Gemeinderat,
52. Sitzung vom 30.10.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 86 von 95
kann und dass teilweise die Gruppen bis zu 28 Kindern wachsen. Es ist
so, es ist punktuell und immer wieder so.
Wir wissen auch, dass wir bereits im vergangenen Jahr und im vorvergangenen
Jahr Engpässe bei den Kindergartenpädagoginnen hatten, die ja dazu geführt
haben – der Herr Bürgermeister hat sich fürchterlich aufregen müssen und hat
den Raum verlassen, aber es stimmt nicht, was er gesagt hat, uns liegen ganz
konkrete Informationen vor –, dass Assistentinnen in diesem Fall immer wieder
tatsächlich einspringen und einspringen müssen, weil es ganz einfach zu
Engpässen kommt, weil nicht ausreichend Personal vorhanden ist.
Und ausreichend Personal ist eben deshalb nicht vorhanden, weil man es
in den letzten Jahren verabsäumt hat, rechtzeitig Vorsorge dafür zu tragen,
dass ausreichend – noch einmal – junge Frauen und womöglich auch immer mehr
junge Männer, die diesen Beruf erlernen, auch tatsächlich rechtzeitig
angesprochen werden und überzeugt werden davon, dass es Sinn macht, diesen
Beruf zu ergreifen. Daher werden wir nach unseren Informationen auch heuer und
aktuell wieder mit Engpässen rechnen müssen. Nach den Zahlen, die uns
vorliegen, kommen auf 275 freie Stellen aktuell 167 Absolventinnen. Das heißt,
es gibt immer noch eine Differenz von zirka 150 Stellen, von denen wir nicht
wissen, wie wir sie besetzen werden in diesem Jahr. Und wenn die Ausbaupläne so
weitergehen, werden wir noch mehr Probleme bekommen, weil einfach nicht ausreichend
Menschen da sind, die – noch einmal – diesen Beruf beherrschen und die auch
Willens sind, unter diesen Rahmenbedingungen und bei dieser Besoldung auch
tatsächlich zu arbeiten.
Ich versuche Ihnen zu sagen, liebe Kolleginnen und Kollegen, dass wir hier
mit einem Problem konfrontiert sind, und dieses Problem nennt sich ganz
einfach: Hier beisst sich die Katze leider in den Schwanz. Das, was wir uns
vorgenommen haben, ist etwas sehr Wichtiges, weil wir nämlich nicht zuletzt
auch sagen, dass wir im Kindergarten in Wien erreichen möchten, dass alle
Wiener Kinder rechtzeitig so gut Deutsch lernen können und vielleicht auch noch
die Alphabetisierung in der eigenen Muttersprache mitmachen können, dass wir
sicher davon ausgehen können, dass sie in ihrer späteren schulischen Laufbahn
nicht mit jenen Schwierigkeiten konfrontiert sein werden, wie wir sie leider,
leider in vergangenen Jahren sehr oft erlebt haben und wie diese auch insgesamt
die schulischen Leistungen dieser Kinder heruntergedrückt haben in vergangenen
Jahren.
Das heißt, es müsste uns ein Anliegen sein, offen über diese Probleme
zu diskutieren und nicht mit irgendwelchen Hin- und Her-Zwischenrufen zu
arbeiten, denn das Problem gibt es nun mal. Wir haben derzeit einen Mangel an
Kleinkindpädagoginnen. Wir haben auf jeden Fall mindestens 150 offene Stellen.
Wir haben großartige Ausbaupläne. Wir müssen daher rechtzeitig Vorsorge tragen,
wie wir – noch einmal – viel mehr junge Menschen motivieren können, diesen
Beruf zu erlernen, aber auch zu ergreifen.
Der einzige Weg, der dorthin führt, dass wir diese jungen Menschen
motivieren können für diesen Beruf, ist ganz klar: Erstens gute
Rahmenbedingungen, mit denen sie in ihrem Alltag konfrontiert sein werden,
zweitens Wertschätzung und drittens Wertschätzung in Form dessen, was am Ende
des Monats im Geldbörsel übrigbleibt. Denn Wertschätzung so dahergesprochen,
ist in Zeiten der Inflation und der Wirtschaftskrise wahnsinnig sympathisch,
aber davon kann man sich leider, leider nichts kaufen.
Über all das sprechen wir heute, und das ist unser Anliegen, das wir
mit dieser Dringlichen verfolgen. Ich hätte gerne, dass man, wie gesagt, statt
hier hyperzuventilieren, auf das eingeht und eine Antwort gibt. Wollen wir
etwas tun für diese Gruppe oder wollen wir einfach weiterhin zuschauen, mehrere
Monate lang? Irgendwann einmal wird es irgendwelche Gespräche geben, die zu
einem Abschluss führen werden, aber bis dahin verlieren wir tagein, tagaus noch
mehr und noch mehr Chancen.
Wir haben hier, wie gesagt, einen konkreten Vorschlag ausgearbeitet.
Wir meinen, dass es tatsächlich ein neues Schema braucht für diese
Berufsgruppe. Wir meinen auch, dass ein derartiges Schema tatsächlich nicht
über Nacht entstehen kann, denn Schemaverhandlungen sind bekanntlich sehr wohl langwierig.
Wir gehen davon aus, dass man sich auch tatsächlich den angemessenen Zeitraum
nehmen muss, den es braucht, um ein neues Schema entstehen zu lassen, aber in
der Zwischenzeit könnte man hier mit einer Dienstzulage arbeiten, so wie diese
Sozialpädagoginnen zur Verfügung steht, was bedeuten würde, dass man zum
Beispiel jetzt im ersten Jahr, also gleich zu Beginn, anstatt
1 655 EUR brutto zu erhalten, wie es jetzt der Fall ist, mit einer
Zulage von 250 EUR aufgerundet auf 1 900 EUR Bruttogehalt käme.
Das würde in dem Fall bedeuten, dass wir – noch einmal – zu einer wesentlichen
Besserung der Einkommenssituation beitragen und dass wir den Beruf, für den wir
alle ja so unendlich viel Wertschätzung hegen, auch tatsächlich attraktiver
gestalten und diese Wertschätzung im monetären Maße, wie es so schön heißt,
ganz tatkräftig und vollkommen klar für diese jungen Frauen zum Ausdruck
bringen.
Lassen Sie mich Ihnen abschließend vielleicht noch etwas in Erinnerung
rufen aus den letzten Tagen. Ich gehe davon aus, dass wir alle täglich Zeitung
lesen, und vor wenigen Tagen wird Ihnen wieder einmal etwas aufgefallen sein,
worauf wir jedes Jahr eigentlich so ein bisschen warten, und das ist der Global
Gender Gap Report. Der kommt jedes Jahr. Und was ist das? Da werden Länder
verglichen und da wird in diesen Ländern einfach genau geschaut, wie weit
sozusagen die Gehälter der Geschlechter auseinanderklaffen. Und siehe da, heuer
hat es Österreich geschafft, noch weiter abzurutschen, nämlich weltweit vom
vormals 29. Platz, wenn ich es richtig in Erinnerung habe, auf den nunmehr
42. Und siehe da – ich meine, wir sind immerhin eines der reichsten Länder der
Welt und eines der reichsten Länder der Union –, wir sind innerhalb der Länder
der Europäischen Union auf sage und schreibe Platz 24 gelandet.
Liebe Kolleginnen und Kollegen! Schlimmer geht es
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