Gemeinderat,
52. Sitzung vom 30.10.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 88 von 95
zwei Wochen demonstriert haben, ihre Probleme oder sind das einfach
Schaumschläger? (Zwischenrufe bei der
SPÖ.) Ich weiß es nicht, aber gut, das wird schwer aufzuklären sein. Es
gibt Leute, die behaupten, dass hier im Schnellverfahren Leute ausgebildet
werden, weil eben die Situation nicht machbar ist.
Man sieht also, es gibt hier Tohuwabohu um den Gratiskindergarten. Frau
Staatssekretärin Christine Marek hat auch zu Recht gemeint, dass die Belohnung
in Wien viel zu weit unten angesetzt ist. (GR Godwin Schuster: Die
Belohnung?) Die Entlohnung. Das liegt vor allem auch an der kurzen Zeit, in
der der Gratiskindergarten eingeführt wurde. Diese kurze Zeit konnte nicht
genutzt werden, um auch die Rahmenbedingungen zu schaffen, und deswegen standen
die 2 000 Leute vor zwei Wochen zu Recht auf der Straße. Es war ein
Hilferuf, ein ganz, ganz lauter Hilferuf einer Beschäftigungsgruppe, der
berechtigt ist, weil diese Menschen unter den schwierigsten Arbeitsbedingungen
einen anspruchsvollen Job leisten müssen.
Ich bin da ganz d'accord mit der Frau Kollegin Riha, die hier einige
Forderungen aufgestellt hat, etwa auch, dass ein Rechtsanspruch geschaffen
werden soll. Wir haben vor zwei, drei Wochen eine sehr, sehr nette
Ausschussreise nach Finnland, nach Helsinki unternehmen dürfen. Dort gibt es
zum Beispiel einen Rechtsanspruch für Kindergartenplätze, dort bekommen alle
Eltern, die für ihr Kind einen Kindergartenplatz wollen und fordern, auch einen
solchen garantiert, und zwar auch im persönlichen Umfeld, im persönlichen
Wohnbereich, im persönlichen Nahbereich.
Wir fordern einen bedarfsgerechten Ausbau der Wiener Kindergartenplätze
bis 2012, weil eben 10 000 Plätze fehlen, und auch eine Änderung der
Gruppengröße –ich bin da voll d'accord, liebe Frau Kollegin – schrittweise
herunter auf 20 bis zu 15 Kinder pro Gruppe.
Die Frau VBgmin Brauner hat erst unlängst vor ein paar Tagen das Budget
für 2010 präsentiert und verkündet, dass der Zukunftsschwerpunkt des Budgets
für nächstes Jahr eindeutig im Bereich Bildung und Kinderbetreuung liegt. Das
ist eine sehr gute Ankündigung, man hätte das vielleicht aber vor der
Einführung des kostenlosen Kindergartens ändern können und nicht erst danach.
Es sollen nach einem Ausgabenvolumen von über 1,4 Milliarden EUR im
heurigen Jahr im Jahr 2010 1,6 Milliarden EUR investiert werden. Die
Frau Vizebürgermeisterin hat gesagt, dass sich die Stadtregierung sehr bewusst
heuer zur Einführung des Gratiskindergartens entschlossen hat, und meint, dass
das aus wirtschaftspolitischer Sicht die größte Mittelstandsförderung in der
Geschichte der Stadt ist. Ich kann mich noch an die Aussagen des Herrn
Bürgermeister vor einigen Jahren erinnern, der unsere Forderung, unsere
berechtigte Forderung nach dem Gratiskindergarten als Reichenförderung abgetan
hat. Jetzt spricht die Frau Vizebürgermeisterin von der größten
Mittelstandsförderung der Geschichte dieser Stadt. Das finde ich gut. Unsere
Forderung wurde aufgegriffen, aber die Umsetzung ist mehr als mangelhaft.
Man sieht also: Ein Chaos bei der Einführung des Gratiskindergartens,
was übrigens auch Niederösterreich kritisiert. Die Ausrede, dass Schwarz-Blau
noch immer schuld ist an den Zuständen, lassen wir nicht gelten. Es ist bitte
jetzt der zweite rote Bundeskanzler im Amt, und noch immer regiert in Wien ein
roter Bürgermeister mit absoluter Mehrheit.
Wir wollen eben den Stellenwert des Kindergartens als
Bildungseinrichtung betont wissen, so wie es auch die Diakonie Österreich betont.
Er soll nicht nur bloß ein Aufbewahrungsort sein, er soll eine
Bildungseinrichtung sein, die individuell auf das einzelne Kind eingeht.
Qualität soll geschaffen werden, dass die Kinder davon profitieren können.
Soziale Kompetenz soll gefördert werden, eine sprachliche Förderung soll
erfolgen und auch die Gestaltungskompetenz der Kinder entwickelt werden. Es
soll eben Lust am Lernen entwickelt werden. Zur Zeit schaut es leider nicht so
aus bei der Überlastung der Gruppen.
Liebe Kollegen von den Roten! Krempeln Sie bitte die Ärmel hoch! Die
Wiener Wahl kommt bestimmt. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zu Wort gemeldet ist Frau
GRin Riha. Ich erteile es ihr.
GRin Monika Riha (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien):
Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Sehr geehrte
Damen und Herren! Sehr geehrter Herr Bürgermeister! Vielleicht hören Sie mich
ja noch irgendwo.
Ich möchte ein bisschen etwas richtigstellen. Wir reden heute den
ganzen Tag über Besoldungsgruppen, über Fachgruppen, über die verschiedensten
Ausdrücke. Dabei geht es immer nur um etwas weniger als die Hälfte jener
Menschen, die im Kindergarten arbeiten, denn es geht nur um die städtischen
Kindergärten, und es wird heute gar nicht darüber gesprochen, dass weitere
50 Prozent auch in anderen Kindergärten und in anderen Institutionen
arbeiten, die genauso betroffen sind, wobei es auch da individuelle
Unterschiede gibt, so oder so.
Eines möchte ich schon festhalten: KindergartenpädagogInnen sind
generell keine Menschen, die – sage ich jetzt einmal – wegen jeder Kleinigkeit
auf die Straße gehen. Ich bin jetzt seit gut 20 Jahren selbst Mitglied der
Berufsgruppe für Kindergarten- und HortpädagogInnen, und die Forderungen, denen
jetzt auf der Straße Nachdruck verliehen wird, die gibt es seit 20 Jahren. Es
ist also irgendwie nicht verwunderlich, wenn nach 20 Jahren auch den
Kindergarten- und HortpädagogInnen irgendwann einmal die Geduld ausgeht und sie
sagen, jetzt reicht es uns, und wir wollen uns jetzt einfach auch für unsere
Forderungen einsetzen.
Wenn von den städtischen Kindergärten die Hälfte des
Personals unterschreibt, nämlich 3 300, dann muss der Leidensdruck
wirklich groß sein, und dann brennt der Hut. Ich fände es daher auch wichtig,
dass das Ihnen, meine sehr verehrten Damen und Herren, die ja die Arbeitgeber
dieser Berufsgruppe sind, schon sehr wichtig ist, denn ich finde, einem
Arbeitgeber müssen seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wichtig sein, denn
sie
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