Gemeinderat,
52. Sitzung vom 30.10.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 60 von 95
der verlängerten Intendantin, der alten Intendantin (Bgm Dr Michael Häupl: Na, na, na! Das
ist uncharmant!) das zutrauen, das in der Zukunft zu machen, weil ihre
Erfolge, die sie in letzter Zeit vorzuweisen hat, enden wollend sind. Nicht
nur, dass die Produktionen wie „The Producers", „Frühlings Erwachen"
und „Rudolf" nicht funktioniert haben, Rettungsversuche - das habe ich
heute Vormittag auch schon erwähnt - sind genauso kläglich gescheitert, wie
etwa die Gastspiele in Berlin oder die abgesagten Gastspiele von „Frühlings
Erwachen" in Düsseldorf, die Mehrkosten und noch mehr Defizit verursacht
haben und nicht dazu beigetragen haben, das Budget der Vereinigten Bühnen zu
retten.
Wir waren alle sehr froh, dass wir in einem Sonderkulturausschuss die
Gelegenheit hatten, Fragen zu stellen, wir sind auch immer froh, wenn wir hier
im Gemeinderat Fragen stellen können, wir wären aber dann natürlich vor allem
froh, wenn die Antworten konkret wären. Aber gewisse Fragen, die wir im
Sonderkulturausschuss gestellt haben, blieben bis heute unbeantwortet, sind
aber meiner Meinung nach sehr entscheidend: Wie viel von den Rücklagen muss
dieses Jahr verbraucht werden? Sind es 6 Millionen, wie es im Mai noch
geheißen hat? Oder sind wir schon bei den 10 Millionen? Und wenn diese
Rücklagen jetzt verbraucht werden: Wie hoch muss die Subventionserhöhung nächstes
Jahr werden, damit die Vereinigten Bühnen ausfinanziert sind? - Wir wissen es
nicht und wir fragen immer nach. Ich glaube, ein Geschäftsführer und auch die
Politik und die Kulturpolitik in dieser Stadt, die wissen es wahrscheinlich
schon. Ich denke einmal, man hat ja Pläne in der Tasche und man rechnet ja aus:
Das ist das an Verlusten gewesen, das verrechnet sich jetzt so, wir rechnen
damit, dass so und so viele Rücklagen verbraucht werden. - Aber wir erfahren es
nicht. (Amtsf StR Dr Andreas
Mailath-Pokorny: ... dass das Jahr noch zwei Monate dauert!)
Was passiert mit den Kartenpreisen? Das war auch eine Frage, die ich
beim Sonderausschuss gestellt habe. Das ist natürlich durchaus auch eine
soziale Frage, nicht wahr? Also: Wer kann sich in dieser Stadt Kultur leisten?
Wie viel kostet eine Eintrittskarte? - Das Beispiel des Herrn Kollegen Ebinger
vom „Family Ticket“ ist ja sehr beispielhaft dafür, wie das manchmal auch
gesehen wird. - Wie viel kostet eine Eintrittskarte bei den Vereinigten Bühnen
Wien? Und: Haben die Wienerinnen und Wiener, die sich Produktionen in den
Vereinigten Bühnen Wien anschauen wollen, damit zu rechnen, dass sie demnächst
tiefer in die Tasche greifen müssen - und das in wirtschaftlich schwierigeren
Zeiten -, weil die Wirtschaftlichkeit der Vereinigten Bühnen Wien nicht
funktioniert hat und man das über die Kartenpreiserhöhung wieder
hereinzuspielen versucht, was dann wiederum für viele Menschen, die sich diese
Produktionen anschauen wollen, ein Ausschlussprinzip bedeutet? (Amtsf StR
Dr Andreas Mailath-Pokorny: Auch diese Antwort haben Sie schon mehrmals
bekommen!)
Wir haben sie nicht bekommen! Wir haben nur die Information bekommen,
dass es eine Umstrukturierung gibt, dass manche Kartenpreise angeglichen werden
zu Vorverkaufssystemen. Aber ob es jetzt tatsächlich eine Kartenpreiserhöhung
gibt oder ob die Preise sogar niedriger werden, diese Information haben wir
nicht erhalten. Wir haben zum Beispiel auch nicht die Frage beantwortet
bekommen, wie hoch die Auslastungen zum Beispiel bei „Rudolf" wirklich
waren. Wir haben die Auslastungszahlen bekommen, aber nicht die Masettenzahlen.
Wir haben nicht erfahren: Wie viele verkaufte Karten hat es denn gegeben? -
Denn: Die Umsatzrückgänge sind sozusagen wesentlich dramatischer als die Quoten,
wenn Sie so wollen. Das heißt, es können ja nicht alle Karten bezahlt gewesen
sein. - Gibt es Prämien in diesem Jahr? Das ist auch eine interessante Frage,
die sich in diesem Zusammenhang stellt.
Ich halte es für wichtig, hier in diesem Haus festzuhalten - denn ich
ahne ja schon, welche Rede wir nunmehr, nach den Kritiken der Opposition,
erhalten werden -, dass es sich bei den Diskussionen um die Vereinigten Bühnen
Wien sicherlich von niemandem in diesem Haus um eine Desavouierung dieser
Bühnenhäuser handelt, dass es niemandem in diesem Haus darum geht, hier
irgendetwas schlechtzureden (Bgm
Dr Michael Häupl: Na, na, na! Das ist zu allgemein! Ihnen glaub ich es ja,
aber ...!), sondern es geht ausschließlich darum, dass wir uns Sorgen
machen. Und die Sorgen hört man ja bei den Interviews selber. Wenn ein
Geschäftsführer sagt, wir müssen Rücklagen aufbrauchen, und wenn der Intendant
der Vereinigten Bühnen Wien Geyer sagt, ich muss mit dem sehr guten Ergebnis im
Theater an der Wien die Verluste des Musicals ausgleichen, dann macht man sich
ja zu Recht Sorgen. Diese Sorgen hätten wir gerne weg, aber sie sind nicht weg!
Wir haben sie seit Jahren. Sie werden immer aufs Neue entfacht, aus
verschiedensten Gründen. Egal, ob wir einen Kontrollamtsbericht lesen oder ob
wir solche Fragen stellen, die Sorgen bleiben. Die Vereinigten Bühnen Wien
bleiben ein Sorgenkind dieser Stadt, und es läge an der Stadtregierung, diese
Sorgen auch uns zu nehmen. - Vielen Dank. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Als Nächster zum Wort
gemeldet ist Herr GR Woller. – Bitte.
GR Ernst Woller (Sozialdemokratische Fraktion des
Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr
geehrter Herr Bürgermeister! Sehr geehrte Damen und Herren!
Zuerst einmal grundsätzlich zum Musical in dieser
Stadt: Das Musical ist eine Theaterform für ein anderes Publikum als jenes, das
in anderen Theatern erreicht wird. Es ist eine Theaterform für ein
Massenpublikum. Die Eigenproduktionen von „Elisabeth" und „Rebecca",
um zwei zu nennen, hatten jeweils im Jahr 500 000 Besucherinnen und
Besucher, und die Eigenproduktionen der Vereinigten Bühnen Wien werden jedes
Jahr im Ausland von einer Million Besucherinnen und Besucher gesehen. Es ist
daher angesichts dieser Zahlen, angesichts dieser großen Akzeptanz bei so
vielen Wienerinnen und Wienern völlig berechtigt, dass Musical genauso
öffentlich finanziert wird wie Oper, Film, Theater, neue
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