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Gemeinderat, 52. Sitzung vom 30.10.2009, Wörtliches Protokoll  -  Seite 59 von 95

 

Sondergemeinderat war er ja dann krank, vielleicht war er es wirklich - damit angedeutet, dass es eigentlich eine politische Fehlentscheidung war, in das Musical so viel Geld zu investieren, weil dieses ja ohnedies nicht mehr lange am Leben zu erhalten ist. Das ist aber eine Verantwortung, die die Politik allein zu tragen hat, Herr Bürgermeister.

 

Und wenn wir jetzt von diesem Defizit in Höhe von 37,3 Millionen EUR, das ins Haus steht, reden, und darüber hinaus diese Zusatzsubvention von 2,1 Millionen für diese Sanierung der Seiten haben, dann sind wir eigentlich bei 40 Millionen. Wenn jetzt zum Beispiel 10 Millionen EUR aufgelöst werden, dann haben wir keine Rücklagen mehr und sind eigentlich bei 50 Millionen. Wenn wir keine Rücklagen mehr haben und wenn Herr Drozda sagt, wir werden bald mehr Geld brauchen, dann frage ich mich - unabhängig von jeder ausstehenden Sanierung -, was auf den Steuerzahler nächstes Jahr zukommt.

 

Und dann war noch etwas Bedenkliches, und das möchte ich zum Abschluss sagen: Bei der Sondersitzung wurde von Herrn Drozda auch angedeutet, dass Kollektivvertragsverhandlungen geführt werden. Und wenn man sich hier die Ausgaben anschaut, dann macht das künstlerische Personal ungefähr 9,24 Prozent des Budgets aus - außer den außerordentlichen Künstlern, also Solisten und so -, und Intendanz und Verwaltung 9,18 Prozent. Also die Intendanz kostet, vereinfacht gesagt, so viel wie das künstlerische Personal. Es wurde auch vom Kontrollamt eindeutig festgestellt, dass die Gehälter der Intendanz doch ziemlich hoch sind. Wir haben einmal die Forderung aufgestellt, keiner soll in Wien mehr verdienen als der Bürgermeister. Jetzt verdient schon die Wien Holding weit mehr als der Bürgermeister, aber das Kontrollamt stellt fest, dass die Intendanz von Musical und Theater an der Wien um bis zu 80 Prozent mehr als die anderen vergleichbaren Geschäftsführer der Wien Holding verdient!

 

Da würde ich einmal bei dem, was die Intendanz verdient, zu sparen beginnen, denn wenn man von Gehältern von 30 000, 40 000 EUR brutto plus Sonderprämienzahlung für Dinge, die nicht nachvollziehbar sind, plus Überstundenpauschalen und, und, und ausgeht, dann beginnt der Fisch am Kopf zu stinken. Wenn da wirklich Leute mit ihren normalen Gehältern hinuntergesetzt werden sollten oder entlassen werden sollten, dann würde ich zuerst einmal nachfragen, was die Intendanz wirklich verdient, denn das wird keiner verstehen.

 

Und zum Abschluss noch zu folgendem Argument: Als ich einmal gesagt habe, das Theater an der Wien allein würde vielleicht viel besser dastehen und wir könnten auch leichteren Herzens einer Zusatzsubvention zustimmen, weil wir an den Erfolg glauben, hat es geheißen, es gibt Synergieeffekte, was das Personal betrifft und so weiter. Aber laut Kontrollamtsbericht gibt es bei den Teil- und Vollzeitbeschäftigten einen Anstieg von 525 im Jahr 2006 auf 666 im Jahr 2008. Das heißt, wir haben um 141 Personen mehr! Das ist offenbar dann ein negativer Synergieeffekt! Das heißt praktisch, die Vereinigten Bühnen entwickeln sich hin zu immer mehr Personal. Kurios ist nur, dass dabei die Intendanz einen doch beachtlichen Anteil von 10 Prozent des gesamten Budgets einnimmt.

 

Meine Damen und Herren! Wir werden das ernsthaft weiterverfolgen. Wir fürchten, dass die Stadt Wien mit dieser Subvention in ein immer größeres Dilemma schlittert. Es wird natürlich verschleiert, so gut es geht - das wird von dort kommen, das andere Geld wird von der Wien Holding kommen -, aber Faktum ist, es wird hier im großen Stil Steuergeld zum Fenster hinausgeworfen. (Beifall bei der FPÖ.)

 

Vorsitzender GR Godwin Schuster: Als Nächster zum Wort gemeldet ist Herr GR Schreuder. Ich erteile es ihm.

 

GR Marco Schreuder (Grüner Klub im Rathaus): Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrter Herr Bürgermeister!

 

Ich werde versuchen, mich kurz zu fassen, weil das Interesse an einer redundanten Diskussion im Haus wahrscheinlich enden wollend ist. (Bgm Dr Michael Häupl: Bravo! – Beifall von Bgm Dr Michael Häupl, VBgm Dr Michael Ludwig und Amtsf StR Dr Andreas Mailath-Pokorny) Aber ich habe schon noch ein bisschen was zu sagen. (Bgm Dr Michael Häupl: Ich höre Ihnen nach dieser Einleitung gerne zu!)

 

Ich verweise zunächst einmal auf das schon Gesagte von heute Vormittag, das ich jetzt nicht unbedingt wiederholen möchte. Eine Diskussion, die ich allerdings in diesem Rahmen vermisse - und da sollten vielleicht auch die Oppositionsparteien meiner Meinung nach eine gewisse Selbstkritik üben -, ist die Diskussion über die Frage: Was soll denn mit dem Ronacher sein? Was sollen wir denn tun mit dem Ronacher? - Hier braucht es, glaube ich, wirklich das Gehirnschmalz von uns allen, denn offensichtlich ist: Musical im Ronacher funktioniert nicht besonders gut, und zwei Musical-Bühnen dürfte um eine Musical-Bühne zu viel sein. - Und hier müssten wir ansetzen, hier bräuchten wir dringend eine Diskussion darüber, was mit dem Ronacher passiert.

 

Ich persönlich erinnere mich an schöne und weniger schöne Momente im Ronacher. Es ist ein Etablissement-Theater, es ist eigentlich ein klassisches Varieté-Theater. Varieté heute noch abendfüllend zu gestalten, ist auch nicht so eine einfache Angelegenheit, das gebe ich zu, aber man muss sich etwas einfallen lassen.

 

Und eine Kritik müssen wir auf jeden Fall vorwerfen: Wenn die Musicals im Ronacher nicht funktionieren – „Tanz der Vampire" läuft zum Glück sehr gut; da bin ich der Erste, der froh ist, dass das funktioniert, und wir hoffen, dass deswegen auch weniger Rücklagen benötigt werden, als von vielen ausgerechnet, aber wenn es eine Produktion nach der anderen betrifft, das Ronacher offensichtlich nicht so funktioniert, wie man es gerne hätte, muss man, wenn man es weiter sanieren will – und es bräuchte ja weiter Sanierung, es bräuchte weiter Investitionen -, auch genau wissen, was mit dem Haus passiert, es braucht eine Perspektive. Und da stellt sich tatsächlich die Frage, ob wir der neuen Intendantin, oder

 

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