Gemeinderat,
53. Sitzung vom 24.11.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 46 von 101
erhöhen wird.
Wir schreiben das Jahr 2009, und wie sieht es nun aus? Ganze drei
mulikulturelle Mediatorinnen für ganz Wien, also drei mulikulturelle und
insgesamt zwölf MediatorInnen. Das heißt, die Anzahl hat sich verringert und
nicht erhöht. Also es war wieder mal quasi ein Werbe-Gag und eine
positivistische Nabelschau der SPÖ, um zu sagen, wir machen was, aber
letztendlich hat sich Ihre Haltung wieder einmal entzaubert.
Meine sehr geehrten Damen
und Herren! Es ist traurig, dass sich in den letzten Jahren in Wien im
Integrationsbereich nichts oder fast nichts ins Positive entwickelt hat,
besonders da der Bürgermeister ja bei seiner Legislaturantrittsrede Integration
zur Chefsache erklärt hat. Von dem merken wir von der ÖVP bis dato nichts,
meine sehr geehrten Damen und Herren. Jetzt kommt die Frau Stadträtin und
präsentiert wieder mal ein Projekt, ein – unter Anführungszeichen – innovatives
Projekt, wie sie sagt, unter dem Namen „Sei dabei". Unter anderem soll ein
Budget zur Verfügung gestellt werden, damit die Leute mehr miteinander
kommunizieren sollen, ältere MigrantInnen sollen Deutschkurse besuchen, und es
sollen auch die Regionalstellen ausgebaut werden.
Ich habe es hier an dieser Stelle schon einmal ausgeführt, ich erkenne
darin nichts Neues. Auch die Bassenagespräche sind nicht neu, das hat auch Ihre
Vorgängerin, StRin Brauner, schon einmal in Angriff genommen. Sie ist daran
gescheitert, und das Projekt ist eingeschlafen.
Das gilt auch für die Regionalstellen. Es werden sich alle erinnern,
meine sehr geehrten Damen und Herren, dass wir ja bis, glaube ich, Ende 2002
den Wiener Integrationsfond gehabt haben mit seinen Regionalstellen in den
Bezirken. Damals hat es geheißen, nein, das bringt nichts, wir möchten
Integration von der Peripherie ins Zentrum holen, deswegen schaffen wir das ab.
Man hat angefangen, Integration zu verwalten, hat den Integrationsfonds
aufgelöst, eine Magistratsabteilung eingerichtet, denn bei der schlanken Wiener
Bürokratie fällt das ja nicht weiter ins Gewicht, und dann hat man wieder
einmal erkannt: Nein, das war doch nicht der richtige Weg.
Jetzt aktivieren wir wieder die Regionalstellen und geben ihnen einen
anderen Namen. Und das soll innovativ sein! Meine sehr geehrten Damen und
Herren! Das ist nicht innovativ, sondern das ist eine Mogelpackung, das ist
Altes in neuen Kleidern! (Beifall bei der ÖVP.)
Es ist auch ein peinlicher Versuch, den Leuten vor den nächsten Wahlen
vorzugaukeln, dass jetzt etwas geschieht und dass man jetzt aktiv ist. Ich
glaube jedoch, dass die Uhr der überforderten SPÖ längst abgelaufen ist, meine
sehr geehrten Damen und Herren! Die Wahlen 2010 werden die richtige Antwort auf
eine verfehlte, fehlgeleitete und abgehobene Politik der SPÖ werden.
Ich möchte hier gerne noch
einmal meine zehn Handlungsempfehlungen an den Herrn Bürgermeister wiederholen.
Vielleicht nimmt sich der Herr Bürgermeister den einen oder anderen Ratschlag
zu Herzen und setzt auch etwas um!
Der Herr Bürgermeister hat angekündigt, dass er Integration zur
Chefsache macht. Wir nehmen ihn beim Wort! Gleichzeitig möchte ich aber fragen,
ob dem Herrn Bürgermeister Integration wirklich ein Anliegen ist. Ich möchte
nämlich nicht, dass er wortbrüchig wird. Irgendwie habe ich den Eindruck, dass
nicht wirklich ein Wille beim Herrn Bürgermeister dahintersteckt, denn ich habe
ihn nie bei einer Integrationsveranstaltung, bei einem Grätzlfest oder bei
einer NGO gesehen. Dort habe ich den Bürgermeister nie zu Gesicht bekommen!
Oder hat der Herr Bürgermeister jemals eine Migrantenfamilie besucht? Wie viele
Stadträte haben denn hier Migrationshintergrund? – Auf diese Fragen
erwarte ich auch gerne Antworten vom Herrn Bürgermeister.
Empfehlung Nummer 2: Integration muss als Querschnittsaufgabe
verankert werden. – Ich denke, die MA 17 oder die zuständige
Stadträtin hätten auch die Aufgabe, sich nach Ressorts zu koordinieren. Sehr
geehrte Frau Stadträtin! Wenn ich jetzt fragen würde, ob Sie wissen, welche
Projekte, die auch Integration berühren, morgen im Gemeinderat im Kulturbereich
gefördert werden, könnten Sie mir das sicherlich ad hoc nicht sagen. Sie wissen
das nicht, denn ich glaube nicht, dass es dazu einen Austausch unter den
Kollegen gibt. Ich meine, all das muss besser koordiniert werden, und das wäre
die Aufgabe der zuständigen Stadträtin.
Empfehlung Nummer 3: Ein Integrationskonzept muss her. Meine sehr
geehrte Stadträtin! Ohne Konzept wird Integration nicht erfolgreich und auch
nicht zielführend sein.
Sie vergleichen Integration gerne auch mit dem Konstrukt Haus. Wenn Sie
einen Vergleich zwischen Integration und dem Konstrukt Haus ziehen, dann müssen
Sie aber wissen, dass man als Häuslbauer zuerst die Finanzen regeln muss –
das ist ganz wichtig –, und dass man zweitens auch einen Plan haben muss.
Denn es kann fatale Folgen haben, wenn man ein Haus baut, ohne die Finanzierung
geregelt zu haben und ohne einen Plan zu haben. Und ich gebe zu bedenken, dass
wir im Integrationsbereich in Wien noch im Keller agieren. (Beifall bei der
ÖVP.)
Empfehlung Nummer 4: Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Integrationspolitik beziehungsweise Integrationsprojekte der Stadt Wien müssen
nochmals evaluiert werden. Es müssen Schwerpunkte auf Jugend, Bildung und
Sprache gesetzt werden. Im Sprachbereich geschieht jetzt einiges. Wenn ich aber
ein bisschen auf das Jahr 2005, kurz nach meinem Einzug in den Gemeinderat,
zurückblicke, kann ich sagen: Wir haben all die Defizite im Sprachbereich
aufgezeigt und waren sicherlich der Motor, dass heute im Sprachbereich in Wien
etwas weitergeht. (GRin Nurten Yilmaz: Danke!) Ja! Sie können Danke
sagen, dass unsere Initiative auch ausgeführt wird! (GRin Nurten Yilmaz:
Ohne Sie geht gar nichts!)
Sie können lachen, Frau Gemeinderätin! (GRin Nurten
Yilmaz: Ich lache nicht über Sie, ich lache über Ihre Einstellung!) Es ist
so, wie es ist. Es ist ja bekannt, dass „Mama lernt Deutsch"-Kurse eine
langjährige Forderung der ÖVP-Wien sind.
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