Gemeinderat,
52. Sitzung vom 30.10.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 89 von 95
sind sein bestes und größtes Potenzial.
Kindergartenpädagoginnen und -pädagogen sind jene Gruppen von Frauen
und Männern, die in Wien in Kindergärten, Kinderkrippen und anderen vorschulischen
Betreuungseinrichtungen verantwortungsvoll ihrer Arbeit nachgehen und dort eine
wichtige Aufgabe haben, nämlich Kindern im Vorschulalter eine ganzheitliche
Bildung angedeihen zu lassen. Doch die Erfüllung dieser wichtigen Aufgabe
findet unter immer schwierigeren Voraussetzungen statt. Es wurde schon
angesprochen: zu wenige KindergartenpädagogInnen, zu große Gruppen, zu kleine
Räume, der Druck, mehr Kinder aufzunehmen, als man eigentlich sollte, keine im
Gesetz geregelten Vorbereitungszeiten – ich werde dann noch näher darauf
eingehen –, keine adäquate Bezahlung. Die Liste ließe sich noch eine ganze
Weile fortsetzen. Dazu gibt es auf der anderen Seite massiv gestiegene
pädagogische Voraussetzungen und Ansprüche.
Das sind einige der Gründe, die diese wichtige Personengruppe im
wahrsten Sinne des Wortes auf die Barrikaden treiben, denn 20 Jahre fordern,
geduldig und liebevoll, sind auch irgendwann genug.
Kindergartenpädagoginnen
und Kindergartenpädagogen, aber auch KindergartenassistentInnen oder -betreuerInnen,
oder wie immer wir sie nennen wollen, wollen als wichtige Berufsgruppe ernst
genommen werden. Aber werden sie das von Ihnen als Stadtregierung?
Die
Rahmenbedingungen im Kindergarten haben sich verändert. Es gibt mehr Eltern,
die nach der Karenz wieder ins Berufsleben einsteigen möchten. Es gibt
gestiegene pädagogische und auch integrative Erwartungen und Notwendigkeiten.
Und es gibt last but not least das verpflichtende Kindergartenjahr. Eigentlich
alles nichts Schlechtes, lauter positive Entwicklungen für die
Bildungseinrichtung Kindergarten, denn endlich wird die Wichtigkeit dieser
Bildungsinstitution erkannt.
Auch
wenn jetzt die spätere Erkenntnis des Herrn Bgm Häupl kommt und auch wenn der
Herr Kollege Gudenus immer wieder darauf hinweist und dankenswerterweise auch
immer wieder ÖVP-Forderungen übernimmt, es war die ÖVP, die vor acht Jahren den
gebührenreduzierten Kindergarten gefordert hat. Wir haben es hier schon einige
Male diskutiert, und wir finden ja auch, dass das ein Schritt in die richtige
Richtung ist, aber den Vorwurf, das Ganze überhastet angegangen zu haben, weder
strategisch geplant zu haben noch vorher vorauszuschauen, wenn ich das
einführe, was brauche ich denn überhaupt für Bedingungen dafür, wie kann ich
die personellen Voraussetzungen schaffen, wie kann ich die räumlichen
Voraussetzungen schaffen, diesen Vorwurf muss ich Ihnen wirklich erneut machen.
Es ist einer der wichtigsten Grundsätze in der Planung, dass ich zuerst schaue,
was brauche ich dafür, und dann sozusagen die Idee umsetze. Das Netz an
Standorten ist nicht im selben Ausmaß gewachsen wie der Bedarf. Die Schere
zwischen dem, was wir an Personal und Plätzen brauchen, und dem, was vorhanden
ist, klafft immer weiter auseinander. Es gibt in den Kindergärten nach wie vor
einen vorherrschenden Mangel an Plätzen, und es gibt nach wie vor einen Mangel
an qualifiziertem Personal.
Sehr
geehrter Herr Bürgermeister, sehr geehrter Herr Stadtrat – auch wenn Sie da
noch nicht dabei waren in den Anfängen –, das war abzusehen, und wir haben vor
dieser Entwicklung, die wir jetzt haben, wirklich gewarnt. Ich kann mich
erinnern, ich habe das erste Mal vor zwei Jahren davor gewarnt, wir haben viel
zu wenige PädagogInnen – damals noch in einem Gespräch mit Ihrer Vorgängerin –,
und x-Mal bin ich hier heraußen gestanden und habe Ihnen die Risken aufgezählt
und den Bedarf, den es geben wird. Und immer wieder – und das war auch heute
immer wieder ein Lieblingswort von Ihnen – haben Sie das als überzogene
Panikmache – das Wort Panikmache ist auch heute einige Male vorgekommen –
abgetan. Und leider muss ich sagen in diesem Fall ... (Amtsf StR Christian Oxonitsch: Das ist nicht einmal noch vorgekommen!)
Heute ist es vorgekommen ein paar Mal. (Amtsf
StR Christian Oxonitsch: Wo?) Hier. Das kann man nachschauen. Nein, nicht
bei uns, nicht in dieser Debatte (GR
Ernst Woller: Bei den Vereinigten Bühnen Wien!), aber hier im Gemeinderat
wurde es mehrere Male verwendet.
Damals
haben Sie mir auch gesagt, das ist Panikmache, jetzt haben wir aber den Salat.
Wir haben zu wenig KindergartenpädagogInnen, und wir haben zu wenig Plätze.
Also ich bin nicht der Meinung, dass wir da Panik gemacht haben, sondern wir
haben vorausschauend erkannt, was es brauchen wird. Es gibt nämlich drei
Gruppen von Leidtragenden:
Erstens
das Personal in den Kindergärten, das sich immer mehr zerreißen muss, um den
Ansprüchen gerecht zu werden. Es geht um KindergartenpädagogInnen, die mit 25
Kindern oder auch darüber oftmals allein stehen und unter erschwerten
Bedingungen gute Arbeit leisten müssen. Und ohne gute KindergartenpädagogInnen
und ohne den Idealismus dieser Menschen, die trotz erschwerter Bedingungen
jeden Tag ihre Arbeit bestmöglich machen, könnten Sie das System Kindergarten
überhaupt nicht aufrechterhalten.
Leidtragende
sind aber auch die KindergartenassistentInnen, die immer wieder mal bereit
sind, in Ermangelung von qualifiziertem Personal über weite Strecken die
alleinige Verantwortung zu tragen. Im vorigen Jahr – und das werden Sie wissen
– gab es zig – also wirklich zig, wir reden nicht von fünf oder zehn, wir reden
von an die hundert und darüber – Ausnahmegenehmigungen, wo es erlaubt war, dass
zwei KindergartenassistentInnen eine Gruppe führen, weil man ansonsten einfach
die Gruppe hätte zusperren müssen. Im Jahr 2008/2009 war das.
Zweitens:
Die zweite Gruppe, die einfach zu den Leidtragenden zählt, das sind die Eltern,
die sich Sorgen machen müssen – und es gibt genug, auch wenn Sie das nicht
hören wollen –, dass es zu wenig Kindergartenplätze gibt. Und es gibt noch
immer um tausende Kindergartenplätze zu wenig, vor allen Dingen für die Kinder
unter drei Jahren.
Und drittens sind die Leidtragenden die Kinder
selbst, die Gefahr laufen, zu kurz zu kommen, denn bei 25 Kindern mit einer
Fachkraft ist es für die
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