Gemeinderat,
53. Sitzung vom 24.11.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 57 von 101
dotiert.
Der jüdische Friedhof ist ebenfalls ein
Thema, das unserer Meinung nach auch immer wieder zu kurz kommt beziehungsweise
auf die lange Bank geschoben wird und nicht die Beachtung findet, die es haben
sollte.
Bezirks- und basiskulturelle Aktivitäten
sind mit 700 000 EUR dotiert. Das sind 30 000 EUR pro
Bezirk, das ist auch nichts!
Schließlich komme ich zu den Musikschulen.
Engagement für diese ist auch ein mehr oder weniger gemeinsames Anliegen der
Opposition. Es ist nämlich wirklich unnachvollziehbar, dass die Welthauptstadt
der Musik so wenig Initiativen für Musikschulen setzt! Ich wiederhole das: In
Wien gibt es 17 Musikschulen und eine Singschule, in Niederösterreich gibt es
138, in Oberösterreich 68. Okay.
Dabei handelt es sich um verschiedene Gemeinden. Aber in Wien gibt es nur
7 000 Schüler in Musikschulen, in Oberösterreich
hingegen 43 000 und in Niederösterreich 55 000. Und ich meine, die
Zahl der Schüler sagt schon etwas aus! (Zwischenruf von GR Ernst Woller.)
Lieber Herr Woller! Ich zeige dir etwas. Wir
haben unser Wochenendhaus in Niederösterreich in einem Gemeindezusammenschluss
mit 7 000 Einwohnern. Dort gibt es 462 Musikschüler an 5 Standorten. Und
ich meine, es ist einfach wichtig, dass man die Jugend an die Musik heranführt!
Das ist eine Basiskultur, und in diese investiert ihr viel zu wenig! In einigen
Bezirken gibt es keine Musikschulen, etwa im 13., 14., 6. und 7. Bezirk.
Auf der Liste der Instrumente sieht man,
dass man nicht einmal alles lernen kann. E-Gitarre, das heißt, ein modernes
Instrument, wenn jemand in einer Band spielen will, kann man nur in vier
Schulen in Wien lernen. Es gab einmal einen Antrag der Grünen betreffend irgendwelche außereuropäischen Instrumente.
Auch wir haben diesem zugestimmt. Man kann aber sogar das, was sozusagen
hausbacken ist, in Wien nur an vier Standorten lernen. Jazztrompete kann man an
drei Standorten und normale Trompete an vier oder fünf Standorten
lernen. – Hier mangelt es. Die Musikschulen sind nach wie vor die
Stiefkinder.
Wir haben nach wie vor uneingeschränkt
Bedenken, was die Subventionsvergabe, Subventionskontrolle und Transparenz von
Subventionen betrifft. Das ist mithin der Grund, warum wir diesen Voranschlag ablehnen.
Ich glaube, im Sinne der Zeitökonomie war ich relativ schnell. – Danke. (Beifall
bei der FPÖ.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl:
Als Nächste am Wort ist Frau GRin Mag Ringler.
GRin Mag Marie Ringler (Grüner
Klub im Rathaus): Sehr geehrte Damen und Herren!
Mein Kollege Ebinger hat eine ganz interessante Wortschöpfung
hervorgebracht, die mir gut gefällt und die wir vielleicht übernehmen dürfen,
nämlich den „Subventionstopf für Freunde der Wiener Stadtregierung“. –
Wenn ich die Tagesordnung des nächsten Kulturausschusses richtig im Blick habe,
dann werden wir vielleicht über diesen Topf wieder einmal sprechen müssen!
„Neigungsgruppe“ ist auch eine Variante. – Ich sehe schon, heute
ist ein kreativer Tag, und wir können auf diese Weise auch mit ein bisschen
Humor auf die vielen Baustellen der Wiener Kulturpolitik schauen.
Wir bringen heute eine ganze Reihe von Anträgen zu Themen ein, von
denen wir meinen, dass sie von wesentlicher Bedeutung für Wien, für die Wiener
Kulturpolitik und vor allem für deren Zukunft sind.
Eine der großen Baustellen sind und bleiben die Vereinigten Bühnen
Wien. Mein Vorredner ist schon darauf eingegangen, und auch mein Kollege
Schreuder wird dazu noch das eine oder andere sagen.
Die Vereinigten Bühnen Wien sind und bleiben ein Sorgenkind. Ich habe
mir anlässlich der heute veröffentlichten Äußerung zum letzten
Kontrollamtsbericht noch einmal einige Vorwürfe vor Augen geführt: Im Grunde
genommen muss man sagen, dass einem dabei ziemlich die Ohren schlackern! Allein
die Geldsumme in der Höhe von 1,56 Millionen EUR über einen Zeitraum von
nicht einmal zehn Jahren, die ein ehemaliger Geschäftsführer der Vereinigten
Bühnen Wien in den letzten Jahren für bestimmte Beratungsleistungen erhalten
hat, zeigt, dass die Vereinigten Bühnen Wien in der Vergangenheit einen
ausgesprochen – wie ich einmal sagen möchte –lässigen Umgang mit dem
Steuergeld hatten.
Ich gebe zu, dass mein Vertrauen auf Grund der Nachrichten über die
Vereinigten Bühnen Wien, die uns in den letzten Monaten immer wieder
erreichten, etwas gestiegen ist, weil ich dem jetzigen Generalintendanten doch
einiges mehr zutraue als seinen Vorgängern. Nichtsdestotrotz sind die
Missstände und die Art und Weise, wie dort Geld mit vollen Händen ausgegeben
wird, sehr problematisch. Wir alle können nur hoffen, dass möglichst viele
Menschen im nächsten Jahr das Udo-Musical besuchen werden, damit das Defizit
des letzten Jahres nicht allzu groß wird und wir als Steuerzahlerinnen und
Steuerzahler nicht viele Dutzende Millionen Euro zusätzlich in die Abgänge
investieren müssen.
Möglicherweise ist den aufmerksamen Lesern dieser Äußerung zum
Kontrollamtsbericht, die heute veröffentlicht wurde, auch nicht entgangen, dass
die Vereinigten Bühnen darin erstmals auf die Abdeckungsgarantien der Stadt
Wien verweisen. Die Tatsache, dass sie das tun, lässt mich schon Übles ahnen!
Bisher hatten die Vereinigten Bühnen Wien die Verteidigungslinie, dass man zwar
im laufenden Jahr tatsächlich ein Defizit habe, dass man dieses aber aus
eigener Leistung abdecken können werde, wobei „eigene Leistung“ de facto
Subventionszahlungen aus den letzten Jahren bedeutet, die jetzt verwendet
werden sollen, um ein Defizit abzudecken. Das ändert auch nichts daran, dass
dieses Jahr weniger Subventionen an die Vereinigten Bühnen Wien geflossen sind.
Die Rücklagen waren Subventionszahlungen der letzten Jahre, sonst gäbe es diese
Rücklagen nicht.
Jedenfalls verweisen die Vereinigten Bühnen jetzt
zum ersten Mal explizit darauf, dass die Stadt Wien Garantien für
Abgangsdeckungen in den letzten Jahren oder wahrscheinlich Jahrzehnten gegeben
hat. Und ich befürchte, dass die bescheidene Erhöhung des
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