Gemeinderat,
53. Sitzung vom 24.11.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 14 von 101
vergangene Jahr ergeben sich im Voranschlag für 2010 wieder
Überschüsse, Überschüsse zugunsten des allgemeinen Budgets. Bei der
Wassersteuer übersteigen die Einnahmen die Ausgaben um 43 Millionen EUR.
Das ist immerhin ein Viertel der gesamten Einnahmen. Bei der Müllsteuer um
26 Millionen. Wenn die Summe aus diesen beiden Posten mit
69 Millionen auch geringer ist als die Überschüsse noch 2009 veranschlagt
waren, dann liegt das daran, dass die Kanalabgaben ab 2010 nicht mehr Teil der
städtischen Gebarung sind, weil ja Wien Kanal als Unternehmung ausgegliedert
ist und die Kanalsteuer nicht mehr eingerechnet wird. 2009 hat sie immerhin
noch 19 Millionen EUR eingebracht.
Nach Ansicht meiner Fraktion kann es aber nicht die Aufgabe der
Gemeinde sein, hier auf Kosten der Mieterinnen und Mieter Gewinne zu erzielen,
die dann dem allgemeinen Budget zugute kommen und dann irgendwie anderweitig
verwendet werden. Ähnliches bei den Energiekosten, bei Strom und Gas. Hier kann
man allen Mieterinnen und Mietern, die noch einen Vertrag mit Wien Energie
haben, nur empfehlen, den Versorger zu wechseln. Es ist heute schon kurz von
meiner Kollegin Henriette Frank angeschnitten worden, dass sich ein
Kleinverbraucher beim Strom beim Verbund gegenüber Wien Energie eine Menge Geld
im Jahr ersparen kann, ein Großverbraucher noch mehr und dass beim Gas ein
Wechsel zum Bestbieter Kelag für Kleinverbraucher eine Ersparnis bringen würde,
für Großverbraucher noch wesentlich mehr. Zusammengenommen können damit Strom
und Gas immerhin um 210 EUR beziehungsweise von Großverbrauchern um
448 EUR billiger bezogen werden, als die Verrechnung von Wien Energie
ausmacht.
Ich fordere daher, dass die Preise von Wien Energie deutlich gesenkt
werden und sich am Bestbieter zu orientieren haben oder zumindest in die Nähe
des Bestbieters kommen. Eine Senkung des Strompreises um 10 Prozent und
des Gaspreises um 20 Prozent müsste wohl angebracht sein. Und Gewinne muss
Wien Energie wirklich nicht machen, die müssen umgehend an die Kunden
weitergegeben werden.
Die Gemeinde Wien hatte in der Vergangenheit gewaltige Überschüsse aus
Einnahmen wie den genannten für das Budget erzielt. Allein bei Wasser, Kanal
und Müll lagen diese Überschüsse 2007 bis 2008 bei 231 Millionen EUR.
Der Gewinn bei Wien Energie im gleichen Zeitraum war 167 Millionen. Dieses Geld
wurde von den Kundinnen und Kunden und nicht von Bittstellern eingehoben, die
jetzt in Zeiten der Rezession dieses Geld sehr gut brauchen könnten, weil es ja
dann wieder in die Wirtschaft fließen würde. Ich fordere daher die Rückgabe
dieser Überschüsse an diejenigen, die für die Überschüsse auch aufgekommen
sind, nämlich für die Menschen in dieser Stadt.
Und ich wiederhole an dieser Stelle, da ich die Gelegenheit jetzt dazu
habe, einige freiheitliche Forderungen im Zusammenhang mit Wiener Wohnen.
Einiges davon hat meine Fraktionskollegin Henriette Frank ja schon gesagt.
Warum und das sind die Dinge, die ich im Budget für das Jahr 2010 vermisse, machen
Sie kein Sonderinvestitionsprogramm mit einer Sanierungsoffensive? Ich habe
heute vom Kollegen Stürzenbecher gehört, und da bin ich auch mit ihm ganz
d´accord und auf einer Linie, wie wichtig die thermische Sanierung ist. Da sind
wir völlig einer Meinung. Aber warum sanieren wir nicht im Jahr 2010 zum
Beispiel die geförderten Wohnungskategorien? Warum stocken wir das
Wohnbauförderungsvolumen nicht auf? Warum sträubt sich die Gemeinde Wien,
sträubt sich der Herr Vizebürgermeister, sträubt sich die SPÖ so dagegen, neue
Gemeindewohnungen zu errichten, ein Sonderwohnbauprogramm schon ab dem nächsten
Jahr durchzuführen mit, wie es die Freiheitlichen fordern, wenigstens
5 000 Wohnungen im Jahr? Mit dem Aus für einen kommunalen Wohnbau, und
dafür ist bitte einmal nicht die schwarz-blaue Regierung verantwortlich, für
den sind nur Sie von der SPÖ und von der regierenden Mehrheit in diesem Haus
verantwortlich, haben Sie sich ja vor einigen Jahren von Ihrer sozialen
Komponente im Wohnbereich endgültig verabschiedet. Es ist hoch an der Zeit,
dass Sie hier Ihrer Verantwortung für die Bewohnerinnen und Bewohner dieser
Stadt auch wieder nachkommen und dass Sie die entsprechenden Maßnahmen
ergreifen.
Den Wienerinnen und Wienern müssen endlich billigere Sozialwohnungen
zur Verfügung gestellt werden. Und dass es den Jugendlichen in dieser Stadt
auch an geeigneten Startwohnungen fehlt, wobei unser Startwohnungskonzept nicht
mit dem Startwohnungskonzept, das uns heute vom StR Ellensohn von den GRÜNEN
vorgestellt worden ist, harmonieren kann, was viele einsehen werden, sei nur
nebenbei bemerkt. Mit den Notfallswohnungen allein, auf die Sie alle so stolz
sind, Sie nämlich von der Mehrheitsfraktion, werden die Wienerinnen und Wiener
in weiterer Sicht und auf Dauer wohl nicht das Auslangen finden.
Was wir Freiheitliche wollen, ist eine Entlastung der Steuerzahler,
damit die private Kaufkraft endlich wieder deutlich gestärkt wird. Dazu zählen
ganz wichtig die eben schon angesprochenen Strom- und Gaspreissenkungen und
zwar schon ab dem nächsten Jahr und ganz wichtig die Aussetzung von
Gebührenerhöhungen nach dem Valorisierungsgesetz und ganz wichtig Erhöhung des
Heizkostenzuschusses auf, sagen wir einmal, 600 EUR im Jahr, damit Heizen
und damit Wohnen wieder leistbar werden. Kostenreduktion bei den Mieten,
Schluss mit den Vermietungen mit höherem Richtwertzins - das predigen
Freiheitliche seit vielen, vielen, vielen Jahren hier in diesem Hause – und ich
darf daran erinnern, dass es ja auch ein ursprüngliches Versprechen der SPÖ
gegeben hat, nämlich die Rückkehr zum billigeren Kategoriemietzins in den
Gemeindebauten, den man aber dann halt auch nicht erhöhen darf. Dass die
Betriebskosten in die Wohnbeihilfe eingerechnet werden sollen, haben wir heute
schon gehört, um die sozial Schwachen zu entlasten. Auch hier könnte die SPÖ
ihre soziale Kompetenz zeigen.
Resümee: Die SPÖ als die Partei, die die Gemeinde
Wien regiert, setzt auch im Budgetvoranschlag 2010 auf
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