Gemeinderat,
53. Sitzung vom 24.11.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 33 von 101
werden, wenn er anderwärtig nicht angemessen beschäftigt werden kann
und ihm eine entsprechende Aus-, Fortbildungs- oder Umschulungsmaßnahme nicht
zumutbar wäre. Das sind keine Arabesken, diese Zahlen, die die
Frühpensionierung aus organisatorischen Gründen betreffen, das sind ganz, ganz
viele. Die aus gesundheitlichen Gründen, mindestens genauso bedauerlich, sind
ungefähr sechsmal so viel. Aber wenn ich Ihnen sage, dass wir im Jahr an die
900 bis 1 000 Pensionierungen nur im Beamtenbereich haben, von denen zwei
Drittel Frühpensionierungen sind, dann werden Sie erkennen, um welche
Größenordnungen es hier geht.
Wir haben im Jahr 2008 nicht weniger als 614 Frühpensionierungen
gehabt, davon 546 aus gesundheitlichen Gründen und 68 aus organisatorischen
Gründen. Wir hatten im Jahr 2007 627 Frühpensionierungen, davon 536
aus gesundheitlichen Gründen und 91 aus organisatorischen Gründen. Wir hatten
im Jahr 2006 570 Frühpensionierungen, davon 485 aus
gesundheitlichen Gründen und 85 aus organisatorischen Gründen.
Sehr verehrte Frau Stadträtin, bitte erklären Sie mir das, wieso Sie
auf diese Mitarbeiter verzichten wollen. Das kann ja doch wohl nicht wahr sein,
dass man in einem Unternehmen wie der Stadt Wien mit 80 000 Mitarbeitern
keine andere angemessene Beschäftigung für Mitarbeiter finden kann. Da muss es
ja andere Erklärungen dafür geben. Auf der Hand liegend ist, man bringt es
einfach nicht zusammen, man will es nicht machen, man schafft es wirklich nicht
oder man hat andere Gründe. Sie haben es bis heute nicht geschafft und wir
haben ja schon das eine oder andere Mal die Debatte in der Gemeinderätlichen
Personalkommission gehabt, eine plausible Erklärung dafür zu geben.
Damit das Ganze jetzt nicht allzu abstrakt ist, sondern damit man sich
vorstellen kann, um welche Personen es da geht, werde ich Ihnen ein paar
Beispiele aus der Gemeinderätlichen Personalkommission nennen. Keine Sorge,
selbstverständlich nicht mit Namen, aber mit der Bezeichnung und mit dem Alter.
Da haben wir beispielsweise in einem Monat eine Ruhestandsversetzung aus
organisatorischen Gründen einer Kanzleikommissarin mit 55 Jahren, eines
Facharbeiters mit 55 Jahren, einer Kanzleikommissarin mit 55 Jahren, eines
Facharbeiters mit 55 Jahren, eines Betriebsinspektors mit 56 Jahren, eines
Fachbeamten des Verwaltungsdienstes mit 56 Jahren, eines Vorarbeiters mit
unterstellten Bediensteten mit 57 Jahren, eines Betriebsoberinspektors mit 57
Jahren, eines Spezialfacharbeiters mit 58 Jahren, eines technischen
Oberamtsrats mit 56 Jahren, einer Oberamtsrätin mit 58 Jahren. So kann die
Stadt Wien, so sollte die SPÖ in Wien nicht mit den personellen Ressourcen
umgehen! (Beifall bei der ÖVP.)
Das ist ja nicht nur eine wahnsinnige Geldvernichtung, das ist ja nicht
nur eine fürchterliche Ressourcenverschwendung, das ist ja auch kein Umgang mit
den Mitarbeitern. Man sagt einem 55-jährigen Mitarbeiter: Du bist entbehrlich
geworden, du bist zwar höchstqualifiziert, du hast jahrzehntelang für diese
Stadt gearbeitet, aber wir wollen nicht einmal, dass du in einer anderen
Abteilung weiterarbeitest und wir sind nicht einmal bereit, eine Umschulung für
dich zu machen, damit du eine andere sinnvolle Tätigkeit für diese Stadt
erbringen kannst.
Ich muss da die Antwort des Bürgermeisters zitieren, die er mir am
21. Oktober 2009 zum Missstand der Frühpensionierungen aus
organisatorischen Gründen gegeben hat. Da schreibt er doch allen Ernstes: „Die
zitierte Norm erscheint mir daher in dieser Ausgestaltung durchaus sinnvoll, da
sie den Grundsätzen der Verwaltungsökonomie gerecht wird.“ Ja, sehr verehrte
Damen und Herren, was verstehen Sie, was versteht der Bürgermeister unter
Verwaltungsökonomie? Das soll ökonomisch sein, dass man hier hunderttausende
Euro vernichtet, dass man hier Personalressourcen ungenutzt lässt und dass man
langjährigen verdienten Mitarbeitern sagt, wir brauchen euch nicht mehr? Die
letzten 15 Jahre Häupl haben leider Gottes auch im Bereich der Personalpolitik
nichts Gutes gebracht und haben uns wahnsinnig viel Geld gekostet. (Beifall
bei der ÖVP.)
Es ist so, dass wir heute kein Budget mit einem Abgang von
600 Millionen EUR beschließen müssten, wenn der Bürgermeister
rechtzeitig eingegriffen hätte und nur im Bereich der Frühpensionierungen
rechtzeitig gegengesteuert hätte. Was diese organisatorischen
Frühpensionierungen kosten, das ist ja sehr einfach zu errechnen. Ich sage, ein
Mitarbeiter kostet uns im Schnitt im Jahr an die 50 000 EUR, für
durchschnittlich fünf Jahre entfällt sein Dienst, wir haben daher einen
frustrierten Aufwand durch fünf Jahre hindurch, das ergibt
250 000 EUR Schaden, nur budgetären Schaden für die Stadt Wien auf
Grund dieser Form der Frühpensionierung. Von dem Schaden, den der Mitarbeiter
hat, rede ich hier noch gar nicht. Wir haben durchschnittlich 70 bis 100
Frühpensionierungen pro Jahr, ergibt pro Jahr einen Schaden von
25 Millionen EUR, ergibt in der Amtszeit Häupl einen Schaden von
mindestens 250 Millionen EUR. (Beifall
bei der ÖVP.)
Da rede ich noch überhaupt nicht von den
Frühpensionierungen aus gesundheitlichen Gründen. Die machen ungefähr sechsmal
so viele aus wie die aus organisatorischen Gründen. Ich habe daher hier einen
Schaden in der Größenordnung von 150 Millionen EUR im Jahr und in der
Amtszeit Häupl von 1,5 Milliarden EUR. Selbstverständlich gibt es da
Frühpensionierungen aus gesundheitlichen Gründen, die man nicht abwenden kann.
Das ist ja völlig außer Frage. Aber wenn es uns nur gelingen würde, durch
gezielte Personalpolitik und sinnvolles Eingreifen in die Dienstabläufe ein
Sechstel dieser gesundheitlichen Frühpensionierungen abzuwenden, wären es
wiederum 250 Millionen EUR, die wir uns in den letzten 10 bis 15
Jahren ersparen hätten können. Ein Verringerungspotenzial dieser Frühpensionierungen,
das gibt es ganz sicher. Setzen Sie beim Betriebsklima an. Setzen Sie bei den
Abhängigkeitsverhältnissen an, die es in dieser Stadt gibt. Setzen Sie beim
Zulagensystem an. Es trägt nicht zur Motivation und Gesundheit der Mitarbeiter
bei, dass Jahr für Jahr andere darüber entscheiden, ob sie im nächsten Jahr
noch eine Zulage bekommen oder nicht, denn man hat selbstverständlich
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