Gemeinderat,
52. Sitzung vom 30.10.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 72 von 95
sich noch öfter darüber aufregen! Wir werden unsere alten Mitbürger
nicht im Stich lassen! (Beifall bei der
FPÖ.)
Vorsitzende
GRin Inge Zankl: Als Nächste zu Wort gelangt Frau GRin Mag
Antonov. Ich erteile es ihr.
GRin Mag Waltraut Antonov (Grüner Klub im Rathaus): Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Damen und
Herren!
Das, was Herr Jung jetzt zum Besten gegeben hat,
ist zum Kotzen! Anders kann man das nicht formulieren! (Beifall bei den Grünen.)
Dass alte Menschen als Vorwand für Ausländerhetze
herhalten müssen, ist schlichtweg zum Kotzen!
Herr Jung! Sie haben es ja noch nicht erkannt: Aber
wenn Sie den Teufel an die Wand malen und gleichzeitig darüber sudern, dass
alten Menschen Angst haben, dann sind Sie das Problem und nicht die Ausländer,
über die Sie herziehen! (GR
Dr Herbert Madejski: Das ist Schwachsinn!)
Haben Sie schon einmal überlegt, was geschehen
wird, wenn die Grenzen dicht gemacht werden, wie Sie das wollen? – Dann
werden Sie wieder ein Problem haben! Dann werden nämlich die älteren Menschen
niemanden mehr haben, der sie pflegt! Haben Sie das schon einmal überlegt?
Überlegen Sie sich das, bevor Sie sich
herausstellen und bei jedem Thema, wurscht, worum es geht, gegen die Ausländer
hetzen! Pfui! (Beifall bei den GRÜNEN. – Zwischenrufe bei der FPÖ.)
Wenn Sie sich anschauen, worum es bei den
Gewaltdelikten gegenüber älteren Menschen geht, dann kommen Sie darauf, dass
das überwiegend Beziehungsdelikte sind. Dann kommen Sie darauf ... (GR Dr Herbert Madejski: Sie lesen die
Zeitung verkehrt!) Wenigstens kann
ich sie lesen!
Wenn Sie sich genau informieren, dann werden Sie
feststellen, dass es um Beziehungsdelikte geht und dass die Menschen nicht
Angst davor haben, auf die Straße zu gehen, so lange sie niemandem von Ihnen
begegnet sind! (Zwischenrufe
bei der FPÖ.)
Sie machen den Menschen Angst und werfen ihnen dann
noch vor, dass sie Angst haben! Das, was Sie machen, ist, diese Angst zu schüren!
Sie schüren diese Angst. Sie rennen mit Statistiken herum, dass die Gewalt
zunimmt und die Zahl der Gewalttaten zunimmt. Und dann sagen Sie: Oje, jetzt
haben die älteren Menschen Angst!
Mich wundert es nicht, dass sich die Menschen
fürchten, die von Ihren Stammtischen nach Hause gehen! Das kann ich
nachvollziehen! Da ist es wurscht, ob es dunkel ist oder nicht. (Heiterkeit
bei den GRÜNEN. – Zwischenrufe bei der FPÖ.)
Was erreichen Sie mit Ihrer Hetze? – Sie
treiben die alten Menschen noch zusätzlich in die Isolation! Die Menschen
brauchen Unterstützung. Die älteren Menschen, die mit Gewalt und Verbrechen in
Berührung kommen, brauchen Unterstützung. Auch ich glaube, dass man da in Wien
noch immer etwas ausbauen und mehr tun kann. Man kann zum Beispiel einmal
überlegen, warum die FPÖ die Menschen in der Stadt eigentlich immer wieder
gegeneinander aufhetzt, anstatt sie dazu zu bringen, einander zu helfen?
Was ist zum Beispiel mit der Nachbarschaftshilfe?
Damit könnten Sie den älteren Menschen helfen! Anstatt immer nur darüber
herzuziehen, dass die Menschen nicht miteinander leben können, könnten Sie doch
einfach einmal ein Projekt starten, das in Richtung Nachbarschaftshilfe geht!
Warum rufen Sie nicht ein Projekt ins Leben, dass Jugendliche mit älteren
NachbarInnen zur Bank gehen? Warum nicht? Das funktioniert. Natürlich
funktioniert das! (GR
Mag Wolfgang Jung: Probieren Sie es einmal mit den Jugendlichen von der
Pankahyttn, dass sie die alten Leute zur Bank begleiten!)
Wovor fürchten sich die älteren Menschen am
meisten? – Vor der Isolation! Sie wollen nicht allein zu Hause sitzen. Und
wenn Sie immer wieder kommen und immer wieder dieselbe Debatte führen, dass
Menschen sich fürchten, auf die Straße zu gehen, dann erreichen Sie genau das: Die
Menschen werden zu Hause bleiben!
Haben Sie schon einmal das Wort Ermächtigung
beziehungsweise Empowerment gehört? Letzteres werden Sie wahrscheinlich nicht
verstehen, deswegen sage ich Ermächtigung. Tun wir doch, anstatt den alten
Menschen vorzubeten, dass sie Angst haben müssen, etwas, damit sie keine Angst
mehr haben! Das funktioniert! (GR Dr Herbert Madejski: Das ist ungefähr so sinnvoll wie der
Vorschlag mit dem Wiener Schnitzel und dem Klimaschutz!)
Schauen Sie zum Beispiel auf die Homepage des
Bundeskriminalamts. (Heftige Zwischenrufe bei der FPÖ. – Gegenrufe bei
den GRÜNEN.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl (unterbrechend): Am
Wort ist Kollegin Antonov.
GRin Mag Waltraut Antonov (fortsetzend): Ob
solcher Meldungen kann man eigentlich nur verstummen! Dagegen kann man nichts
sagen! Dagegen gibt es nichts zu sagen!
Auf der Homepage des Bundeskriminalamtes gibt es zum Beispiel einen
Leitfaden für Kriminalprävention. Dabei geht es um Selbstbehauptung und
Selbstschutz für Kinder, Jugendliche und Frauen. In Anbetracht dessen meine
ich, dass es doch ein gutes Projekt in Wien wäre, so etwas auch für ältere
Menschen zu bringen! Ich glaube auch, dass das eine Gruppe von
Verbrechensopfern ist, die besondere Unterstützung brauchen. Vielleicht kann
man in Wien in Zusammenarbeit mit der Polizei Kurse für Selbstbehauptung und
Selbstschutz für ältere Menschen ins Leben rufen.
Warum fühlen sich ältere Menschen auf der Straße
unsicher? Manchmal fehlt es einfach nur an Licht. Manchmal sind die Gehsteige
zu wenig breit. (Zwischenrufe bei der FPÖ.) Ihr könnt euch gerne noch
einmal nachmelden, kein Problem! (GR Mag
Wolfgang Jung: Das lohnt sich nicht, Frau Kollegin!) Ja, das glaube ich!
Zuerst hier heraußen erzählen, dass Wien das Paradies der Einbrecher ist, und
gleichzeitig zu sudern, dass die alten Menschen Angst haben, das geht nicht
zusammen. Das geht einfach nicht zusammen! Erstens einmal hat es
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