Gemeinderat,
53. Sitzung vom 24.11.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 34 von 101
keinen Rechtsanspruch darauf, dass man eine Zulage im nächsten Jahr
wieder bekommt. Man hat den Rechtsanspruch nur darauf, dass man sie im
laufenden Jahr erhält.
Wenn ich mir jetzt auch noch die Krankenstände anschaue, die wir in der
Stadt Wien zu verzeichnen haben, dann ist der Schaden, der durch die
unglückselige Personalpolitik entsteht, ein noch viel höherer. Bedienstete der
Stadt Wien sind durchschnittlich 20,4 Tage im Krankenstand, ASVG-Versicherte
sind es durchschnittlich 11,4 Tage. Eine Woche kostet die Stadt Wien an die
1 000 EUR, bei einem Bediensteten 10 Tage, 1 Woche ist er
länger im Krankenstand, das heißt, die vermehrten Krankenstände kosten uns 50 Millionen EUR
pro Jahr oder 500 Millionen EUR in der Ära Häupl. Nicht weniger als
1 Milliarde EUR nur durch diese falsche Personalpolitik, die Bgm
Häupl und die SPÖ zu verantworten haben. (Beifall
bei der ÖVP.)
Und jetzt darf ich einmal dort fortsetzen, wo Kollege Margulies von den
GRÜNEN gestern seine Kritik an der Personalpolitik angezogen hat. Da hat er von
den Ausrüstungsgegenständen gesprochen, von der Adjustierung, wie denn die
Müllabfuhr und die Straßenkehrer gewandet sind. Und ich sage Ihnen, er wird
schon recht haben. Auch das kann ein Grund dafür sein, warum die Krankenstände
so hoch sind. Es kann ein Grund dafür sein, warum die Motivation so gering ist.
Es kann ein Grund dafür sein, warum die Frühpension gerne angenommen wird oder
warum gar nichts anderes übrig bleibt, als die Frühpension anzunehmen. Auch in
dieser Beziehung, und den Vorwurf kann ich Ihnen nicht ersparen, sind Sie als
Bürgermeister und Sie als verantwortliche amtsführende Stadträtin kein guter
Dienstgeber. Ich wiederhole daher das, was wir in der Vergangenheit schon
gesagt haben, dass wir in jedem Fall einmal den Ruhestand aus organisatorischen
Gründen beseitigen müssen und bringe diesbezüglich einen Beschluss- und
Resolutionsantrag ein und bitten Sie dringendst, die Personalpolitik in dieser
Stadt grundlegend zu verändern. Zum einen, weil es budgetär nicht mehr
verantwortbar ist. Wir können uns das budgetär sicher nicht mehr lange leisten,
aber wir können uns auch diesen Umgang mit den Mitarbeiterinnen und
Mitarbeitern in dieser Stadt nicht mehr leisten.
In diesem Sinne bitte ich um Zustimmung zu unserem Antrag und zu einer
Veränderung in der Personalpolitik. (Beifall
bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Günther Reiter:
Der nächste Debattenbeitrag kommt von Frau Mag Krotsch. Ich bitte sie zum
Rednerpult.
GRin Mag Nicole Krotsch (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener
Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte
Frau Stadträtin! Meine sehr verehrten Damen und Herren!
Frau Kollegin Vana, Sie können mir glauben, dass die Frauenpolitik ein
Herzstück der Sozialdemokratie ist und dass sie von allen getragen wird, von
allen sozialdemokratischen Männern und Frauen. Das ist natürlich auch bei
unserer SPÖ-Frauenvorsitzenden und Vizebürgermeisterin Renate Brauner so.
Gerade sie schaut darauf in Zeiten wie diesen, in Zeiten der Krise, dass Frauen
nicht unter die Räder geraten. (Beifall
bei der SPÖ.)
Frau Kollegin Vana, ein Zweites: Abgesehen von den konkreten Maßnahmen,
die wir umsetzen, bin ich auf zwei grundsätzliche Sachen auch besonders stolz,
die wir hier in Wien haben, nämlich dass Frauenpolitik eine Querschnittsmaterie
ist und dass wir in allen Kapiteln des Budgets das Gender Budgeting haben.
Und zweitens möchte ich Sie noch bitten, den im letzten Frauenausschuss
beschlossenen Gleichstellungsaktionsplan anzusehen, wo wirklich die
verschiedensten Beispiele auch in den verschiedensten Magistratsdienststellen
angeführt sind, wo wir wirklich viel in Sachen Gleichstellung voranbringen,
weiterbringen. Hier sind wir europaweit Vorreiterin und hier sind auch
Maßnahmen zur Wirtschaftsförderung enthalten. Bitte auch an alle anderen
Kolleginnen und Kollegen hier im Saal: Nehmen Sie sich diesen
Gleichstellungsaktionsplan zur Brust!
Ich kann leider nicht auf alles von meinen Vorrednerinnen und Vorrednern
eingehen. Besonders auf die Personalagenden wird mein Kollege Norbert
Bacher-Lagler eingehen. Was mir aber besonders wichtig ist, da wir einen Tag
vor Beginn der 16 Tage „Gegen Gewalt an Frauen“ stehen, ich möchte den
Schwerpunkt meiner Ausführungen heute auf das Thema „Gewalt an Frauen“ legen.
Es ist ein Phänomen, das unabhängig von Herkunft, sozialer Schicht,
Bildung, Kultur, et cetera eben auf unterschiedlichsten Ebenen stattfindet, die
unterschiedliche Ausformungen hat und eben im Rahmen unterschiedlichster
kultureller Gegebenheiten vorgefunden wird und wahrzunehmen ist. Es ist für
viele Frauen und Mädchen leider alltägliche Realität. Wir haben eine Zahl in
Österreich, nämlich jede fünfte Frau wird in Österreich in einer Beziehung von
ihrem Ehemann oder Lebensgefährten misshandelt. Wir haben 90 Prozent aller
Gewalttaten an Frauen und Kindern in der Familie, im sozialen Nahraum und die
Dunkelziffer, wie wir wissen, ist hier bei familiärer Gewalt sicher sehr hoch.
Viele betroffene Frauen und Mädchen schweigen. Es gibt auch immer noch viele
Fehleinschätzungen, die das Thema Gewalt betreffen. Es gibt Aussagen wie:
„Gewalt findet nur in gewissen sozialen Schichten statt“, „nur in
Problemfamilien“, „aufreizende Kleidung ist eine Einladung und rechtfertigt
sexuelle Übergriffe“ oder „unkontrollierte Anrufe sind Liebesbeweise“. Das sind
alles so Schlagworte und Meinungen, selbstgefertigte Bilder in manchen Köpfen,
die Gewalt falsch vermitteln, die es verharmlosen, was passiert, es wird
verleugnet, gerechtfertigt. Sie stärken da die Täter, sie entschuldigen die
Täter und erschweren es Mädchen und Frauen, dass sie sich aussprechen, dass sie
über die erlebte Gewalt sprechen und sich Unterstützung holen.
Wir in Wien setzen konkrete Maßnahmen und haben Konzepte
gegen Gewalt an Frauen. Wir haben sie vielfältig und bedürfnisorientiert
angelegt, so vielfältig und verschieden eben Gewalt stattfindet. Zentrale
Aufgabe
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
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