Gemeinderat,
52. Sitzung vom 30.10.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 57 von 95
Danke für die Beantwortung der Anfrage. Leider muss ich feststellen,
dass sie in wesentlichen Punkten unbefriedigend ist, aber ich werde darauf
zurückkommen.
Eingangs eine Bemerkung: Ich unterstütze Ihre Eingangsworte von der
kulturellen Bedeutung der Institution für die Stadt Wien. Genau das ist der
Grund, warum wir uns Sorgen um die finanzielle Gestionierung der Vereinigten
Bühnen Wien machen und Näheres wissen wollen. Es ist keine Frage, dass das
Theaterkombinat Vereinigte Bühnen Wien eine wesentliche Kulturinstitution ist.
Die Frage ist, wie sie finanziert wird. Die Frage ist, wie dieses Kombinat aus
öffentlichen Mitteln finanziert wird. Die Frage ist, ob dort sparsam
gewirtschaftet wird. Und die Frage ist, ob der Subventionsgeber genau weiß, was
dort abläuft. Wir bezweifeln das anhand einiger Dinge, auf die ich noch
zurückkommen werde.
Die nächste Bemerkung bezieht sich auf das Strategiepapier, von dem Sie
gesprochen haben. Es ist richtig, es gibt ein Strategiepapier der Vereinigten
Bühnen Wien, das aber keinerlei Daten und Fakten bezüglich der finanziellen
Situation, bezüglich der Auslastungen und bezüglich des tatsächlichen
Subventionsbedarfes enthält. Das ist zu wenig.
Nächste Bemerkung: Wenn Sie im Theater an der Wien den Abo-Zuwachs von
2 700 auf 4 700 Abonnenten ansprechen und sagen, es wird im kommenden
Jahr wahrscheinlich noch besser sein, so kann man dem Intendanten gratulieren,
muss aber auf der anderen Seite auch die Kosten in Relation stellen. Wir sind
konfrontiert mit der Tatsache, dass jeder Sitzplatz in den Vereinigten Bühnen
Wien mit einer Summe von mehr als 200 EUR subventioniert wird. Das muss
man den Leuten auch erklären können. Wir machen nichts schlecht, sondern wir
versuchen, Sie, die Mehrheitsfraktion, zu bewegen, die Dinge dort endlich gut
zu machen. Das ist der wesentliche Unterschied.
Zu der Frage, ob Kultur und Kunst nicht immer Risiko ist: Natürlich ist
es Risiko, natürlich wird es Produktionen geben, die besser gehen, und es wird
Produktionen geben, die keine Publikumsakzeptanz finden, keine Frage. Die Frage
ist eine andere, und deren Beantwortung hätte mich interessiert: War es
richtig, vor der Zeit den Vertrag der Intendantin ohne Ausschreibung zu verlängern?
Die Erfolge können es nicht gewesen sein, die dazu geführt haben. Die Frage
stellt sich: Was war dann der Grund, dass der Vertrag verlängert wurde?
Aber wesentlich scheint ja auch der Punkt zu sein, den Sie angezogen
haben und der unsere Vermutung bestätigt: Es gibt offenbar
Abdeckungsverpflichtungen der Gemeinde Wien, die der Höhe nach nicht begrenzt
sind. Zumindest schließe ich das aus Ihrer Antwort. Das wiederum würde heißen,
dass jeder Subventionsgeber, in dem Fall der amtsführende Stadtrat Mailath-Pokorny,
eigentlich auf verlorenem Posten kämpft. Er kann sich verwenden - und ich will
ihm jetzt attestieren, dass er es bisweilen auch versucht -, dass sparsam
gewirtschaftet wird.
Aber das Management hat eine Abdeckungsgarantie: Es ist völlig egal,
wie viel am Ende verbraten wird - es wird gezahlt. Das sind
Vertragskonstellationen, die nicht im Interesse der öffentlichen Hand sein
können. (Beifall bei der ÖVP.)
Die Frage ist, warum hier nicht die Dinge geändert werden, warum nicht
klare Vorgaben gemacht werden, warum nicht gesagt wird: So und so viel ist in
dieser Konzeption als Zuschuss zu geben, und das Management soll
dementsprechend agieren und vorgehen.
Aber offenbar ist das nicht notwendig. Es wird gezahlt, was verlangt
wird, und schlimmstenfalls wird es auch unter Vorspiegelung zumindest nicht
ganz korrekter Tatsachen bezahlt. Ich habe das Beispiel bereits genannt und ich
wiederhole es: Am 11.11.2008 wird ein Budget vorgelegt, das Grundlage für die
Subventionszusage und den Subventionsbeschluss des Gemeinderates ist. Dieses
sieht einen Abgang oder eine Subvention von 37,3 Millionen EUR und
eine Auflösung von Rücklagen in Höhe von ungefähr 3 Millionen EUR
vor. Sechs Wochen später wird ein neues Budget gemacht, und all das, was der
Gemeinderat beschlossen hat, ist hinfällig, weil völlig andere
Rahmenbedingungen herrschen.
Das kann man doch nicht durchgehen lassen! Das kann man auch einem
Kulturkombinat nicht durchgehen lassen, das internationale Akzeptanz hat, wenn
die Leute, die Touristen sich dessen Produktionen anschauen. Ob es so toll ist,
was sie hier in der Musicalsparte sehen, ist eine andere Frage, aber wir haben
nicht als Geschmacksrichter aufzutreten, sondern wir haben in der Kulturpolitik
Rahmenbedingungen zu setzen, um die Institutionen möglichst ungestört arbeiten
zu lassen.
In dem Zusammenhang will ich einen Beschluss- und Resolutionsantrag
einbringen, der für die Zukunft klare Richtlinien für die Subventionsvergabe
vorsieht. Ich habe Ihnen in einigen Fällen - und ich könnte das weit
fortsetzen, das werden meine Kollegen ohnehin noch in Details tun - dargelegt,
warum wir der Meinung sind, dass hier dringender Handlungsbedarf besteht. Ich
darf daher folgenden Beschlussantrag einbringen:
"Der Gemeinderat spricht sich dafür aus, dass sämtliche weitere
Subventionen an die Vereinigten Bühnen Wien nur gegen Vorlage eines
Businessplanes zumindest für die Jahre 2010 - 2012 gewährt werden. Ein
derartiger Businessplan hat wenigstens die langfristige künstlerische Planung,
die daraus voraussichtlich geplanten Einnahmen, bereits absehbare, etwaig
notwendige Sanierungsmaßnahmen, als auch Reform- und Einsparungsmaßnahmen zu
beinhalten.
In formeller Hinsicht wird die sofortige Abstimmung beantragt." (Beifall
bei der ÖVP.)
Dazu abschließend noch ein Wort: Wie vorgegangen
wurde, zeigt sich auch in dem Splitten zwischen einem Betriebsbudget und einem
Investitionsbudget, der nachträglichen Erhöhung der Subventionen und auch darin
– das haben wir Ihrer Antwort auch entnommen -, dass unbekannt ist, wie viele
weitere Millionen notwendig sind, um das Ronacher nach der Funktionssanierung
auch zu sanieren. Was dort gespielt wird, sehen wir täglich. Ob es die Krise
der Vereinigten Bühnen Wien beenden
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