf die
Arbeitssituation von Beschäftigten im Wiener Kulturbereich in Auftrag geben, um
eine beschäftigungsbezogene Auseinandersetzung in Zukunft zu ermöglichen, und
nach Fertigstellung der Studie diese unverzüglich den im Gemeinderat
vertretenen Fraktionen zur Verfügung stellen.
In formeller Hinsicht beantragen wir die Zuweisung dieses Antrags an
den Gemeinderatsausschuss für Kultur und Wissenschaft.“
Der zweite Antrag bezieht sich etwas spezieller auf die Situation der
Frauen, denn auch in diesem Feld sind Frauen noch stärker von
Einkommensungleichheit betroffen und liegen mit ihren Einkommen besonders stark
unter der Armutsgrenze. Daher „möge der amtsführende Stadtrat für Kultur und
Wissenschaft Dr Andreas Mailath-Pokorny die Erstellung einer
Status-quo-Erhebung der Einkommenssituation und der konkreten Auswirkungen der
Finanzkrise auf die Arbeitssituation von Frauen in Wiener Kulturbereichen in
Auftrag geben, um eine gender-spezifische Auseinandersetzung in Zukunft zu
ermöglichen. Nach Fertigstellung der Studie ist auch diese unverzüglich den im
Gemeinderat vertretenen Fraktionen zur Verfügung zu stellen. - Wir beantragen
die Zuweisung dieses Antrags.
Zu unserem Sorgenkind, den Vereinigten Bühnen Wien, werden wir heute
auch einen Antrag einbringen. Wir haben diesen schon mehrmals eingebracht. Er
betrifft das Berichtswesen der Vereinigten Bühnen Wien, das – wie
ich jetzt sagen möchte – sehr stark unterentwickelt ist, was die Transparenz
und Nachvollziehbarkeit für die Oppositionsparteien und – wie ich höre –
auch für die andere Partei betrifft.
„Der Herr amtsführende Stadtrat für Kultur und Wissenschaft
Dr Andreas Mailath-Pokorny wird aufgefordert zu veranlassen, dass die
Vereinigten Bühnen Wien ab sofort hinsichtlich all ihrer Geschäftsfelder dem
Gemeinderatsausschuss für Kultur und Wissenschaft vierteljährlich einen
schriftlichen Bericht zur wirtschaftlichen Lage, zur künstlerischen Arbeit und
zu zukünftiger Planung vorlegen und mit den Mitgliedern des Ausschusses
diskutieren.
In formeller Hinsicht beantrage ich die sofortige Abstimmung dieses
Antrags.“
Dann bringe ich noch vier Anträge zum Thema Musikschulen ein.
Wir bemühen uns wirklich seit vielen Jahren, die Situation für die
Wiener MusikschülerInnen zu verbessern. – Der neue Herr Stadtrat Oxonitsch
hat hier aber leider noch keine entsprechenden Maßnahmen erkennen lassen. Er
hat zwar im letzten Kontrollausschuss gesagt: „So einen Kontrollamtsbericht wie
den letzten zu der katastrophalen Raumsituation so mancher Musikschulen in Wien
möchte ich nicht mehr erleben!“ – Wir werden ihn gerne daran
erinnern, dass das auch bedeutet, dass man etwas tun muss!
Im 20. Bezirk ist es besonders schlimm, aber auch in Döbling, wo
es in einigen Räumen Schimmel, also wirklich gesundheitsgefährdende Situationen
gibt. Es sind aber auch viele andere Musikschulen in Wien räumlich
unterkapazitär beziehungsweise einem kreativen, positiven Lernklima einfach
völlig abträglich! Wer will schon in einem Raum Tuba spielen lernen, der so
klein ist, dass der Lehrer alle paar Minuten das Fenster aufmachen muss, damit
nicht alle Anwesenden in Ohnmacht fallen? – Das besagt der
Kontrollamtsbericht, das ist nicht eine Erfindung der Frau Ringler, sondern das
ist Tatsache! Ich weiß überhaupt nicht, wie man in einem solchen Raum
irgendetwas lernen kann, aber schon gar nicht ein Instrument, das Luft braucht!
Wir bringen daher vier Anträge zum Thema Wiener Musikschulen ein.
Erstens: „Der amtsführende
Stadtrat für Bildung, Jugend, Information und Sport Christian Oxonitsch möge
budgetäre Vorsorge treffen, um folgende dringend nötige Maßnahmen bis 2010 zu
ermöglichen:
1.: Verdoppelung der Plätze
an bestehenden Wiener Musikschulen, um mehr Kindern und Jugendlichen das
Erlernen eines Instrumentes zu ermöglichen.
2.: Zusätzliches
Lehrpersonal an Wiener Musikschulen, um die Kinder und Jugendlichen auch nach
der Verdoppelung der Ausbildungsplätze ausbilden zu können und einen qualitativ
hochstehenden Unterricht zu gewährleisten.
In formeller Hinsicht beantragen wir die sofortige Abstimmung dieses
Antrages.“
Zweitens: „Der amtsführende Stadtrat für Bildung,
Jugend, Information und Sport Christian Oxonitsch möge folgende Maßnahmen
setzen, um den Unterricht von neuen Medien an den Wiener Musikschulen zu
ermöglichen.“ – Es verhält sich wirklich so, wie mein Kollege schon
gesagt hat, dass es nicht nur wenig Plätze gibt, wo man E-Gitarre spielen kann,
sondern es auch kaum möglich ist, neue Technologien in den Musikschulunterricht
zu integrieren. Und wenn man weiß, welche Revolutionen in den letzten Jahren
auch im musikalischen
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