Gemeinderat,
53. Sitzung vom 24.11.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 15 von 101
Überschüsse, für die die Wienerinnen und Wiener zur Kasse gebeten
werden, damit mehr Geld ins Budget kommt. Im Gegenzug aber werden neue soziale
Wohneinheiten, die dringend gebraucht werden, nicht geschaffen. Das ist einer
der Gründe, warum meine Fraktion diesen Budgetvoranschlag ablehnen wird.
Und jetzt kommt immer die große Frage: Und wer zahlt das alles? Gestern
hat der Herr GR Strobl an dieser Stelle gemeint: Ja, die Freiheitlichen, die
fordern immer nur, die wollen immer nur haben, das sind ganze Kataloge - nein,
so hat er es nicht gesagt -, aber die fordern nur und sagen nicht, wo sie das
Geld hernehmen wollen. Ich sage es Ihnen, meine Damen und Herren von der SPÖ.
Ich sage Ihnen, wo wir das Geld hernehmen wollen. Wir wollen es von dort
hernehmen, wo Sie es in Ihrer Steuergeldverschwendung hingepulvert haben. Es
wäre die Möglichkeit gewesen, Budgeteinsparungen zu machen, es wäre die
Möglichkeit gewesen, Budgetumschichtungen zu tun. Aber Sie haben letzten Endes
doch die Mehrkosten beim U-Bahn-Bau zugelassen, immerhin
9 Millionen EUR. Sie haben doch beim Ausbau des Ronacher für
13 Millionen EUR mehr gesorgt, als notwendig gewesen wäre. Die
Mehrkosten Prater-Vorplatz-Debakel, noch nicht vergessen, meine Damen und
Herren, oder schon vergessen? 23 Millionen EUR hat das letzten Endes
die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler gekostet. Die SMZ-Nord-Kosten
explodieren, wie wir wissen. Zumindest 250 Millionen EUR mehr soll
das Ganze kosten. Schaden bei Cross-Border-Geschäften, schlecht gemacht,
schlecht gewirtschaftet, 300 Millionen EUR für die Gemeinde Wien.
Skylink 500 Millionen EUR, hoffentlich nicht mehr. Dazu viele, viele,
viele weitere Fehlinvestitionen, kleinere. Für die Gemeinde Wien ist das schon
klein, 3,5 Millionen EUR, glaube ich, kostet die Pankahyttn, eh ein
Klacks wahrscheinlich. Das Ernst Kirchweger-Haus 2 Millionen, sogar die
Wagenplatzleute kosten noch 1 Million und Förderung vieler, vieler
fragwürdiger Vereine. Locker ganz leicht über 60 Millionen EUR würden
hier hereinzubekommen sein oder man hätte es ja reinbekommen können, wenn man
gewollt hätte. Aus diesem Topf, mit diesem Geld würden wir eine ordentliche und
vernünftige Wohnbauförderung, eine Wohnbausanierung und Wohnneubauten
finanzieren, wenn wir in der Lage dazu wären. Ich hoffe, dass wir es bald sind
und wenn wir dann soweit sind, dass wir auch in der Gemeinde Wien das
entsprechende Sagen in dieser Hinsicht haben. - Ich danke für Ihre
Aufmerksamkeit. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Als Nächste zum Wort
gemeldet ist Frau GRin Dipl-Ing Gretner. Ich erteile es ihr.
GRin Dipl-Ing Sabine Gretner (Grüner Klub im
Rathaus): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren!
Ja, das klingt wie eine gefährliche Drohung, wenn der Herr Eisenstein
sagt, wenn sie das Sagen haben, beispielsweise hat er auch einige falsche
Zahlen genannt. (GR Dr Herbert Madejski: Ist eine Vision! Das ist eine
Vision!) Ja, es wäre wirklich nicht so toll. (StR Johann Herzog: Es ist
eh nichts toll! Das behauptet ja niemand, dass es toll ist!) Man muss aber
auch sagen, auch wie Herr Stürzenbecher vorhin gesprochen hat, wie europaweit
einzigartig die Wohnbaupolitik in Wien ist - es stimmt schon, dass man sagen
muss, in Wien gibt es Gott sei Dank ausreichend Wohnraum und die Mietpreise
sind im Vergleich zu anderen Großstädten noch moderater, aber das sind keine
Lorbeeren, auf denen man sich jahrzehntelang ausruhen sollte. Genau da ist
nämlich der Punkt, wo sich unsere Politik von Ihrer unterscheidet. Sie ruhen
sich eigentlich noch auf den Errungenschaften des sozialen Wiens, des sozialen
Wohnbaus, also der 30er Jahre aus, möchte ich fast meinen, Karl-Marx-Hof und
ähnliche Dinge, und beschränken sich, würde ich sagen, heutzutage eher auf
einige Vorzeigebauten, auf exemplarische Bauten, wo man etwas Neues
ausprobiert, aber die große Masse ist doch eher von der Stange. Da muss ich
mich schon auch dem Kollegen von der ÖVP in dem einen Punkt anschließen. Also
was bei Wiener Wohnen zum Teil geleistet wird, das Verhältnis Bittsteller-Dienstleister,
da muss man schon sagen, da müssten Sie sich wirklich an der Nase nehmen und
das erkennen, dass die Leute dort eben Mieter sind, die gewisse Leistungen
erwarten können, eine gewisse Transparenz auch sicherstellen. Also zum Beispiel
diese Wartelisten. Es ist mir eigentlich unerklärlich, wieso das nicht offen
und einsehbar ist. Ich melde mich für eine Wohnung an. Wieso kann das nicht
transparent nachverfolgt werden, wann ich dann als Nächster drankomme? Kein
Wunder, dass die Leute vermuten, dass es hier Vorreihungen gibt, dass es hier
Bevorzugungen gibt. Ich glaube auch, dass dieses System genau diese
Bevorzugungen ja in Wahrheit fördert, wenn diese Sache nicht transparent ist.
Genauso auch die Bausubstanz. In vielen Gemeindebauten ist sie wirklich
jahrzehntelang vernachlässigt worden. Da hätte man schon viel früher sanieren
müssen. Auch was das Freiflächenmanagement betrifft, also eben nur die
Hundstrümmerl wegzuräumen, ist ein bisschen zu wenig. Also da gäbe es wirklich
Potenzial. Da gibt es Bauten der 60er, 70er Jahre, wo man sagen kann, da sind
eigentlich schöne Freiflächen dazwischen. Das sind aber eigentlich unbenutzte
Flächen. Und wenn dann dort natürlich alles verboten ist vom Radfahren über das
in der Wiese Ballspielen und so weiter, muss man sich wirklich fragen: Wieso
überlegt sich eigentlich keiner was, was man mit diesen Freiflächen machen
könnte? Wieso gibt man zum Beispiel nicht den Mietern die Möglichkeit, über
Moderationsprozesse vielleicht auch was zu entwickeln und mit finanzieller
Hilfe das dann dementsprechend auszugestalten, damit es für Kinder und
Jugendliche beispielsweise bessere Möglichkeiten gibt?
Eine Richtigstellung möchte ich noch machen: Herr
Stürzenbecher hat behauptet, die GRÜNEN würden sich von der Objektförderung weg
hin zu mehr Subjektförderung aussprechen. Also mir ist das nicht bekannt. Wir
haben auch kurz darüber gesprochen. Das dürfte eine sehr subjektive Wahrnehmung
Ihrerseits gewesen sein.
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