Gemeinderat,
53. Sitzung vom 24.11.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 45 von 101
nur für drei Märkte, sondern für alle Märkte, die nicht mehr so gut
funktionieren, ausgeweitet werden. Eine Infrastruktur für Landparteien -
Gemeinschaftsstände - wären sinnvoll für Bauern und Bäuerinnen, die nicht die
Kapazität haben, jede Woche nach Wien zu kommen. Und außerdem ist noch die
Fertigstellung der geplanten und bereits vorbereiteten Erweiterung des
Landparteienmarktplatzes am Naschmarkt gefordert. - Ich bringe den Antrag ein.
In formeller Hinsicht beantrage ich die Zuweisung an den entsprechenden
Ausschuss.
Jetzt muss ich noch auf die offensichtlich auf Informationsmangel und
Unwissenheit beruhende Darstellung von Kollegin Matiasek bezüglich des
Projektes „Lebendige Straßen" antworten. Ich habe mir das genau
angeschaut, ich habe mir alle drei Straßen angeschaut und mit dem Projektteam
der jeweiligen Gebietsbetreuung gesprochen, mir alles erklären lassen, was dort
passiert. Das kann ich Ihnen nur empfehlen, Frau Matiasek. Es ist sehr
informativ und sehr spannend, und es gibt dort sicher keine Alibiaktionen. Ganz
im Gegenteil! Die Teams sind sehr engagiert, sie führen eine Menge Gespräche,
sie arbeiten mit den Geschäftsleuten und auch mit den Hausverwaltungen, die
meistens ein großes Problem sind. Hausverwaltungen sind nicht daran
interessiert, leerstehende Geschäftslokale weiterzuvermieten. Sie bekommen vom
Besitzer das gleiche Geld, ob sie das tun oder nicht, und sind daher eine
ziemlich träge Masse. Und es ist ziemlich viel Arbeit für die Projektteams, da
irgendetwas in Bewegung zu setzen.
Deshalb habe ich auch gestern angeregt, eine Leerstandsabgabe
einzuführen, damit der Druck auf die Besitzer da ist, dass sie ihre
Hausverwaltungen anweisen, die leerstehenden Geschäftslokale auch wirklich
weiterzuvermieten.
Wichtig für das Funktionieren einer Geschäftsstraße sind die
Rahmenbedingungen und auch die Straßengestaltung, denn in einer Geschäftsstraße
müssen sich Fußgänger und Fußgängerinnen wohl fühlen. Sie müssen dort gerne verweilen,
sie müssen gerne flanieren. Es geht nicht darum, dass sich die Autofahrer und
Autofahrerinnen dort wohl fühlen, ganz im Gegenteil. (Beifall bei den
GRÜNEN.)
Deshalb bemühen sich die Projektteams auch um eine bessere
Straßengestaltung, um die Einrichtung von Verweilplätzen. Und es funktioniert,
es funktioniert langsam, aber deutlich sichtbar.
Wünschenswert wäre noch eine weit größere Unterstützung durch die
Wirtschaftskammer Wien, die offenbar dieses Projekt als Konkurrenz für ihre
eigenen Projekte sieht und da manchmal ein bisschen Widerstand leistet. Also
das wäre noch zu wünschen, dass man mit der Wirtschaftskammer eine bessere
Kooperation umsetzt.
Ganz im Gegenteil zu Ihrer Behauptung, Frau Matiasek, dass keine
Geschäfte neu besetzt wurden, ist das nicht so. Es gibt jetzt weniger
Leerstände, aber, wie gesagt, es gibt noch viel Arbeit mit den Hausverwaltungen
und HausbesitzerInnen zu erledigen.
Ich war etwas befremdet von Ihrer Aussage, „lebendige Straßen sind
abzulehnen“. Also für uns Grüne
ganz bestimmt nicht, wir wünschen uns lebendige Straßen überall in ganz Wien
und in jeder Geschäftsstraße. Wir werden weiter daran arbeiten, und ich hoffe,
dass das Projekt „Lebendige Straßen" ausgeweitet wird im nächsten Jahr. –
Vielen Dank für die Aufmerksamkeit. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Das Wort hat Frau GRin
Mag Ekici. – Bitte schön.
GRin Mag Sirvan Ekici
(ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien):
Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau Stadträtin! Meine sehr
geehrten Damen und Herren!
Drei Sachen beziehungsweise drei Themen haben immer Aktualität: das
Wetter, die Schwäche der Nationalmannschaft und die Integrationsdebatte. Dass
Integration wichtig und gut ist, dass der Ball rund ist und ein Fußballspiel 90
Minuten dauert, da sind wir uns, glaube ich, alle einig, da scheiden sich auch
nicht die Geister, aber anscheinend scheiden sich die Geister, wenn es um die
Finanzierung geht.
Wir wissen, dass wir gute Integrationspolitik brauchen, wir wissen,
dass Integrationspolitik wichtig ist, aber anscheinend weiß die
Sozialdemokratie nicht, dass es dafür auch Geld braucht. Mickrige
9 Millionen EUR sind es dieses Jahr, vergleicht man das mit dem
Budget vom PID, so macht dieses ungefähr ein bisschen mehr als 47 Millionen EUR
aus. Dagegen stellt das Integrationsbudget ein Armutszeugnis dar und sollte
noch mal überdacht werden. Der Budgetvoranschlag zum Thema Integration ist
wieder einmal geprägt von Planlosigkeit, Intransparenz und setzt sozusagen die
Haltung der Rathaus-Roten fort.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wir wissen beziehungsweise haben
es heute auch schon von Kollegin Vassilakou gehört, die Stadt bemüht sich. Ja,
wir wissen, dass sich die Stadt bemüht, wir anerkennen es auch, aber bemühen
allein reicht uns nicht aus.
Sehr geehrte Frau Stadträtin, bei aller Wertschätzung: Ich weiß und wir
erkennen auch, dass Sie aus Ihrem Dauerschlaf endlich auch aufgewacht sind und
merken, dass Integration nicht von alleine funktionieren kann, sondern dass man
da auch was machen muss. Ich glaube aber, dass für Sie dieses Aufwachen
natürlich auch etwas damit zu tun hat, dass 2010 Wahlen sind und Sie Angst
haben, die Rechnung dann am Wahlabend präsentiert zu bekommen.
Nun gut, Sie haben jetzt beschlossen, dass zwölf
Ordnungsberater in den Gemeindebauten zur Verfügung gestellt werden, damit die
Leute informiert werden, dass sie die Hausordnung einhalten sollen. Am Rande
bemerkt: Es ist auch eine Initiative von uns gewesen. Wir haben schon vor zwei
Jahren darauf hingewiesen, dass es Probleme in den Gemeindebauten gibt und dass
man handeln muss. Damals hat dann als Reaktion die Stadträtin mit einem
Riesenmedientamtam 20 gemischtkulturelle MediatorInnen im Gemeindebau
angekündigt, und sie hat weiters angekündigt, dass sich diese Zahl noch
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