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Gemeinderat, 53. Sitzung vom 24.11.2009, Wörtliches Protokoll  -  Seite 58 von 101

 

Kulturbudgets für das nächste Jahr möglicherweise zur Gänze in ein paar große Baustellen hineinfließt und nicht den vielen kleinen Initiativen in dieser Stadt zugute kommen wird! Die Vereinigten Bühnen werden sicherlich die Hand aufhalten, und zwar nicht nur für die Renovierung des Ronacher, die noch immer nicht fertig ist!

 

Auch die Wiener Symphoniker machen uns große Sorgen. Kollege Wolf und ich waren letzthin bei einer Aufsichtsratsitzung der Wiener Symphoniker, die – wie Sie richtig sagen – doch einiges Dramatisches zu Tage gefördert hat, und zwar dramatisch vor allem auch deshalb, weil uns dort von Seiten des Herrn Präsidenten Streicher der Eindruck vermittelt wurde, dass „eh alles nicht so schlimm“ ist, weil die Stadt Wien schon zahlen wird. – Diese Haltung ist, wie ich glaube, der Kern des Problems, welches dringend angegangen werden sollte, denn sonst wird der andere Teil der bescheidenen Erhöhung des Wiener Kulturbudgets in die Symphoniker fließen müssen, überhaupt wenn diese weiterhin der Meinung sind, dass sie all ihre Probleme, die sie objektiv haben, dann in den Griff bekommen, wenn die Stadt Wien einfach mehr Geld zahlt! Das ist ja sehr einfach!

 

Diese Vorgangsweise halten wir für falsch. Es gibt sicherlich Wege, bei den Symphonikern den Subventionsbedarf ohne Qualitätseinbußen auch in den nächsten Jahren zumindest auf dem gleichen Niveau zu halten wie zuletzt und nicht weiter zu erhöhen.

 

Eine andere Großbaustelle ist der angekündigte Neubau des Wien Museums. Wir befürworten diesen Neubau, weil wir glauben, dass die ständige Ausstellung und der Haerdtl-Bau auf dem Karlsplatz nicht unbedingt der adäquate Ort sind, in dem ein Museum des 21. Jahrhunderts zum Thema Stadt, Stadtentwicklung und Stadtplanung für die Menschen dieser Stadt untergebracht ist. Allerdings muss ich auch ehrlich sagen, dass mich die Ankündigung des Herrn Kulturstadtrats vor einigen Monaten, es würde jetzt ein Neubau und nicht nur ein bescheidener Umbau des bestehenden Ortes werden, insofern ein bisschen besorgt macht, als die Tatsache, dass wir im nächsten Jahr einen Wahltermin haben, darauf hindeutet, dass es sich hier eher um einen Wahlkampf-Gag als um eine ernstgemeinte Aussage handelt. Immerhin wird es offensichtlich auch mindestens bis zur Wahl selbst dauern, bis ein entsprechendes Konzept vorliegt.

 

Das ist insofern auch für das Wien Museum recht dramatisch, als dieses nicht nur das Problem einer völlig veralteten ständigen Ausstellung hat, sondern auch das Problem fehlender Depotflächen und vor allem auch einigermaßen problematischer Depotsituationen selbst, die langsam, aber sicher dazu führen, dass auch die dort gelagerten Kunstwerke und Gegenstände einer zweifelhaften Sicherheit entgegenschauen.

 

Das Wien Museum hatte bereits ein völlig fertiges Konzept für ein Depot in der Schublade. Ich befürchte aber, dass sich die Umsetzung dieses fertigen Konzepts für ein Depot zusammen mit dem Neubau um weitere vier, fünf Jahre verzögern wird. Ich gehe davon aus, dass bis zur Wahl keine endgültige Entscheidung über den Standort gefällt sein wird – denn man kann ja nicht den ganzen Wahlkampf darüber sprechen, dass man das jetzt machen wird – und nach der Wahl möglicherweise alles anders ist. Wir wissen ja nicht, wie die Wienerinnen und Wiener entscheiden werden. Und wenn man dann wieder in sich gehen und darüber nachdenken muss, ob das eine gute Idee war, und erst dann mit den Detailplanungen begonnen werden kann, der notwendige Finanzbedarf festgestellt wird und der Finanzstadtrat oder die Finanzstadträtin, je nach dem, wer das dann ist, die Mittel zur Verfügung stellen kann, damit das Ganze gebaut werden kann, dann sind wir locker bei vier bis fünf Jahren! Kunstwerke verrotten bekanntlich in nicht adäquaten Depotsituationen, und die Besucherinnen und Besucher des Wien Museums werden weitere vier bis fünf Jahre mit einem Blick auf Wien konfrontiert sein, der eher im 19. als im 21. Jahrhundert anzusiedeln ist.

 

Es gibt aber auch erfreuliche Neuigkeiten. Ich persönlich freue mich schon auf die Neueröffnung der Garage X auf dem Petersplatz. Es ist dies quasi ein etwas verspätetes Kind der Wiener Theaterreform, das jetzt aus der Taufe gehoben wird und von dem ich sehr hoffe, dass es dem Theater auf dem Petersplatz neues Leben einhauchen wird.

 

Gleichzeitig beklagen wir das Ende des Jugendstiltheaters auf der Baumgartner Höhe. Dieses ist jetzt einer Mischung aus der Haltung „Was brauchen wir dort ein Theater?“ und der Vision, dass es dort irgendwann einmal auch Neubauten geben wird, zum Opfer gefallen. Das ist sehr schade und bedauerlich, denn das Jugendstiltheater hat eine sehr wichtige Funktion in dieser Stadt erfüllt und viele von uns haben dort sehr spannende und schöne Theaterabende verlebt!

 

Ich möchte aber jetzt zu einem Punkt kommen, der, wie ich glaube, uns alle betroffen machen sollte, nämlich zur Frage: Wie geht es eigentlich vor allem den kleinen Kulturinitiativen in dieser Stadt in der Krise? Diese ist offensichtlich jetzt im Kulturbereich angekommen, davon zeugen auch Subventionserhöhungsansuchen im Ausschuss. Mein Kollege wird dazu noch etwas sagen. Wir hören jetzt immer wieder sehr beunruhigende Dinge. So ist zum Beispiel die Rede von freiwilligen Gehaltsverzichten von Mitarbeitern stadtnaher Unternehmen. Das ist schon bemerkenswert! Es ist zu hoffen, dass die Beamten der Stadt Wien dieses Jahr keine Kürzungen zur Kenntnis nehmen müssen werden. Es gibt aber jedenfalls Mieterinnen und Mieter von Kulturinstitutionen, die im Eigentum der Stadt Wien stehen, die freiwillig auf Gehalt verzichten müssen. Das ist beschämend, sehr geehrte Damen und Herren, weil das symptomatisch für den Kulturbereich ist, in dem die Einkommenssituation sowieso sehr schlecht ist!

 

Es gibt dazu eine Studie, die allerdings aus unserer Sicht die Wiener Situation nicht ausreichend abdeckt. Deshalb meinen wir, dass es als Reaktion auf die derzeitige wirtschaftliche Lage auch notwendig ist, sich die Einkommens- und Arbeitssituation von Kulturschaffenden, im Speziellen mit Fokus auf Wien, genauer anzuschauen. Möglicherweise ist es auch möglich, die Studie,

 

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