Gemeinderat,
52. Sitzung vom 30.10.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 73 von 95
sowieso nicht gestimmt, so wie Sie es gesagt haben. (GR Mag Wolfgang Jung: Sondern?)
In der Studie zu Leben und Lebensqualität in Wien ... (GR Mag Wolfgang Jung: Aus welchem Jahr?)
Diese Studie ist aus dem Jahre 2003. (Zwischenrufe bei der FPÖ. – GR Mag Wolfgang Jung: Ich habe ja
gesagt: In den letzten sechs Jahren!)
Da hat es eine Umfrage gegeben, und dabei kam heraus, dass sich gute
drei Viertel der WienerInnen in ihrer Wohnumgebung sehr sicher fühlen. Na? Und
wissen Sie, welche Delikte zunehmen? – Autodiebstahl! Sie selbst haben
gesagt, dass ältere Menschen nicht mehr mit dem Auto fahren, sondern mit den
öffentlichen Verkehrsmitteln. Bei diesem Verbrechen kann es also nicht um die
Ängste der älteren Menschen gehen! Dabei geht es Ihnen nur darum, blöd
herumzuhetzen! (Zwischenrufe bei der FPÖ.)
Noch einmal: Es ist wichtig, dass es Projekte gibt, die in
Zusammenarbeit mit der Polizei speziell auf ältere Menschen abzielen. Es ist
wichtig, dass es viele niederschwellige und auch aufsuchende Angebote gibt. (Beifall
von GR Mag Wolfgang Jung und GR Mag Johann Gudenus, MAIS.)
Es gibt den Kontaktbesuchsdienst. Es wäre zum Beispiel interessant,
einmal zu erfahren, was denn von den KontaktbesucherInnen eigentlich erhoben
wird. Geht es da auch um die Bedürfnisse der älteren Menschen in Zusammenhang
mit den Ängsten, die sie in ihrer näheren Wohnumgebung haben? Wird mit den
Ergebnissen des Kontaktbesuchsdiensts betreffend diese Bedürfnisse auch etwas
umgesetzt? Das wissen wir leider nicht, weil die Ergebnisse und das, was
erhoben wird, niemandem zur Verfügung gestellt werden! Und es wird darüber auch
im Bezirk nicht diskutiert. Das wären aber wesentliche Daten, an Hand derer man
vieles verbessern könnte, und zwar dort, wo es die älteren Menschen am ehesten
brauchen, nämlich in ihrer unmittelbaren Wohnumgebung.
Ganz abgesehen davon wissen alle außer vielleicht einer Fraktion in
diesem Haus, dass in erster Linie soziale Sicherheit wichtig ist, um die
Sicherheit für alle, also auch für die älteren Menschen, zu gewährleisten. Und
diese soziale Sicherheit kann man über ganz andere Mittel als über
Polizeieinsatz gewährleisten.
Der Herr Bürgermeister hat vorhin an die Fragestunde erinnert, in der
es um den Weißen Ring und die Opferbetreuung durch den Weißen Ring gegangen
ist. Ich habe den Herrn Bürgermeister damals auch gefragt, ob es eine
Auswirkung dadurch gegeben hat, dass der Verein Neustart auf Anweisung der
Justizministerin Berger nicht mehr in der Opferhilfe tätig ist. Er hat damals
zugesagt, dass er sich erkundigen wird. Nachdem er die eine Zusage eingehalten
hat, mit dem Weißen Ring Gespräche zu führen, nehme ich an, dass er auch
bezüglich des Vereins Neustart entsprechende Gespräche geführt hat, und ich
hoffe sehr, dass einer der Kollegen aus der SPÖ oder eventuell auch der Herr
Bürgermeister beantworten kann, ob daran gedacht ist, dass auch der Verein
Neustart wieder in der Prävention und Opferhilfe und vielleicht auch für ältere
Menschen tätig sein wird.
Ich glaube nämlich, dass das auch ein wichtiger Aspekt bei der
Schadenswiedergutmachung ist. Meist geht es ja um kleinere Delikte, und bei
diesen sind die Diversion beziehungsweise die Schadenswiedergutmachung
sicherlich ein wichtiger Weg, und das trägt meines Erachtens auch dazu bei,
Ängste zu reduzieren oder wieder wegzubringen. – Danke. (Beifall bei
den GRÜNEN.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Als Nächster am Wort ist
Herr GR Dr Ulm. – Ich erteile es ihm.
GR Dr Wolfgang Ulm (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt
Wien): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Wir konnten jetzt in der Debatte Zeuge werden, dass sich zwei
Oppositionsparteien in diesem Haus sehr gerne miteinander beschäftigen. Ich
meine aber doch, dass es wichtiger wäre, ein bisschen den Finger in die Wunde
der Regierungspartei zu legen, denn letztlich ist es die SPÖ in Wien, die diese
Stadt wesentlich gestaltet oder gestalten könnte und die mit ihren Mitteln
natürlich einen wesentlichen Beitrag leisten könnte, um Wien sicherer zu machen
und auch den Anliegen gerecht zu werden, welche die FPÖ heute nicht
unverständlicherweise thematisiert hat.
Wenig überraschend war die erste Reaktion, die ich von meinem Kollegen
in der SPÖ, Kollegen Sicherheitssprecher, aber auch Kollegen Vorsitzenden,
vernehmen konnte, dass die FPÖ mit ihrer Dringlichen Anfrage nur die Flucht
nach vorne antritt, denn tatsächlich hätte es die FPÖ genauso wie die ÖVP zu
verantworten, dass es bei der Exekutive große Spar- und Kürzungsmaßnahmen
gegeben hätte. (GR Heinz Hufnagl: Gegeben hat!)
Auf diese Personalsituation möchte ich jetzt schon ein bisserl
eingehen. Der Herr Kollege meint nach wie vor, dass es diese Einsparungen bei
der Wiener Polizei gegeben hat. Ich freue mich, dass ich jetzt Gelegenheit
habe, mit dieser Mär aufzuräumen. (GR Heinz Hufnagl: Jetzt wird es
spannend!) Ich darf Ihnen dazu Zahlen nennen, und ich lade Sie ein, in
Presseaussendungen oder auch in Wortmeldungen entsprechende Richtigstellungen
vorzunehmen!
Wir sind uns einig, dass der Ist-Stand weit unter dem Soll-Stand liegt.
Das ist jetzt so, das war im Jahr 2000 so, das war im Jahr 1990 so, und das war
in den Jahren davor so. Das liegt einfach an den Erfordernissen des
Dienstbetriebes. Das braucht uns nicht zu überraschen.
Im Jahr 2000 waren es um die 7 000 Planstellen und an die
6 000 Ist-Stellen, und so verhält es sich in etwa auch heute. Wir sind
jetzt ... (Zwischenruf von GR Godwin Schuster.) Ja, ja! Das rechne
ich sehr gerne zusammen, und ich greife den Einwand auch sehr gerne auf, weil
es in der Tat so ist, dass wir bei der Wiener Polizei eine neue Struktur haben,
dass auch Organisationseinheiten ausgegliedert wurden, wo wir jetzt
Bundesplanstellen haben, diese Organisationseinheiten aber weiterhin für Wien
tätig sind.
Sie wissen, dass es da um die Sicherheitsakademie und
das Bildungszentrum Wien mit 60 Personen geht, und es geht um das
Bundeskriminalamt. Das sind also
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