Gemeinderat,
53. Sitzung vom 24.11.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 47 von 101
(GRin Nurten Yilmaz: Seit Sie im Gemeinderat sind!) Ich sage nicht, ohne mich,
aber mit Ihnen geht leider nichts weiter! Das sehe ich! (Beifall bei der
ÖVP.)
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Frau GRin Yilmaz! Wenn Sie jetzt
sarkastisch werden und müßig handeln, dann handeln Sie auch fatal. Zwei Drittel
der Jugendlichen mit Migrationshintergrund in Wien sind arbeitslos gemeldet.
50 Prozent jener Kinder, die eine Sonderschule besuchen, haben
Migrationshintergrund. Eine Jugend ohne Perspektive wächst heran, und Sie
lachen. (GR Godwin Schuster: Was machen Sie?)
Was machen Sie? – Ich werden Ihnen dann noch einige Zitate von
anderen Leuten präsentieren! (Zwischenruf von GRin Nurten Yilmaz.)
Frau Gemeinderätin! Als Integrationssprecherin hätten Sie heute die
Möglichkeit gehabt, hier zu reden, Sie sind aber nicht zu Wort gemeldet. (Zwischenrufe
bei der SPÖ.) Bitte um Respekt, dass ich jetzt spreche! Bitte mich jetzt
nicht zu unterbrechen! – Danke. (Beifall bei der ÖVP.)
Empfehlung Nummer 6: Man muss auch die Ergebnisse messen. –
Das hat die Frau Stadträtin auch angekündigt. Ich hoffe, dass irgendwann etwas
kommt!
Empfehlung Nummer 7: Integration bei der Stadtentwicklung und
Stadtplanung berücksichtigen. – Wir sehen, dass es im Wohnbereich
diesbezüglich einige Probleme gibt. Bei 226 000 Gemeindewohnungen hätten
Sie die Möglichkeit, koordiniert einzugreifen, damit auch Schulen, Parks und
Kindergärten entlastet werden und eine gesunde Aufteilung über das ganze Stadtgebiet
gewährleistet ist. Ich denke aber, dass Sie nicht den Willen haben, das zu
machen, wenn ich von Angesicht zu Angesicht in Ihre Augen schaue!
Empfehlung Nummer 8: Die Stadt Wien als Arbeitgeber sollte ein
Zeichen setzen. – Ich habe den Herrn Bürgermeister schon gefragt, wie
viele Stadträte oder wie viele Direktoren beziehungsweise leitende Personen im
Rathaus Migrationshintergrund haben. (GRin Nurten Yilmaz: Wie viele
Mandatare der ÖVP haben Migrationshintergrund?) Sie reden gerne von
Integration! Zeigen Sie daher, dass Sie auch gewillt sind, diesbezüglich etwas
zu tun, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Zwischenrufe bei der SPÖ.)
Ich weiß, es ist dies ein sehr emotionales Thema. (GR Godwin
Schuster: Wenn man das Thema so polemisch wie Sie darstellt, na dann gute
Nacht! – Weitere Zwischenrufe bei der SPÖ.) Ich werde meine
Ausführungen nur fortsetzen, wenn Sie aufgehört haben, mich zu
unterbrechen. – Danke schön.
Empfehlung Nummer 9: Der Herr Bürgermeister gibt sehr gerne die
Empfehlung an die Bundesregierung, dass sie ein Integrationsministerium oder
Staatssekretariat dafür einrichten soll. Warum haben wir in Wien denn kein
eigenes Integrationsressort? (Zwischenrufe bei der SPÖ.) Ich
entschuldige mich! Ich meinte einen eigenen Integrationsausschuss! Ich habe
mich versprochen. Ich meinte Integrationsausschuss. Sie wissen, was ich meine! (Zwischenrufe
bei der SPÖ.) Ziehen Sie das bitte nicht ins Lächerliche!
Empfehlung Nummer 10: Meine sehr geehrten Damen und Herren! Achten
wir darauf, dass die Akteure besser vernetzt werden. (Weitere Zwischenrufe
bei der SPÖ.)
Es gibt vieles in dieser Stadt zu tun. Wir müssen alle an einem Strang
ziehen. Solche Projektschnellschüsse kurz vor der Wahl sind nur ein kläglicher
Versuch, damit Sie am Wahlabend nicht sozusagen das große Erwachen haben.
Ich möchte Ihnen zum Schluss ein Zitat von Christoph Kotanko aus dem
„Kurier" bringen, der am 4.11.2009 unter dem Titel „Das Versagen"
über die Ausländerpolitik geschrieben hat. Ich bringe nur ein kurzes Zitat und
werde nicht den ganzen Artikel zitieren: „Auch im roten Wien wurde das
offensichtlich zu lange verdrängt und weggeredet. Im Jahr vor der nächsten
Gemeindratswahl sind nun die Genossen munter geworden. Sie stellen sich der
Herausforderung spät, vielleicht zu spät." (Zwischenrufe bei der SPÖ.)
Sehr geehrte Damen und Herren! Wir werden dem Budgetvoranschlag nicht
zustimmen, und ich glaube, ich habe klar zum Ausdruck gebracht, warum. –
Danke. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Als Nächste zu Wort
gemeldet ist Frau GRin Mag Antonov. Ich erteile es ihr.
GRin Mag Waltraut Antonov (Grüner Klub im Rathaus):
Sehr geehrte Frau Stadträtin! Sehr geehrter Herr Vorsitzender!
Ich möchte das Wort im Namen jener ergreifen, bei denen Sie sich gerne
überschwänglich bedanken, die es aber mitunter gar nicht leicht haben, weil sie
nämlich in dieser Stadt niemanden haben, der für sie spricht.
Das haben wir klar gesehen, als wir unseren Kummerkasten für
Gemeindebedienstete eingerichtet haben. Eigentlich waren wir erschüttert, wie
viele Meldungen wir bekommen haben und wie ähnlich die Meldungen waren.
Aus allen Meldungen ist hervorgegangen, dass mit den
Krankenständen – wenn ich es vorsichtig formuliere – nicht sehr
sensibel umgegangen wird. Nicht vorsichtig formuliert kann man sagen: Die
Krankenstände der MitarbeiterInnen werden dafür ausgenutzt, auf die
MitarbeiterInnen Druck auszuüben. Sie fallen um Bezahlungen um, und sie werden
damit unter Druck gesetzt. Es wird ihnen gesagt, dass es unsozial ist, wenn man
krank ist, weil dann die KollegInnen Arbeit übernehmen müssen. Und die
MitarbeiterInnen müssen Einbußen hinnehmen, weil in den Leistungsbeurteilungen
die Krankenstände eine Rolle spielen. Diese Leistungsbeurteilungen wirken sich
auf die Bezahlung aus, zum Beispiel auch dann, wenn es um die Remunerationen
geht.
Es gibt eine Mail, die die Magistratsabteilung 34 betrifft, in der
steht: „Es werden bald wieder Remunerationen fällig. Bitte um Vorschläge,
welche MitarbeiterInnen sie erhalten sollen, und bitte um Bedachtnahme auf
krankheitsbedingte Abwesenheiten. Diese sollten im Durchschnitt zehn Tage in
den letzten drei Jahren nicht übersteigen. Die Dienstleistung muss mit
mindestens ‚sehr gut’ bewertet sein.“
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