Gemeinderat,
52. Sitzung vom 30.10.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 61 von 95
Musik oder was auch immer wir im Rahmen der Kulturförderung
finanzieren.
Ich bringe jetzt einen Vergleich, damit das einmal deutlich wird: Die
erfolgreichste Produktion, die es im Burgtheater in den letzten 10 bis 15
Jahren gegeben hat, war „Cyrano de Bergerac" mit Klaus Maria Brandauer in
der Hauptrolle. Diese Produktion wurde 10 Jahre lang im Burgtheater gezeigt,
und sie hat in 10 Jahren 70 000 Besucherinnen und Besucher gehabt. Das war
der größte Erfolg, den das Burgtheater, auch unter Klaus Bachler, zu
verzeichnen hatte. - Sogar die größten Flops, wie Sie es jetzt bezeichnen, also
jene Produktionen der Vereinigten Bühnen Wien, die nicht so wahnsinnig gut
gehen, die sich vielleicht nur mit 70 Prozent Auslastung verkaufen, wie
beispielsweise „The Producers" oder „Rudolf", hatten 115 000
Besucherinnen und Besucher, das ist fast doppelt so viel wie „Cyrano de
Bergerac" im Burgtheater.
Das heißt, man muss anerkennen: Es gibt ein Interesse an Theater, an
Film, an Konzerten, an Kabarett, an neuer Musik, an Literatur, an allen
möglichen Formen bildender Kunst - und jede dieser Kunstformen hat ihre
Berechtigung in dieser Stadt, jede dieser Kunstformen hat daher auch ihre
Berechtigung auf öffentliche Förderung. Beim Musical ist das ein Massenpublikum
von Menschen, die sich oft nichts anderes anschauen als Musical. Ich kenne
viele Leute, die sagen: Ich gehe ins Theater!, und wenn ich frage: Was schaust
du dir an?, dann sagen sie: Ich war jetzt im „Tanz der Vampire", es war
super!, oder: Ich war in „Rudolf", das war großartig! - Das heißt, es gibt
sehr, sehr viele Theaterbesucher und -besucherinnen, die gehen ins Musical,
wenn sie ins Theater gehen, und es gibt andere, die in andere Theaterformen
gehen. Und für sie alle müssen wir hier entsprechend ein kulturelles Angebot
mit öffentlicher Finanzierung schaffen. Und daher ist Musical und bleibt
Musical wichtig für die Kulturstadt, für die Musikstadt, für die Theaterstadt
Wien.
Nun, die Vereinigten Bühnen Wien sind Produzent von Musicals und
Musiktheaterbetreiber in einem. Sie bespielen zwar historische, relativ kleine
Häuser mit jeweils zirka 1 200 Sitzplätzen, machen im Jahr mehr als 400
Shows und Veranstaltungen mit 500 000 BesucherInnen im Jahr, exportieren
Erfolgsproduktionen, Eigenproduktionen wie „Elisabeth", „Mozart",
„Tanz der Vampire", „Rebecca" ins Ausland. Wir freuen uns, dass
nächstes Jahr „Rebecca" am Broadway Premiere haben wird. Die Vereinigten
Bühnen Wien sichern in diesem Bereich auch 700 Arbeitsplätze, schaffen
Arbeitsbedingungen für 80 OrchestermusikerInnen, hoch qualifizierte
OrchestermusikerInnen. Sie sind ein wichtiger Wirtschaftsfaktor, und sie sind
insbesondere ein wichtiger Faktor für den Wien-Tourismus und für den Konferenztourismus.
Was ich da jetzt wirklich einmal zurückweisen muss, ist die geheuchelte
Sorge, die ich immer höre, die ein wirklich zynischer Umgang mit der Kunstform
Musical ist, ein zynischer Umgang mit den Vereinigten Bühnen Wien, ein
zynischer Umgang mit den 700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Vereinigten
Bühnen Wien und letztlich ein zynischer Umgang mit 500 000 Wienerinnen und
Wienern und Gästen dieser Stadt, die sich jedes Jahr Musicals in dieser Stadt
anschauen. Und das ist zurückzuweisen! (Beifall bei der SPÖ.)
Zurückzuweisen ist die Rufschädigung der Oppositionsparteien an den
VBW. Die Vereinigten Bühnen Wien sind in einer harten internationalen
Konkurrenzsituation, die Vereinigten Bühnen Wien müssen Produktionen verkaufen
und machen das international auch erfolgreich, die Vereinigten Bühnen Wien
müssen Sponsorverträge aufstellen und machen das in verstärktem Maße - und das
ist alles umso schwieriger, wenn dauernd die Opposition mit Falschmeldungen,
mit Panikmache den Vereinigten Bühnen Wien schadet, offensiv schadet! - Das ist
zurückzuweisen.
Und - ich habe es heute schon gesagt - es gab auch ÖVP-Kulturstadträte,
die das anerkannt haben, die auch in jener Zeit, als sie die politische
Verantwortung für das Kulturressort innegehabt haben, die Förderung
aufrechterhalten haben, und zwar auf einem Level, der um vieles höher war als
heute. In den Jahren 1996/1997, das war unter ÖVP-Kulturstadtrat Marboe, haben
die zwei Musical-Bühnen im Jahr jeweils 22 Millionen EUR Subvention
bekommen - das ist um 7 Millionen EUR mehr, als derzeit die
Musical-Bühnen im Raimund Theater und im Ronacher im Rahmen der Vereinigten
Bühnen Wien an Förderung bekommen.
Nun, Kunst ist immer risikoreich, und daher gibt es immer ein Auf und
Ab. Es gibt Produktionen, die gehen sehr gut, und es gibt Produktionen, die
gehen weniger gut. Und der wesentliche Unterschied - das sollten Sie sich
einmal überlegen - zu einem normalen Repertoiretheater ist: Wenn an einem
Repertoiretheater ein Stück nicht so gut geht, setzt man es nicht an, spielt
man es weniger oft, spielt man etwas anderes. Wenn eine Produktion, die ein
Jahr, zwei Jahre laufen soll, schlechter geht oder nicht so gut geht, wie man
glaubte, dann kann man nur eines machen: dass man sie früher absetzt. Das ist
so ähnlich wie im Kino, da passiert das genauso: Geht ein Kinofilm gut, dann
wird er lange gezeigt; geht er weniger gut, dann wird er früher abgesetzt.
Das heißt, man kann das nicht mit anderen Theatern vergleichen. Und:
Die Vereinigten Bühnen Wien haben in der Musical-Sparte täglich die
Herausforderung – täglich! -, 2 200 Karten im freien Verkauf zu verkaufen.
Es gibt dort kein Abonnement, keine Chance, etwas anderes zu spielen, wenn es
einmal nicht so gut geht. Das heißt, das ist eine große Herausforderung. Und
daher gibt es dort auch größere Ups und es gibt auch größere Downs - das muss
man anerkennen. Und in den Zeiten, wo es gut geht, werden Rücklagen gebildet,
und in den Zeiten, wo es nicht so gut geht, werden diese Rücklagen verwendet,
um wieder ins Up zu kommen - so wie das jetzt passiert ist.
Und es ist natürlich nicht getrickst worden mit dem
Budget! Ein Budgetablauf dauert einfach einige Monate: Das Budget wird in den
Vereinigten Bühnen Wien erstellt, dann geht es in den Aufsichtsrat, dann geht
es in den Gemeinderat, dann geht es in den Gemeinderatsausschuss, dann wird es
im Gemeinderat
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